89. Deutscher Bibliothekartag 1999 in Freiburg im Breisgau

Kurzreferate

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Mittwoch, 26.5.
14.00 - 18.00 Uhr

KG II, HS 2004


Themenkreis VI: Elektronisches Publizieren im Hochschulbereich

Online-Verleger Bibliothek? Die Publikation von Hochschulschriften im Internet als neues Dienstleistungsangebot der Bibliotheken
Dr. Beate Tröger, Essen

Digitale Dissertationen - ein Beispiel für den Umgang mit elektronischen Publikationen in Wissenschaft und Bibliothek
Susanne Dobratz/Dr. Hans-Ulrich Kamke, Berlin

Sinn, Nutzen, Kriterien einer - insbesondere hochschulübergreifenden - Bereitstellung von "Multimedia"-Informationen
Wolfgang Binder, Bielefeld

KOPS - Konstanzer Online-Publikations-System
Petra Hätscher, Konstanz

Der Archivserver: Funktionen - Arbeitsbereiche - Probleme
Ute Winter, Erfurt

Moderation: Barbara Jedwabski, Dortmund

Online-Verleger Bibliothek? Die Publikation von Hochschulschriften im Internet als neues Dienstleistungsangebot der Bibliotheken.

Dr. Beate Tröger, Essen

Ein neues Zauberwort geistert seit einigen Monaten durch die wissenschaftliche ebenso wie durch die bibliothekarische Landschaft: das Zauberwort der Elektronischen Hochschulschriften. Bibliothekskeller, Autorengeldbeutel und die auf eine Fernleihe wartende Wissenschaftlergeduld sollen entlastet werden durch die Datenhighway-Veröffentlichung von Dissertationen, Preprints, Forschungsberichten usw. Und auch für die Lehre, für das Studium wird Vielfältiges gepriesen: Vorlesungsskripte im Internet avancieren zum Heilmittel gegen überfüllte Vorlesungsräume.

Den Hochschulbibliotheken werden in diesem Zusammenhang eine Vielzahl neuer Arbeitsbereiche in ihr Pflichtenheft geschrieben: die Lösung technischer Fragen ist ebenso gefordert wie diejenige bibliothekarisch-organisatorischer Probleme oder rechtliche Unsicherheiten, Marketingstrategien sind ebenso zu entwickeln wie umfassende Konzepte für Nutzer-Schulungen und Nutzer-Beratungen.

Etliche Projekte und Einzelaktivitäten befassen sich gegenwärtig mit diesen Herausforderungen. Einige der ihnen zugrunde liegenden Aufgaben und Probleme zu benennen und anhand der verschiedenen gewählten Lösungsstrategien Verfahrensfragen zu vergleichen, ist Ziel des Vortrags.


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Digitale Dissertationen - ein Beispiel für den Umgang mit elektronischen Publikationen in Wissenschaft und Bibliothek

Susanne Dobratz und Dr. Hans-Ulrich Kamke, Berlin

Bibliotheken werden in zunehmendem Maße mit der Aufgabe konfrontiert, elektronische Publikationen entgegenzunehmen, zu bearbeiten, zu archivieren und verfügbar, d.h. recherchierbar zu machen. So findet man derzeit an fast jeder Universitätsbibliothek ein entsprechendes Projekt, in dem versucht wird, die mit der elektronischen Veröffentlichung von Dissertationen verbundenen Fragestellungen in technischer, bibliothekarischer und archivarischer Hinsicht zu erarbeiten und in einer Zusammenarbeit von Fachwissenschaftlern, Informatikern und Bibliothekaren Lösungen zu finden, zu implementieren und in den Geschäftsgang der Bibliotheken zu integrieren.

Eine Automatisierung von Geschäftsvorgängen setzt jedoch eine Normierung der Anforderungen sowohl an die Produzenten elektronischer Publikationen als auch an die Konsumenten und die Bibliotheken voraus. Das bedeutet insbesondere, daß - möglichst übergreifend - Standards festzulegen sind, in denen diese Publikationsformen angenommen, bearbeitet, dauerhaft gespeichert und präsentiert werden.

Dieser Vortrag problematisiert die praxisorientierten Konsequenzen der Angebote elektronischen Publizierens sowohl für die Bibliotheken als auch für die beteiligten Wissenschaftler.

Ausgehend von den Erfahrungen, die bereits innerhalb der beiden Projekte "Digitale Dissertationen" (http://dochost.rz.hu-berlin.de/epdiss) und "Dissertationen Online" (http://www.educat.hu-berlin.de/diss_online/index.html) an der Humboldt-Universität zu Berlin gemacht wurden, werden folgende Problembereiche diskutiert:

  • Dateiformate für das elektronische Publizieren,
  • Sicherung der Authentizität und Integrität der Daten,
  • Recherchemöglichkeiten in strukturierten Dokumenten,
  • Betreuung der Autoren und
  • Der bibliothekarische Geschäftsgang "Elektronische Dissertation"


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Sinn, Nutzen, Kriterien einer - insbesondere hochschulübergreifenden - Bereitstellung von "Multimedia"-Informationen

Wolfgang Binder, Bielefeld

Ausgehend von der aktuellen Projektszene wird versucht, einen bibliothekarischen Zugang zu Multimedia zu gewinnen (was verschieden davon ist, Experte sein oder werden zu wollen). Unter einem erweiterten Multimedia-Begriff werden auch andere studienrelevante Angebote digitaler Bibliotheken in die Betrachtung einbezogen. Folgende Leitprinzipien werden an den Anfang gestellt: die Bedarfs- bzw. Nachfrageorientierung, der "flächendeckende" Versorgungsauftrag, die Angemessenheit der Kosten im Vergleich zu traditionellen Medien und die Einbeziehung des medialen Umfeldes der Hochschule. Es folgt ein Blick auf die multimedialen Hochschulaktivitäten. Wegen unzureichender Verlagsangebote, chronischer Mittelknappheit, und weil die Hochschulen ihren multimedialen Bedarf zu einem großen Teil durch Eigenentwicklungen und -angebote decken, sind Bibliotheken hier in einer schwachen Position. Mit der Integration und Zentrierung bibliothekarischer Informationsangebote und Dienstleitungen in digitalen Bibliotheken, die Multimedia schwerpunktmäßig einbeziehen, können Bibliotheken aber dennoch einen eigenen wirkungsvollen Akzent setzen. Es werden verschiedene multimediale Produkttypen identifiziert und auf ihre bibliothekarische Relevanz untersucht: Produkte, die der wissenschaftlichen Kommunikation zuzuordnen sind, sind in einigen Fällen auch für bibliothekarische Angebote interessant, ebenso kostenfreie Vorlesungsskripte und didaktische Demonstrations- und Visualisierungsobjekte im Internet. Der Schwerpunkt liegt auf multimedialen Lehr- und Lernprodukten, die nach Anspruch (ergänzend/vertiefend vs. einführend) und Nutzungsform differenziert und medienkritisch betrachtet werden. Diese können traditionelle Lehrbücher nicht substituieren; Produkte mit begleitendem Charakter sind dagegen eine wertvolle Bereicherung. Eine Digitalisierung gedruckter Lehrbücher wird skeptisch beurteilt wegen des geringen elektronischen Mehrwerts und der nicht mediengerechten und im Verhältnis zu teuren Verbreitungs- bzw. Vervielfältigungsform. Bei elektronischen Nachschlagewerken, die m.E. auch multimediale Qualitäten aufweisen, (aber auch bei Textsammlungen) ist die Attraktivität ihrer Benutzung ins rechte Verhältnis zu Preis und wissenschaftlichem Wert zu setzen. Das Problem der Bereitstellung konsortial finanzierter zentraler Angebote besteht darin, den zentralen und dezentralen Mitteleinsatz in seiner Gesamtheit so zu koordinieren, daß der Bedarf, der letztlich immer ein lokaler Bedarf ist, optimal gedeckt wird. Abschließend werden die Perspektiven der studentischen Nutzung digitaler Angebote beleuchtet. Es ist davon auszugehen, daß die diesbezügliche Akzeptanz und Nachfrage in den nächsten Jahren erheblich zunehmen werden, daß aber das klassische Lehrbuch weiterhin seine Leser finden wird.

(s.a.: http://www.ub.uni-bielefeld.de/aktuell/multimedia.htm)


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KOPS - Konstanzer Online-Publikations-System

Petra Hätscher, Konstanz

Die Bibliothek der Universität Konstanz archiviert und präsentiert seit 1996 in der Universität erstellte Schriften in elektronischer Form und stellt sie über das Internet kostenfrei zur Verfügung. Die Sammlung umfaßt alle Arten von Hochschulschriften, die üblicherweise in Printform als Graue Literatur über die Tausch- und Geschenkstellen bearbeitet werden.

Im Vortrag liegt der Schwerpunkt auf der organisatorischen Einbindung der Dienstleistung in die Universität und die Darstellung der Geschäftsgangseinbindung innerhalb der Bibliothek. Es werden nicht die technischen Details des Systems dargestellt, sondern die notwendigen Rahmenbedingungen, die neben den EDV-technischen Lösungen auch Voraussetzung für einen erfolgreichen Start und für die Akzeptanz innerhalb der Universität sind. Es müssen erfahrungsgemäß im Vorfeld viele Fragen geklärt und viele Vorurteile ausgeräumt werden, bevor die Autoren diese Dienstleistung aufgreifen.

Im Laufe des Frühjahrs 1999 werden gravierende Änderungen in der Verwaltung und Präsentation der elektronischen Hochschulschriften stattfinden. Die Auswirkungen dieser organisatorischen Veränderungen werden auch Gegenstand des Vortrages sein.


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Der Archivserver: Funktionen - Arbeitsbereiche - Probleme

Ute Winter, Erfurt

Nach Klärung grundlegender Begriffe wie Virtuelle Bibliothek, Digitale Bibliothek, Elektronische Objekte usw. soll auf die Funktionen und Einsatzmöglichkeiten eines Archivservers im Hochschulnetz und im World Wide Web eingegangen werden. Aufgrund länderübergreifender Kooperationsprojekte sowie unter Ausnutzung der heutigen Vernetzungstechnik nimmt die Idee einer ortsunabhängigen Virtuellen Bibliothek langsam Gestalt an. Jede Bibliothek trägt ihren Teil dazu bei, indem sie Volltexte über den Archivserver zur allgemeinen Verfügung ins Internet stellt. Im Intranet kann der Archivserver als Dokumentenserver eingesetzt werden.

Welche Probleme tauchen dabei auf, wie ändern sich Arbeitsbereiche und welche neuen Dienstleistungen entstehen? Anhand einer Checkliste werden Fragen zu verschiedenen Themenkreisen wie technische Anforderungen an Archivserver, Anforderungen an die Retrievalsoftware, Copyright-Problematiken, Formatfragen bei Langzeitarchivierung und Präsentation, Vergabe von Zugriffsberechtigungen usw. gesammelt. Diese Fragen müssen aufgrund der hochschulspezifischen Anforderungen, Schwerpunkte und Besonderheiten beantwortet werden. Allgemeingültige Lösungen gibt es (noch) nicht.

Innerhalb der Hochschule wird darum meist ein neues Organisationskonzept erforderlich, das die Bereiche Bibliothek, Wissenschaft und Rechenzentrum eng verknüpft.

In diesem Konzept übernimmt die Bibliothek die Verwaltung des Archivservers, das Sammeln und Aufbereiten und Bereitstellen der Daten, während sich das Rechenzentrum um die technische Seite, die Instandhaltung und Wartung der Hardware kümmert. Die Wissenschaft liefert die Inhalte, die auf dem Archivserver präsentiert werden sollen unter Einbeziehung moderner Publikationsformen wie des dynamischen Publizierens.

Nicht zuletzt müssen seitens der Hochschule und/oder der Bibliothek Marketingkonzepte entwickelt werden, um die Akzeptanz der neuen Technik bei den Wissenschaftlern zu erhöhen.


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http://www.ub.uni-freiburg.de/bibtag99/abstract/06.html
Letzte Änderung: 22.06.1999

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