Die historischen Buchbestände der Bibliothek des Arbeitsbereichs
Quellenkunde der Theologie des Mittelalters
(Raimundus-Lullus-Institut)

1. Bestandsgeschichte

1.1 Die Einrichtung der Bibliothek ist mit der Errichtung des Raimundus-Lullus-Instituts an der Universität Freiburg i. Br. eng verbunden. 1956 übertrug Prof. Dr. Sebastian Garcias Palou, Rector magnificus der Maioricensis Schola Lullistica (internationales Institut des spanischen Consejo Superior des Investigaciones Cientificas, Palma de Mallorca), dem Freiburger Dogmatiker Friedrich Stegmüller (+1981) die wissenschaftliche Leitung der kritischen Ausgabe der lateinischen Werke des katalanischen Philosophen Ramon Lull (+1316). Auf den Antrag der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg i. Br., die auf eine lange Tradition von spanischen Wissenschaftskontakten zurückblicken konnte, errichtete das Kultusministerium Baden-Württemberg mit Erlaß vom 24. Januar 1957 das Raimundus-Lullus-Institut, zunächst als eine Abteilung des Dogmatischen Seminars.

1.2 Als Voraussetzung für die Edition bereiteten Prof. Stegmüller und seine Mitarbeiter ein Verzeichnis sämtlicher Werke Lulls vor (mit ausführlichen Initien und Angaben über Hss., alte Druke und pseudolullische Schriften). Gleichzeitig begann die systematische Sammlung der zur Edition benötigten alten Lullus-Drucke sowie Mikrofilme der lateinischen und auch der katalanischen und altfranzösischen Lullus-Handschriften. Die Arbeit an der Edition der Werke Lulls stellte das Institut in zunehmendem Maße vor die Notwendigkeit, sein Arbeitsgebiet auf die Geschichte der Theologie und Philosophie des Mittelalters auszudehnen. Daher erfolgte 1964 mit Genehmigung des Ministeriums die Erweiterung der Aufgaben des Instituts auf die Quellenkunde der Theologie des Mittelalters und eine entsprechende Umbenennung. Im Rahmen der Umstrukturierung der Theologischen Fakultät im Jahr 1984 wurde das Institut zu einem unabhängigen Arbeitsbereich für Quellenkunde der Theologie des Mittelalters im Institut für Systematische Theologie.

1.3 Dementsprechend dehnte es seine Arbeit auf die Bibel-, Sentenzen- und Aristoteleskommentare des Mittelalters und der frühen Neuzeit aus. Darüber hinaus pflegt es auch die Geschichte der iberischen Theologie im Mittelalter und der frühen Neuzeit. Der Bestand der Bibliothek beträgt auf dem Gebiet der Quellenkunde etwa 1500 Mikrofilme sowie zahlreiche alte Drucke, ferner enthält sie eine Reihe alter und seltener Lullus-Drucke sowie ca. 2000 Mikrofilme und 600 Fotokopien von Lullus-Handschriften.

2. Bestandsbeschreibung

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek hat einen Gesamtbestand von ca. 12.700 Bänden (einschließlich der Sonderdrucke und Mikroformen). Der historische Bestand mit Werken vor 1900 umfaßt ca. 1000 Bände. Davon entfallen 25 Bände auf das 16. Jahrhundert, 70 auf das 17. Jahrhundert und 20 Bände auf das 18. Jahrhundert. Das 19. Jahrhundert ist mit ca. 900 Bänden vertreten. In photomechanischen Nachdruken besitzt die Bibliothek fast alle zugänglichen Ausgaben lateinischer theologischer und philosophischer Autoren des Mittelalters, die zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert angefertigt worden sind.

2.2 Etwa vier Fünftel des Bestandes ist nicht deutschsprachig. Den relativ großen Anteil nimmt die lateinische Sprache ein (vor allem Quellenliteratur zur Geschichte der mittelalterlichen Theologie und Philosophie, einschließlich der lateinischen Übersetzungen griechischer und arabischer Philosophen sowie der lateinischen Werke Ramon Lulls). Die katalanische Sprache ist nicht nur durch die katalanischen Werke Lulls sondern auch durch die Standardausgaben der mittelalterlichen katalanischen Schriftsteller und die wichtigste Sekundärliteratur zu diesen beiden Themenbereichen vertreten. Bei der Sekundärliteratur zur Geschichte der Theologie und Philosophie des Mittelalters sind beinahe alle europäischen Sprachen (z.B. auch Tschechisch, Polnisch) vorhanden. Bei den arabischen und jüdischen Autoren des Mittelalters, die in der Bibliothek vertreten sind, handelt es sich in erster Linie um lateinische Übersetzungen, obwohl einige ausgewählte arabische und hebräische Werke ebenfalls vorhanden sind. Die Werke zur katalanischen, spanischen und portugiesischen Sprache und Literaturgeschichte sind vorwiegend in der jeweiligen Landessprache verfaßt.

Systematische Übersicht

2.3 Die Aufstellung des Bestandes folgt einer Sachgruppeneinteilung mit fünf Hauptabteilungen (Zahlenangaben einschließlich der Literatur des 20. Jahrhunderts). Die Gruppe Quellen zur Geschichte der Theologie und Philosophie des Mittelalters umfaßt 2000 Bände, die Raimundus Lullus-Literatur beläuft sich auf ca. 450 Bände, insbesondere Editionen und Übersetzungen sowie Titel zu Leben, Werk, Lehre Lulls und zur Geschichte des Lullismus. Die Abteilung Sekundärliteratur zur Geschichte der Theologie und Philosophie des Mittelaltersumfaßt ca. 2000 Bände (Reihen, Festschriften, Monographien, Handschriftenkataloge), die arabische und jüdische Theologie und Philosophie ca. 250 Bände. Zur katalanischen, spanischen und portugiesischen Sprache und Literatur sind ca. 600 Bände vorhanden. Die vor 1650 erschienenen Werke sind als Rara gesondert aufgestellt, die Zeitschriftenbestände entsprechen in ihren inhaltlichen Schwerpunkten den sonstigen Sachgruppen.

2.4 Die Bibliothek sammelt Sonderdrucke auf den Gebieten der mittelalterlichen Philosophie- und Theologiegeschichte (ca. 2600 Titel) und der Raimundus-Lullus-Forschung (ca. 450 Titel). Das Institut besitzt außerdem eine umfangreiche Filmothek mit Mikrofilmen und Fotokopien von Lullus-Handschriften (ca. 2700), von Handschriften mit lateinischen Kommentaren zu Aristoteles (ca. 300), von Bibelkommentaren (ca. 170), Sentenzenkommentaren (ca. 370), Werken von spanischen (ca. 280) und portugiesischen (ca. 370) Philosophen und Theologen. Sonstige Mikrofilme enthalten Werke zur Literaturgeschichte der Scholastik (ca. 190).

3. Kataloge

Alphabetischer Verfasser- und Titelkatalog (elektronischer Bestand im Freiburger Online-Katalog)

Alphabetischer Verfasser- und Titelkatalog [Zettelkatalog in der Bibliothek]

Raimundus-Lullus-Werk-Katalog

Mikrofilmkataloge

[Lullus-Handschriften, Hss. der Bibelkommentare, Sentenzenkommentare, Aristoteleskommentare, sonstige theologische und philosophische Literatur des Mittelalters und der frühen Neuzeit]

Initienkataloge der Bibel-, Sentenzen- und Aristoteleskommentare sowie der mittelalterlichen Predigtliteratur in Buchform

Die Bestände sind im Zentralkatalog Baden-Württemberg nicht enthalten und in der Zeitschriftendatenbank nur unter dem Sigel Frei 156 (Fakultätsbibliothek Theologie) nachgewiesen. Die Bestände sind im Freiburger Online-Katalog vollständig nachgewiesen.

4. Darstellungen zur Geschichte der Bibliothek

  • Stegmüller, Friedrich: Das Raimundus-Lullus-Institut der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg i. Br. In: Spanische Forschungen der Görresgesellschaft. I. Reihe 15 (1960) S. 246-250

  • Vincke, Johannes: Die Universität Freiburg und ihre spanischen Beziehungen. In: Freiburger Universitätsblätter 9 (1965) S. 33-42

  • Madre, Alois: Das Raimundus-Lullus-Institut (Institut für Quellenkunde der Theologie des Mittelalters) der Universität Freiburg i. Br. In: Freiburger Universitätsblätter 13 (1966) S. 1-9

  • Dominguez Reboiras, Fernando: El Raimundus Lullus Institut de la Universitat de Friburg (Alemanya). In: El Catalâ a Europa i a Amèrica. Associó Internacional de Llengua i Literatura Catalanes. Abadia de Montserrat (1981-82) p. 131-153

  • Lohr, Charles: Ramon Llull en la historia de la cultura europea. In: La Vanguardia (Barcelona, 24. 2. 1987)

    Charles Lohr

    http://www.ub.uni-freiburg.de/referate/04/fakultaet/156ma-historica.htm
    Letzte Änderung: 11.08.2000