89. Deutscher Bibliothekartag 1999 in Freiburg im Breisgau

Kurzreferate

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Mittwoch, 26.5.
14.00 - 18.00 Uhr

KG I, HS 1010


Themenkreis IX: Architektonische Leitbilder contra Funktionalität oder Leben im architektonischen Kunstwerk
(unter Mitwirkung der DBI-Baukommission)

Universitätsbibliothek Eichstätt - das Leitbild des Architekten Behnisch
Architekt Christian Kandzia, Stuttgart

Universitätsbibliothek Eichstätt - Erfahrungen der Bibliothek
Dr. Richard Bonnin, Eichstätt/Ingolstadt

Stadtbibliothek Lörrach - das Leitbild des Architekten Pfeifer
Architekt Prof. Dr. Günter Pfeifer, Weil/Rhein

Stadtbibliothek Lörrach - Erfahrungen der Bibliothek
Florian Nantscheff, Lörrach

Badische Landesbibliothek Karlsruhe - das Leitbild des Architekten Ungers
Architekt Burkhard Meyer, Karlsruhe

Badische Landesbibliothek Karlsruhe - Erfahrungen der Bibliothek
Dr. Ludger Syré, Karlsruhe

Moderation: Inken Feldsien-Sudhaus, Hamburg-Harburg

Wenn heute in Zeiten der Defizite bei den öffentlichen Haushalten überhaupt noch Bibliotheken neu gebaut werden, wird dieses auch gern von Politikern und Verwaltung genutzt, um den Ort oder die Einrichtung in der Öffentlichkeit bekannter und attraktiver zu machen. Dabei werden z.T. Gebäude umgenutzt, die erst teuer hergerichtet werden müssen, oder es wird im Rahmen eines Wettbewerbs ein etwas aufwendigerer Entwurf ausgewählt, der große Außenwirkung hat. Die Bibliotheken befinden sich dabei häufig in einem Spannungsfeld zwischen dem Zwang, rationelle Betriebsabläufe gewährleisten zu müssen, und dem Bestreben, ihren Kunden und Mitarbeitern eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Ein Neubau oder ein Umbau bieten Bibliotheken Chancen und Risiken. Realisierte Beispiele werden jeweils von den beteiligten Architekten vorgestellt und eine kurze Bilanz des täglichen Alltags durch die Bibliothekare gezogen. Auch die Frage der Veränderung, Anpassung oder Erweiterung der baulichen Konzepte an neu entstehende Bedürfnisse der Nutzer soll angesprochen werden.

Moderation: Inken Feldsien-Sudhaus, Hamburg-Harburg


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Universitätsbibliothek Eichstätt - Erfahrungen der Bibliothek

Dr. Richard Bonnin, Eichstätt

Der übliche, mit der Umstrukturierung der Gesamthochschule Eichstätt zur Universität 1980 einhergehende Platzmangel war es, der die Errichtung einer neuen Zentralbibliothek an der Universitätsbibliothek Eichstätt unumgänglich machte. Die Planung oblag dem Architekturbüro Behnisch und Partner aus Stuttgart. 1987 erfolgte die Fertigstellung.

Es entstand ein Gebäudekomplex für Forschung und Lehre. Integriert in den Neubau wurden die Zentralbibliothek mit Verwaltungsräumen, Magazin, Lesesaal mit der Teilbibliothek der Sprach- und Literaturwissenschaften und der Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften, außerdem die Räumlichkeiten für zwei Fakultäten, ein Sprachlabor und zwei Vorlesungsräume.

Ein gemeinsames Bauprojekt von Universität, Bibliothek und Architekten: Während der sechseinhalbjährigen Planungs- und Bauphase hatte die Bibliothek ausreichend Gelegenheit, in wechselseitigen Gesprächen mit den Architekten gestalterische Ansprüche der Architektur mit der Funktionalität einer Bibliothek zur Zufriedenheit beider Seiten in Einklang zu bringen.

11 Jahre nach Fertigstellung des Baus erscheint nun ein Resümee aus den bisherigen Erfahrungen der Nutzer angebracht. Nähere Auskunft geben die Ergebnisse einer Befragung des Bibliothekspersonals sowie der Bibliotheksbenutzer, die es erlauben, sich ein Meinungsbild über die Akzeptanz, die Vorteile, die Mängel im Arbeitsprozeß der Bibliothekare und die Arbeitsplatzbedingungen für die Benutzer zu machen.

Da der Bibliotheksbau der Universität Eichstätt wichtige Impulse für nachfolgende Bibliotheksbauwerke gab, wird der Frage nachgegangen, ob das Konzept dieses Bautyps zukunftsweisend sein könnte und welche Bauten in Anlehnung an das Eichstätter Modell entstanden.


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Badische Landesbibliothek Karlsruhe – das Leitbild des Architekten Ungers

Architekt Burkhard Meyer, Karlsruhe

Der Bau der Landesbibliothek ist der Versuch, ein Gebäude zu gestalten, das den Eindruck vermittelt, als sei es schon immer dagewesen, und das weder zeitgeschichtlich noch formal einzuordnen wäre. Ein Gebäude im Sinne eines Kontinuums von Raum und Zeit, eingebunden in den räumlichen und zeitlichen Zusammenhang des Ortes, für den es entworfen ist.

Die städtebauliche Situation bestimmt den Maßstab und die formale Sprache des Entwurfs. Hierbei sind insbesondere die Eingliederung der historischen Bausubstanz auf dem Gelände sowie die dominierende Stephanskirche, deren Maßstab und die vorwiegend klassizistisch geprägte Architektur bestimmend.

Ungers geht von der Existenz zeitlos gültiger Grundmuster und Urbilder aus. Er arbeitet mit architektonischen Grundformen wie Portikus oder Tor und baulichen Grundelementen wie Säule oder Wand. Dem entspricht die Auffassung, daß die einzelnen Teile eines Baus eine architektonische Funktion erfüllen, sie sind Säule oder Wand, niemals nur Ausdruck technischer Notwendigkeit.

Quadrat und Kreis sind ebenso zeitlose Muster von allgemeiner symbolischer Bedeutung.

Der Lesesaal als quadratischer, mit einer Kuppel überwölbter Raum erinnert an das Pantheon, das Heiligtum der Götter, und stellt ebenso den Bezug zum Archetypus des Bibliotheksbaus, dem British Museum Reading Room her.

Die Architektur wird ergänzt durch Kunstwerke, die die formalen Intentionen des Architekten unterstützen und so zur Inszenierung des Ortes beitragen.

Die abstrakten, mit architektonischen Formen arbeitenden Skulpturen Sol LeWitt’s, Per Kirkeby’s und Hubert Kiecol’s stellen einen direkten Bezug zur Sprache der Architektur her.

Ian Hamilton Finlay stellt im Lesesaal der Bibliothek das Spiel mit Formen und ihrer Bedeutung vor.


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Badische Landesbibliothek Karlsruhe - Erfahrungen der Bibliothek

Dr. Ludger Syré, Karlsruhe

Am Beispiel des Neubaus der Badischen Landesbibliothek wird der Beziehung zwischen Architektur und Funktion nachgegangen. Der Kölner Architekt Oswald Mathias Ungers, der aus dem Wettbewerb für den Neubau der Badischen Landesbibliothek als Sieger hervorging, hatte bereits in den sechziger Jahren gegen die rein funktionalistische Architektur protestiert und statt dessen eine Architektur gefordert, die sich mit der Tradition auseinandersetzt und ihre Form, ihre Sprache und ihr Vokabular aus der jeweiligen Umgebung bezieht. Das Gebäude der BLB wird diesem Anspruch gerecht und erweckt in der Tat den vom Architekten beabsichtigten Eindruck, als habe es schon immer an diesem Platz gestanden.

Das Gebäude weist außen wie innen eine geometrische Strenge auf. Diese ist das Ergebnis des architektonischen Konzepts, das als Stahlbetonskelett im Raster von 3,00 auf 3,00 Metern realisiert wurde. Es bedurfte eines mehrstufigen Überarbeitungsprozesses, um aus Ungers geometrischem Kunstwerk eine Bibliothek zu machen, die den funktionalen Erfordernissen gerecht wird. Einige Schwachstellen sind geblieben, die keineswegs verschwiegen werden sollen. Für das größte aktuelle Problem der Bibliothek tragen jedoch weder Architekt noch Bibliothekare die Hauptverantwortung, nämlich für den Umstand, daß die BLB zum Zeitpunkt des Vortrags, nur acht(!) Jahre nach Eröffnung des Gesamtbaus, keinen Platz mehr zur Aufstellung neuer Bücher hat.


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http://www.ub.uni-freiburg.de/bibtag99/abstract/09.html
Letzte Änderung: 29.04.1999

© Universitätsbibliothek Freiburg
Ansprechpartner: Ortskomitee, Freiburg
Gestaltung: Christina Willaredt

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