EUCOR-Bibliotheksinformationen - Informations des bibliothèques: 9 (1996)
o....Résumé en français

Armin Müller (UB Freiburg):

Die Bibliothek als elektronischer Informationsdienstleister - das Flybrain-Projekt an der Universitätsbibliothek Freiburg

Zusammenfassung:

Hinter dem ganzen Rummel um Multimedia und Internet stehen auch ernsthafte Anwendungen für die Wissenschaft. Im Prinzip handelt es sich bei Multimedia immer noch um die alten Inhalte. Diese können jedoch dank eines leistungsfähigen Instrumentariums an Computern und Datennetzen auf neue Weise dargestellt und erforscht werden. Bald schon werden wissenschaftliche Veröffentlichungen vorwiegend über Datennetze publiziert - dies allein schon aus Kostengründen.

Aber auch die Möglichkeiten, wissenschaftliche Ergebnisse zu dokumentieren und auszutauschen, die durch Papierpublikationen niemals in diesem Umfang möglich sind, machen Computer und ihre Netzwerke zum hauptsächlichen Informationslieferanten der Wissenschaften in den nächsten Jahren.

Die Naturwissenschaften befinden sich schon seit längerem auf dem Weg ins Informationszeitalter. Hier gilt schon lange die Recherche in Online-Datenbanken als unverzichtbare Voraussetzungen und Ergänzung der experimentellen Arbeit. Aber auch die Geisteswissenschaften werden zunehmend entdecken, welche machtvollen Instrumente z.B. Volltextretrievals für die eigene Forschung und Dokumentation sind. Am Beispiel des Flybrain-Projekts sollen die Möglichkeiten elektronischer Volltexte veranschaulicht werden.


Résumé:

Derrière toute l'agitation autour du multimédia et d'Internet, on trouve aussi des applications sérieuses dans le domaine scientifique. A priori il s'agit toujours pour le multimédia des mêmes contenus, ceux-ci peuvent cependant être présentés et exploités différemment grâce aux nouvelles technologies (informatique et réseaux). D'ores et déjà des périodiques sont édités et diffusés par les réseaux, ne fut-ce qu'en raison des coûts.

De même la possibilité de donner des informations sur les résultats scientifiques dans une proportion incomparable avec celle des publications papier font des ordinateurs et des réseaux les supports premiers de l'information scientifique.

Les sciences pures sont déjà engagées depuis un certain temps dans cette voie. L'interrogation en ligne des banques de données est ici préalable et complément du travail expérimental. Mais les sciences humaines aussi vont découvrir que par exemple la recherche en texte intégral est un puissant outil de travail pour l'activité de recherche et la documentation. A partir de l'exemple du projet Flybrain on examinera les possibilités qu'offre le texte électronique intégral.


I. EINLEITUNG

Seit März 1996 beherbergt die Universitätsbibliothek ein vollelektronisches Journal und Datenbank für die Forschung am Insektennervensystem. Mit diesem von der DFG geförderten Projekt sollen die Bedingungen und Verfahren erforscht werden, die eine zukünftige Verlagerung der wissenschaftlichen Publikationstätigkeit auf elektronische Dienste mit sich bringt.

Elektronische Publikationen haben mit herkömmlichen Papierpublikationen viele Gemeinsamkeiten was ihre inhaltliche Gestaltung betrifft. Darüber hinaus bieten sie jedoch viele zusätzliche Gestaltungsmöglichkeiten, wie die Einbindung multimedialer Elemente und Möglichkeiten der Textrecherche.

Andererseits werfen die neuen Techniken auch viele grundlegende Fragen auf. So befinden sich Standards zur Zitierung von elektronischen Quellen noch im Diskussionsstadium. Auch gibt es noch lange keinen Konsens, wie elektronische Dokumente dauerhaft archiviert werden können.

II. WAS SIND ELEKTRONISCHE INFORMATIONSDIENSTE UND WOZU SIND SIE GUT?

1) Elektronische Informationsdienste sind im Kommen

In absehbarer Zeit wird gleichwertig neben dem Fachbuch und den wissenschaftlichen Journalen eine neue Art der Informationsvermittlung getreten sein, die elektronische Fachinformation mittels Computer und Internet bzw. CD-ROM.

Unabhängig vom großen Medienrummel um das Internet, Cyberspace, Datenautobahn und sonstige mehr oder weniger intelligenter Schlagworte ist es klar, daß die neu im Entstehen begriffenen Informationstechniken durchaus auch für ernsthafte menschendienliche Dinge verwendbar sind. Viele Fakten sprechen für eine zukünftige weite Verbreitung elektronischer Medien.

Als erstes zu nennen sind wirtschaftliche Gegebenheiten: Wird heute ein wissenschaftlicher Artikel publiziert, so erfordert dies einen erheblichen Aufwand. Der Artikel muss gesetzt, gedruckt und vertrieben werden. Alle wissenschaftlichen Bibliotheken sind darauf angewiesen einen großen Teil der produzierten Literatur ständig präsent zu haben, um ihrem Anspruch als Informationsdienstleister gerecht zu werden. Die Bevorratung dieser Literatur geschieht unabhängig von ihrem tatsächlichen Bedarf. So wird jeder Artikel vieltausendfach gedruckt, vertrieben, katalogisiert, archiviert und konserviert, unabhängig davon, daß er oft nur von einer sehr kleinen Gruppe von Spezialisten jemals gelesen wird.

Elektronische Medien bieten eine wirtschaftlichere und adäquatere Alternative. Zwar muss ein zu publizierender Artikel nach wie vor kritisch redigiert und eventuell einen Refereeprozess durchlaufen, allein um die inhaltliche Qualität wissenschaftlicher Literatur sicherzustellen, doch dann trennen sich die Wege bisheriger Papiermedien und neuer elektronischer Medien. Der elektronische Artikel ist damit so gut wie fertig. Er wird anschließend nur noch auf einem Computer zum Abruf bereitgehalten. Über Netzwerke können Interessenten aus der ganzen Welt den Artikel anfordern und am Arbeitsplatz oder zu Hause lesen. Nur wer wirklich eine Papierausgabe benötigt, kann sich jederzeit den Artikel auch auf dem eigenen Drucker ausdrucken.

2) Was bedeuten elektronische Informationsdienste für Bibliotheken?

Das Archivieren der von Jahr zur Jahr immer größer werdenden Flut wissenschaftlicher Literatur wird durch die elektronischen Medien ebenfalls erleichtert. So passen mehrer Jahrgänge einer Zeitschrift, die in den Bibliotheksarchiven mehrere dutzend Meter Regalfläche belegen, großzügig auf eine dünne CD-ROM mit 12 cm Durchmesser.

Auch die Katalogisierung der Literatur wird durch entsprechende Computerprogramme und Datenbanksysteme vereinfacht. Da ein in einem Computersystem einmal gespeicherter Artikel beliebig oft angefordert werden kann, gibt es auch keine Notwendigkeit, viele Exemplare von häufig gebrauchter Literatur zu bevorraten, Ausleiher und Vormerkungen zu verwalten und eventuell Mahnungen zu versenden.

Bieten elektronische Publikationen schon für die Bibliotheken große Vorteile und Erleichterungen, so ist der Fortschritt auf der Rezipientenseite noch augenfälliger. Kein langwieriges Suchen in Zettelkatalogen und endlosen Regalen staubiger Bände, kein kosten- und papieraufwendiges Kopieren. Eine Suchanfrage in den Datenbanken nach bestimmten Begriffen, Autoren oder Titeln fördert praktisch augenblicklich alle weltweit erreichbaren Datenquellen zu Tage. Ein weiterer Tastendruck und meist nur Sekunden später erscheint der Artikel auf dem Monitor. Doch dies ist nur der Anfang einer großen Palette neuer Möglichkeiten. Der eigentlich große Sprung ergibt sich dadurch, die Inhalte aller Veröffentlichungen vollständig zu erfassen.

War man bei der Literaturrecherche bisher allein auf die adäquate Verschlagwortung der Werke durch Spezialisten angewiesen, die sich als mehr oder weniger gelungen für den Zweck des Rezipienten erwies, so kann jeder heute selber mit Hilfe geeigneter Volltextsysteme sehr schnell den Inhalt eines Werkes nach relevanten Bezügen durchforschen.

Moderne Volltext-Retrievalsysteme ermöglichen eine quasi individuelle Indizierung jedes beliebigen Textes oder ganzer Literaturgattungen. So sind heute komplexe inhaltliche und semantische Recherchen in kurzer Zeit möglich, die bisher jahrelanges Studium verlangten. Vor allen Dingen sind die dabei gefundenen Antworten wesentlich vollständiger und verifizierbarer. Fragen wie "Was schrieb Autor A vor einem bestimmten Zeitpunkt, was Autor B erst danach erwähnte aber A nicht mehr?" könnten heute sozusagen objektiv beantwortet werden.

3) Was hat Multimedia in der Wissenschaft zu suchen?

Populistische Medien verbreiten unter dem Begriff Multimedia ein Odium von Spielhölle, Cybersex und Verirrung in künstlichen Welten. Für die ernsthafte Forschung bietet Mulitmedia die Möglichkeit ein und den selben Sachverhalt mit einer Vielzahl von Beispielen darzustellen. Dies ist besonders in den Naturwissenschaften sehr attraktiv. Viele Inhalte der Medizin, Biologie, Archõologie lassen sich nur ungenügend rein textlich darstellen.

Bilder ergänzen sinnvoll den Text. Mit den multimedialen Kapazitäten moderner Personal Computer steht die Tür offen, jedes nur irgendwie elektronisch speicherbare und tranportierbare Medium zu verwenden, um Inhalte zum Benutzer zu transportieren. Der Phantasie sind hierbei kaum Grenzen gesetzt. Bilder in nahezu beliebiger Größe und Detailtreue, Animationen, Filme, plastische Darstellungen, die vom Benutzer selbst gesteuert aus verschiedenen Blickwinkeln und Perspektiven betrachtet werden können, Töne, Klänge, ganze Musikstücke (bisher noch keine Gerüche) - praktisch alle Darstellungsformen lassen sich einsetzen.

Nicht nur können alle diese Medien in einem multimedialen Dokument vereinigt werden, sie sind letztendlich auch einer Archivierung und Katalogisierung zugänglich und damit auch den vorgenannten mächtigen Rechercheinstrumenten.

4) Wie werden elektronische Dokumente gelesen?

Elektronische Dokumente benötigen ein Transportprotokoll. Damit ist eine standartisierte Methode gemeint mit der Dokumente angelegt, aufbewahrt und zum Rezipienten transportiert werden. Dies können entweder Datenträger wie Disketten oder CD-ROMS sein, oder auch Computernetze. Was Computernetze angeht, so gibt es seit einigen Jahren eine sehr attraktive Technik, die sich unter dem Sammelbegriff World Wide Web (WWW) zusammenfassen läßt. Dabei handelt es sich vom Anspruch her um nichts geringeres, als "...die Gesamtheit allen über Computernetze zugänglichen Wissens der Menschheit" (siehe: http://www.w3.org/pub/WWW/WWW/).

Das WWW besteht aus Dokumenten, die über Querverweise (links) miteinander verknüpft sind. Dabei genügt die Aktivierung eines solchen Links durch "darauf klicken mit der Maus" um das addressierte Dokument auf den eigenen Monitor zu holen.

III. DAS FLYBRAIN-PROJEKT

1) Das Fliegenhirn online

Seit Frühjahr 1996 beherbergt die Universitätsbibliothek Freiburg eine neuartige Publikation: eine Mischung aus Datenbank, elektronischem Journal und wissenschaftlichen Forum. Das Flybrain-Projekt (http://flybrain.uni-freiburg.de/) wurde geschaffen als Kommunikationsmedium für die Gemeinde der Neurobiologen, welche das Nervensystem der Fruchtfliege (Drosohila) als Modellorganismus verwenden.

Flybrain ist eine sogenannte Online-Resource, d.h.: Normalerweise greift man auf die Dokumente, die Flybrain bereithält, über Computernetze zu. Als Transportprotokoll dient das derzeit sehr populäre, weitverbreitete und leistungsfähige World Wide Web. Das Flybrain Projekt steht noch am Anfang, doch bereits jetzt sind viele Elemente sichtbar, die die Mächtigkeit und die Faszination dieser neuen Publikationsform ausmachen.

Da man über Computernetze praktisch alles transportieren kann, was sich in elektronischer Form aufbewahren läßt, sind den Darstellungsmöglichkeiten kaum Grenzen gesetzt. So tritt beim Flybrain-Projekt der reine Text bereits weitgehend in den Hintergrund, eignen sich doch zur Vermittlung von anatomischen Daten Bilder und Modelle viel besser. Dies wäre für sich gesehen noch nichts Neues, sind anatomische Atlanten aus dem medizinischen Bereich doch bereits ein alter Hut. Aber hier wird eine neue Dimension in den Möglichkeiten der Darstellung von Objekten und der Interaktion mit dem Benutzer beschritten.

Muss man sich bei einer Papierpublikation noch mit einigen Bildern eines Objektes aus Platz- und letztlich auch aus Kostengründen begnügen, so sind hier ganze Bildserien kein Problem. Nur ein kleiner Schritt ist es dann auch zur Implementation von Animationen, Filmen und sogenannten Bildbrowsern. Was bisher mehr als Spielerei an die Öffentlichkeit trat, die sogenannte "Virtual Reality", findet hier einen ganz konkreten Nutzen. So lassen sich plastische Darstellungen von anatomischen Strukturen vom Benutzer an seinem Monitor mit einfachen Bewegungen der Maus beliebig drehen und wenden, in ihre Einzelteile zerlegen und wieder zusammensetzen. Nebenbei gesagt handelt es sich bei diesen Strukturen nicht etwa um schematisierte Modelle, sondern um reale Abbildungen, die aus mikroanatomischen Schnitten gewonnen wurden.

Auch die Handhabung von Mikrophotographien hat sich stark erweitert. Serien von mehreren hundert Einzelaufnahmen können miteinander verknüpft werden. Ein spezieller Bildbrowser ermöglicht es, in diesen Serien vorwärts und rückwärts zu wandern, einzelne Bilder vergrößert zu betrachten, zu einzelnen Arealen weitere Informationen aus der Datenbank abzurufen und eigene Annotationen zu erstellen.

2) Hypermediadokumente sind beliebig verknüpfbar

Ein weiteres Merkmal hypermedialer Dokumente ist ihre einfache Verknüpfbarkeit in unterschiedlichem Kontext. Ein und das selbe Objekt, sei dies ein Text, ein Bild oder eine Animation läßt sich in ganz unterschiedlichem Zusammenhang bringen. Damit ist es auf einfache Weise möglich, verschiedene Zugangsweisen zu Materialien zu erstellen.

Ein Spezialist interessiert sich meist nur für ein kleines Detail aus der riesigen Menge an Daten zu einem Thema und geht an die Sache völlig anders heran wie ein Student, der sich erst einmal den großen Überblick verschaffen muß. Daher gibt es auch bei Flybrain ganz unterschiedliche Einstiegspunkte.

Einmal sozusagen die "klassische" Methode des "Browsen" (engl. Schmökern). Man ruft die Leitseite von Flybrain auf und bekommt ein Menue mit mehreren anklickbaren Links, sozusagen Wegverzweigungen, auf denen man sich auf einen Spaziergang durch die Welt des Fliegenhirns begeben kann. Je nach Interesse und momentaner Laune liest man dies und das, betrachtet Bilder. Dies ähnelt sehr dem bisherigen Umgang mit Büchern in einem Lesesaal. Man beginnt mit einem Buch, findet eine Literaturreferenz, holt sich das entsprechende Buch aus dem Regal und liest dort weiter.

Ein anderer Ansatz ist der Zugriff auf die angebotenen Materialen durch eine Datenbank. Wer schon genau weiß, was er sucht, kann sich mit einem gezielten Suchbegriff genau die Quellen holen, die ihn interessieren, egal in welchem sonstigen semantischen Zusammenhang sie urprünglich standen. Damit ist es möglich, sich seine eigene Semantik zusammenzustellen.

Der dritte Ansatz ist speziell gedacht für Studenten, die sich erst einen Überblick über das Thema schaffen wollen. Hierzu wurde ein Tutorial geschaffen, welches an Hand der in Flybrain integrierten Materialien einen interaktiven Kurs anbietet, mit dem man sich durch Lektionen liest, Testfragen beantwortet, je nach dem Ergebnis in den nächsten Level kommt, oder zur Wiederholung zurückgeschickt wird.

Der bis dato jüngste Zugang ist der über eine Referenz. So hat jedes Dokument in Flybrain eine Accession Nummer. Wird innerhalb einer anderen Publikation aus Flybrain zitiert, so wird nicht wie bislang üblich die Internet-Adresse des Dokuments angegeben, sondern die Referenznummer innerhalb von Flybrain. Von der Leitseite kommt man über einen Menubutton "Access" zu einem Auswahlmenue mit dem sich gezielt eine bestimmte Referenznummer oder auch ein Bereich von Referenznummern ansteuern läßt.

3) Beiträge zu Flybrain

Neue Beträge zu Flybrain können ebenso mit verschiedenen Methoden und auf verschiedenem Niveau beigesteuert werden. So gibt es in Flybrain bereits das elektronische Äquivalent einer Postersession. Postersessions sind eine gängige Rahmenveranstaltung vieler naturwissenschaftlicher Konferenzen. Ähnlich einer Messe zeigen hier Arbeitsgruppen oder einzelne Wissenschaftler ihre Forschungsergebnisse und stellen sich der Diskussion mit anderen Fachleuten. Diese Poster sind, wie der Name schon nahelegt, meist Plakate, die auf Stellwänden plaziert werden. In Flybrain wird derzeit eine automatische Postersession implementiert, die es nun gestattet, permanent eine Forschungsarbeit der Fachwelt aktuell vorzustellen. Dazu müssen lediglich am eigenen Computer Text und Bilder eingegeben werden. Das fertige Poster wird dann auf den Flybrain Server transportiert und dort halbautomatisch in das Format des World Wide Web konvertiert, katalogisiert und eingebunden. Diese Beiträge werden nicht referiert, jedoch achten die Betreiber von Flybrain darauf, daß die einzelnen Beiträge natürlich dem Thema entsprechen und ein gewisses wissenschaftliches Mindestniveau haben. Diese Poster sind durchaus auch zitierfähig als sog. "personel communications".

Eine Stufe höher im Aufwand und im Anspruch liegt ein referierter Artikel. Dieser wird bei den Betreuern angemeldet. Sie implementieren den Artikel in Zusammenarbeit mit den Autoren und stellen ihn auf einem Refereeserver zur Verfügung. Mitglieder eines ernannten internationalen Gremiums von Fachleuten begutachten den Artikel und schlagen evtl. Verbesserungen vor. Danach wird der Artikel in die Gesamtstruktur des Flybrain-Servers eingegliedert. Wie gesagt: Diese Eingliederung ist nur eine unverbindliche Vorgabe. Jeder Benutzer kann natürlich über die vorgenannten Einrichtungen aus einem ganz anderen Sinnzusammenhang auf den Artikel oder auch nur auf Bestandteile des neuen Artikels wie einzelne Bilder oder Abschnitte zugreifen.

4) Zitierfähigkeit

Die Zitierfähigkeit elektronischer Publikationen ist von der jederzeitigen Verfügbarkeit der Artikel abhängig. Da Hypertextressourcen häufigen Umstrukturierungen unterliegen, muß eine andere Methode gefunden werden als die zwar zu einem gegebenen Zeitpunkt eindeutige, aber nicht unveränderliche Adresse einer Resource. In Flybrain wurde der Weg über sog. Accession-Numbers eingeschlagen. Von der Leitseite von Flybrain führt ein Link zu einem Eingabeformular, welches eine Suchfunktion für Accessionnum bers enthält. Möchte ein Autor eine Quelle aus Flybrain zitieren, so gibt er sinnvollerweise nicht den URL (Uniform Resource Locator), sondern besser diese Flybrain Accession Number an. Damit hat er eine Gewähr, daß die zitierte Quelle auch in vielen Jahren noch aufgefunden werden kann, selbst wenn Flybrain eine völlig andere Struktur angenommen hat oder über einen ganz anderen Kanal als das WWW transportiert wird.

5) Spiegelserver

Aufgrund technischer Limitierungen schließen sich derzeit qualitativ hochwertige Bildmaterialen und schneller Zugriff darauf gegenseitig aus. Durch die derzeitige Überfüllung der internationalen Computernetze mit aufwendigem Datenverkehr dauert der Trans port großer Dokumente oft unzumutbar lange. Ein Ausweg aus dieser Situation ist die Einrichtung von Spiegelservern auf den verschiedenen Kontinenten. Vom Freiburger Referenzserver wird jede Aktualisierung auf praktisch identische Server, die derzeit in Tokyio und Arizona stehen kopiert und kann dann von dort abgerufen werden. Viele weiter solcher Spiegelserver werden in Zukunft noch folgen, so daß jeder Interessent die Freiheit hat, auf den von seinem Netzzugang am besten zu erreichenden Server zuzugreifen. Mittelfristig ist auch die Ausgabe einer Flybrain CD-ROM zur Benutzung auf einem lokalen Computersystem in Vorbereitung.

III. PRAKTISCHE ERFAHRUNGEN UND AUSBLICK

Die bisherige Erfahrung mit Flybrain zeigt, daß viele Autoren die Mächtigkeit des neuen Mediums durchaus zu schätzen und zu nutzen wissen. Neuere Beiträge zu Flybrain machen in der Regel lebhaften Gebrauch von den Möglichkeiten der Interaktivität, der Einbindung von 3D-Animationen und Bildern. Dabei zeigt sich auch, daß die meisten Autoren zunehmend in der Lage sind, mit den nötigen Programmen und Techniken souve rän umzugehen und damit weitgehend selbständig Beiträge publikationsfähig zu gestalten. Dennoch wird es auch in Zukunft vieler fachkundiger Berater bedürfen, die Autoren und auch Benutzern zur Seite stehen, um einerseits ein hohes Qualitätsniveau der Publikationen sicherzustellen und andererseits eine optimale Ausnutzung der gebotenen Möglichkeiten zu erreichen. Auch die technische Betreuung elektronischer Informationsdienste verschlingt erhebliche Arbeitsstunden. Computer können sich nicht selbst überlassen werden. Der Aufbau und die kontinuerliche Betreuung der nötigen Systeme erfordert viel Aufmerksamkeit. Die rasante Entwicklung auf diesem Sektor macht auch eine ständige Aktualisierung und Umstrukturierung der Informationen nötig. Ähnlich wie die Erfindung des Buchdruckes bedeutet die Entwicklung dieser neuen Informationsdienste eine weitere Beschleunigung und Globalisierung der Wissensvermittlung und des Wissensaustausches.

Wenn sich Bibliotheken ganz allgemein als Informationsdienstleister verstehen, werden sie auch in Zukunft auf diesem Gebiet eine Schlüsselrolle spielen.



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