Albert Raffelt

Neue Entwicklungen bei Volltextdatenbanken in Theologie und Philosophie

Die Entwicklung von Volltext-Datenbanken im Bereich von Theologie und Philosophie ist in mancher Hinsicht erstaunlich. Sieht man auf das öffentliche Interesse an den klassischen Texten dieser Fächer, so kann man sich nur wundern, daß diese in der Theologie in größter Breite, in der Philosophie doch recht umfangreich in digitaler Form vorliegen und zwar weitgehend in kommerzieller Absicht aufbereitet. Dies wäre einerseits nur bei zufälligen Ausnahmen zu erwarten gewesen, bei denen ein öffentlich weitgestreutes Interesse gegeben wäre - wie etwa derzeit Hildegard von Bingens medizinische oder Edelsteinbücher, die in jeder gut sortierten Esoterik-Buchhandlung zu finden sind - oder wenigen wirklichen Best- und Longsellerautoren wie Nietzsche - aber warum nicht auch Augustinus? (oder mit Brecht: Sie werden staunen, die Bibel ...). Bis auf Nietzsche wäre dabei die Originalsprache - Hebräisch, Griechisch, Latein - allemal eine hohe Hürde. - Das Phänomen bleibt verblüffend: Das postmoderne Interesse an allem beschränkt sich bei solch investiven Unternehmen dann doch wieder in erstaunlicher Weise auf Klassisches. Um so interessanter ist die Evaluierung der Benutzung dieser Materialien. Dazu gleich beim Objekt.

Ziel dieser Darstellung ist es, die Entwicklungen in diesem Bereich seit den letzten Informationstagen vom Angebot der Universitätsbibliothek Freiburg aus darzustellen und auf Innovatives bei diesen Datenbanken hinzuweisen.

Nicht unterlassen möchte ich es aber hier, wenigstens kurz darauf hinzuweisen, daß es auch im Bereich der bibliographischen Datenbanken wirklich Nennenswertes gibt, vor allem den "Zeitschrifteninhaltsdienst Theologie", der an der Universitätsbibliothek Tübingen erstellt wird und inzwischen halbjährlich als CD-ROM ausgeliefert wird. In aktuellster Form ist er in der Fakultätsbibliothek Theologie auf einem eigenen Rechner benutzbar ist. Der Zeitschrifteninhaltsdienst Theologie erschließt die wichtigste Aufsatzliteratur (auch aus Sammelbänden) dieses Bereichs formal wie sachlich. Seit neustem wird die Sacherschließung voll nach den "Regeln für den Schlagwortkatalog" (RSWK) durchgeführt, ist also begriffsidentisch mit der Erschließung in den neuen elektronischen Katalogen im deutschen Sprachraum. Gegenüber den bei uns angebotenen Katalogen der Monographien (OLIX, WWW, SWB) ist hier der Komfort - trotz eines älteren EDV-Systems - noch größer, weil man die Möglichkeiten des Regelwerks besser ausschöpft als derzeit in unserem Katalog und man auch die Recherche nach Schlagwortketten durchführen kann, d.h. nach in Verbindung stehenden Schlagwortbenennungen, die nicht nur postkoordiniert auf Verdacht gesucht werden können. - Dieses wichtige Thema sollte hier wenigstens gestreift werden.

  1. Theologische bzw. theologiegeschichtliche Datenbanken
    1. Die Patrologia database (PLD)
    2. Es gibt eine Art von Unsterblichkeit der Patrologia latina des Abbé Migne, die jeden überrascht, der schon im ersten Semester seines Studium mitgeteilt bekam, daß dieser Textsammlung nicht zu trauen sei. So schon vor dreißig Jahren und sicher auch schon früher. Trotzdem hat sie sich über alle gebräuchlichen medialen Zwischenformen - vom Reprint über den Microfiche - ins digitale Zeitalter hinübergerettet. Der Grund ist einfach bzw. genau genommen zweifach: 1. Sie ist von der Textmenge her nicht überholt, 2. sie ist inzwischen selbst ein Dokument der Wissenschafts- und Geistesgeschichte. Man könnte 3. hinzufügen: So schlecht war sie wiederum auch nicht, da sie zu Anfang durchaus kritische Ausgaben versuchte und in Einzelbereichen doch auch ausgezeichnete Editionen in sie aufgegangen sind (etwa diejenigen der Mauriner, z.B. bei Augustinus). Hier zu erwähnen ist diese Datenbank, weil sie inzwischen vollständig ist. Nur insofern fällt sie unter die "neueren Entwicklungen". Mit 5 CDs - wir warten auf die dichtere Speicherung oder die Netz-Alternative - ist sie wohl die umfangreichste Volltextdatenbank derzeit überhaupt. Sie ist inhaltlich nicht nur für die Kirchenväter und die Autoren bis ins 12. Jahrhundert interessant, sondern auch für die neuzeitliche Editionspraxis wie die Kirchenväterüberlieferung, da sie auch ein Gutteil neuzeitlicher Kommentierung enthält.

      Da es sich immerhin um Quellenmaterial handelt, das vielen Studierenden sprachlich nicht ohne weiteres zugänglich ist, ist es um so erstaunlicher, daß die Nutzungsdaten Spitzenwerte darstellen. Es rechtfertigt daher auch die relativ hohen Erwerbungskosten.

      Von der Aufbereitung des Materials her ist nicht allzu viel zu sagen. Die Texte sind in üblicher Weise recherchierbar, auch die griechischen Anteile; dies ist unter einer Windows-Oberfläche vernünftig gemacht. (Signatur: LS: Rel 421/3)

    3. CETEDOC-library of Christian Latin texts (CLCLT)
    4. Diese Datenbank ist im theologischen Bereich zwar das Ur-Angebot, aber inzwischen in einem Update vorliegend, das auch einen Hinweis verdient. Das CLCLT besteht ursprünglich aus den kritischen Editionen des Corpus Christianorum, ist aber inzwischen durch weitere Texte ergänzt, so daß es die vollständigen Werke Augustins, Ambrosius, Hieronymus - inzwischen einschließlich der Vulgata -, Bernhards von Clairvaux , die lateinischen, in Freiburg editerten Werke Ramón Llulls, dazu Grundschriften wie die Sentenzen des Lombarden und Werke anderer Autoren zusätzlich enthält, die hier nicht alle aufgezählt werden können.

      Der Vorteil der CLCLT gegenüber der PLD liegt in der Darbietung hervorragender kritischer Editionen, der Nachteil in der geringeren Menge, der Vorteil wieder in dem zeitlich weiteren Spektrum und natürlich auch in der Edition von Texten, die Migne nicht bekannt waren.

      Die Datenbank ist anscheinend auf ASCII-Basis erstellt und kann keine griechischen Wörter darstellen. Diese sind auch in der dritten Version noch mit "g-" codiert (g-logos = lÒgoj). Nun ist das bei der Recherche trotzdem nicht besonders gravierend, inzwischen aber doch unterhalb der technischen Möglichkeiten. Die Recherchemöglichkeiten selbst sind ausgefeilt und gut. Zur Datenbank sind die sonstigen philologischen Hilfsmittel des Corpus Christianorum hinzuzuziehen, so daß philologisch gesehen hier ein hervorragendes Arbeitsinstrument vorliegt. (Signatur: LS: Rel 421/15-2)

    5. Corpus Augustinianum Gissense (CAG)
    6. Das Bessere ist bekanntlich des Guten Feind, und daher ist es nicht verwunderlich, daß die Texte Augustins jetzt in der dritten vollständigen elektronischen Form vorliegen, - in der derzeit besten. Die von P. Cornelius Meyer OSA angeregte und organisierte Datenbank des Würzburg-Gießener Augustinus-Corpus beruht schlicht auf den besten Editionen, was im Prinzip auch von der CLCLT gesagt werden kann, aber in Einzelfällen doch eine Verbesserung gegenüber dieser darstellt. Tendenziell wird dies durch Einarbeiten neuer Textausgaben auch fortgeführt (die aktuelle CD-ROM ist natürlich dem Stand immer etwas hinterher). Der Textumfang ist im Randbereich etwas vollständiger, und er ist bis zu den neusten Funden bzw. Identifikationen - die es erstaunlicherweise ja bei Augustinus sogar in Deutschland gegeben hat - weitergeführt.

      Die Datenbank ist um ein umfangreiches Hilfsmittel ergänzt: die vollständige in Würzburg/Gießen bekannte und erfaßte Augustinus-Literatur, ca. 20.000 Titel, die zudem sachlich nach lateinischen Stichworten erschlossen sind (den Stichworten des Augustinus-Lexikon). Dieses Hilfsmittel ist im übrigen auch für die Augustinismus-Forschung interessant, da man mit Stichwortsuche auch hierzu in großem Maße fündig werden kann (Augustinus und Heidegger, Blondel, Pascal oder wie auch immer).

      Ebenso wesentlich wie diese beiden gewichtigen Punkte ist die Aufbereitung der Texte. Im CAG kann man nach Lemmata suchen, also maria als Plural von mare und Maria als Eigennamen gerennt suchen; alle Zitate Augustins sind ausgewiesen und können gesucht werden und zwar Bibelzitate wie Zitate klassischer Autoren und der Kirchenväter - z.B. des Ambrosius; auch Zitate in Zitaten sind recherchierbar. (Augustinus repliziert auf ein Augustinus-Zitat eines dritten...)

      Es ist zu hoffen, daß künftig auch das Augustinus-Lexikon, das im Umfeld des gleichen Projekts herausgegeben wird, auf den CD-Updates enthalten sein wird. Es wird deshalb wohl kaum weniger Käufer finden, da die Nutzungsform doch eine andere ist.

      Damit wird diese CD aber zu einer integrierten und integrierenden Arbeitsumgebung für jeden Augustinus-Forscher oder auch wissenschaftlich anspruchsvolleren Augustinus-Leser. So ist der nächste Schritt konsequent, daß nämlich die CD auch die Anlage von Arbeitsnotizen ermöglicht. Einzelne Texte können annotiert werden. Bei annotierten Texten ist die "Notiz"-Funktion markiert. Annotationen beziehen sich immer auf die einzelnen Paragraphen (bzw. Doppelparagraphen) des Werkes, in der Weise wie sie im CAG separiert sind. Bei einer CD in Eigenbesitz ist diese Möglichkeit - solange ein Arbeitsplatz-Computer benutzt wird - völlig unproblematisch. Bei einer jeweils neu zu installierenden CD - wie in der Universitätsbibliothek - ist es jedoch nötig, das Unterverzeichnis CAG/NOTES auf Diskette zu transportieren und dessen Inhalt jeweils nach der Installation der CD einzuspielen. Um Industriespionage zu vermeiden, sollte man den Verzeichnisinhalt selbstversätndlich auch wieder löschen... Die Notizen sind übrigens als einzelne Textfiles abgelegt. Sie sind mit jeder Windows-Textverarbeitung ohne Verluste bei Sonderzeichen etc. zu öffnen und in anderen Projekten ggf. weiterzuverarbeiten. Kurz: Das durchschossene Exemplar der Confessiones muß man nicht wegwerfen, aber eine Datenbank zum Gesamtwerk auf diese Weise aufzubauen ist doch eine vielversprechende Möglichkeit. (Signatur: LS: Rel 425 AUG 49)

    7. Thomae Aquinatias opera omnia cum hypertextibus
    8. Erwähnt werden nach diesem Meilenstein sollte wenigstens noch das Pinoierwerk theologischer Volltext-Datenverarbeitung, der Index Thomisticus von P. Robert Busa SJ bzw. dessen CD-ROM-Version mit genanntem Titel. Leider ist die Software dieses CD-ROM-Unternehmens nicht nur in die Jahre gekommen sondern von Anfang an technisch überholt gewesen, was eben auf den Pioniercharakter zurückzuführen ist. Leider ist die neue Version dieser CD -ROM nicht mehr rechtzeitig eingegangen, so daß hier nur erwähnt werden kann, daß bessere Nutzungsmöglichkeiten zu erwarten sind. (Signatur: LS: Rel 435 THO 3)

    9. Bible works
    10. Die Bibel ist im Internet schon bald und reichhaltig vertreten gewesen. Deshalb habt die Universitätsbibliothek die eher problematischen ersten CD-ROM-Produkte auch nicht gekauft. Auf der Fachreferatsseite Theologie der Universitätsbibliothek ist unter den elektronischen Publikationen eine Übersichtsseite zu Bibelausgaben zu finden, wo einige wesentliche Texte im lateinischen Alphabet (die Vulgata und Luther, die King-James-Bibel und einige weitere Versionen nebst Hinweisen auf ähnliche Sammelungen im Internet) angeboten werden (http://www.ub.uni-freiburg.de/referate/04 dort bitte unter "elektronische Publikationen..." weitersuchen).

      Damit ist dem philologisch an den Urtexten Arbeitenden natürlich noch nicht geholfen. Die Universitätsbibliothek hat jetzt auch hier zugegriffen, da das Angebot von Bible works, vertrieben über das Stuttgarter Bibelwerk, inzwischen preislich und sachlich konkurreznzlos und nützlich ist. Die Datenbank besticht 1. durch die enthaltenen Texte. Es sind bei den Urtexten die besten derzeit erhältlichen, 2. durch die - wenn auch nicht auf diesem Textniveau durchgeführte, aber philologisch trotzdem nützliche - Lemmatisierung und vollständige Wortformen-Analyse, die den Urtexten beigegeben ist., 3. durch die sehr große Zahl moderner Übersetzungs-Versionen, die die CD auch für Sprachwissenschaftler oder neusprachliche Literaturwissenschaftler interessant machen könnte. Selbstverständlich sind die Originalsprachen auch "schreibbar". Für Word for Windows 6.0 ist ein Makro beigegeben, daß die hebräische rechtsläufige Schreibweise auch in der eigenen Textverarbeitung ermöglicht. Die Exportmöglichkeiten sind gut. Damit ist hier ein Angebot für Hebraisten, Gräzisten, Theologen, Sprach- und Literaturwissenschaftler gegeben, daß viele Möglichkeiten bietet. (Signatur: LS: Rel 501/1)

    11. The Dead-Sea Scrolls

    Eine erst zu dieser Veranstaltung eingegangene Datenbank soll wenigstens noch vorgestellt werden. Es handelt sich um die Faksimiledatenbank (nebst bibliographischer Information) der Papyrus-Funde vom Toten Meer, gewöhnlich als Qumran-Schriften bezeichnet, die in den letzten Jahren einer eher zweifelhafte öffentliche Resonanz fanden durch einige verkaufsträchtige Bestseller. Immerhin hat das - durchaus unqualifizierte - öffentliche Interesse die Anstrengungen hinsichtlich der editorischen Erschließung doch wohl beflügelt, so daß sowohl in Buch wie in Microform und nun auch in elektronischer Vesrion wesentliche neue wissenschaftliche Veröffentlichungen erschienen sind. Die hier vorzustellende CD-ROM-Datenbank erlaubt es, die Texte anzuwählen, auf den Bildschirm zu bringen, zu zoomen und entsprechend damit zu arbeiten. Die Möglichkeiten in Forschung (Überprüfung der Editionen etc.) und Lehre (z.B. Projektion der Texte im Unterricht, aber auch Arbeitsmöglichkeit mit solchem Material) sind sicher vielfältig. (Sginatur: LS: Rel 538/6)

  2. Philosophische Textdatenbanken
  3. Der Titel ist natürlich nach dem Gesagten nicht ganz korrekt. Alle vorgenannten CD-ROMs sind selbstverständlich von philosophischem Interesse. Welcher Heidegger-Forscher könnte sich um Augustinus herumstehlen? Thomas von Aquin hat auch eine philosophische Schule gezeugt, wie auch immer man zu ihr steht, und die großen Textcorpora enthalten selbstverständlich eine Unmenge an Texten, die im Laufe der Philosophiegeschichte relevant geworden sind. Hier soll nur noch darauf hingewiesen werden, daß es auch spezifisch philosophische Angebote gibt.

    1. Nietzsche - Kritische Werkausgabe
    2. Schon bei der letzten Vorstellung konnte auf die kritische Nietzsche-Werkausgabe auf CD-ROM hingewiesen werden, die bei de Gruyter erschienen ist und - wenn auch mit einem lieblos gemachten und teils irreführenden Handbuch - das Werk mit dem Programm Folio Views gut zugänglich macht. (Signatur: LS Phil 900 NIE 3)

    3. Kant ohne und mit "Kontext"
    4. Dank der Arbeit des Bonner Kant-Instituts ist dessen Werk ebenfalls relativ früh digitalisiert worden. Entsprechend umständlich (mit Word Cruncher) ist allerdings auch das CD-ROM-Produkt, das in der Version, die in der Universitätsbibliothek vorhanden ist, die Akademie-Ausgabe, Bd. 1-9, umfaßt. Dies sind die im Druck veröffentlichten Werke Kants (ohne Briefe, Vorlesungen, Nachlaß etc.). Die Arbeit mit den Texten ist durch das Programm eingschränkt auf Suchfunktionen. Sie führt zu Ergebnissen, die mit Seiten- und Zeilenangabe in der Akademie-Ausgabe verifiziert werden können. (Signatur: LS Phil 900 KANT 3)

      Wesentlich moderner ist die Software von Kant im Kontext, wo ebenfalls die Akademie-Ausgabe benutzt wird. Das zweite Update entspricht hinsichtlich Kant im Umfang fast der Bonner Akademie-Ausgabe-CD, enthält aber - daher "Kontext" - weitere für Kant relevante Werke aus der (damals) zeitgenössischen englischen Philosophie.

      Das Besondere an dieser CD ist, daß hier eine Windows 95-Lösung gewählt wird, die mit Autostart bei Einschieben der CD für Lösungen wie in der Universitätsbibliothek ideal ist. Die CD ist außerdem liberaler hinsichtlich der Möglichkeiten, den Text weiterzuverarbieten, was m.E. unverzichtbar ist. Die Software erlaubt es, "Lesezeichen" anzulegen, um vielgesuchte Stellen immer wieder direkt anwählen zu können. Außerdem ist es möglich, zu einzenlen Stellen (Wörtern etc.) Anmerkungen einzugeben, in diesem Fall nicht (nur) zu einem Paragraphen/Kapitel wie bei dem CAG sondern auch zu einzelnen Wörtern direkt, was für die Institutsnutzung in diesem Fall aber vielleicht wieder ein bißchen komplizierter ist. Immerhin sei erwähnt, daß diese Datenbank (wie die nächste) preislich auf einem für derartige Produkte relativ niedrigen Level angesiedelt ist (Signatur: LS Phil 900 KANT 4)

    5. Fichte im Kontext
    6. ... heißt zwar auch so, enthält aber keinen Kontext. Aber was ist für Fichte auch Kontext? Man kann Kant im Kontext ja dazulegen! Enthalten sind die Hauptwerke nach der Immanuel Hermann Fichte-Ausgabe. Die technische Seite entspricht der Kant CD. (Signatur: LS Phil 900 FICH 14)

    7. und Hegel?
    8. Er ist leider nicht vorhanden, aber immerhin auch angekündigt, was bei dem schwer nach einzelnen Stellen durchzusehenden Werk wohl besonders hilfreich sein dürfte.

    9. Corpus des oeuvres de philosophie en langue française

    Michel Serres ist der Herausgeber des Corpus des oeuvres de philosophie en langue française, das in Buchform bereits länger erscheint und Reprints - genauer: Nachdrucke im Neusatz - der gesamten französischen Philosophie - im weitesten Verständnis dieses Wortes - anbietet. Der Umfang reicht von Charrons Sagesse bis zu Lacheliers De l’induction, also bis zu der Schwelle, wo urheberrechtlich solche Dinge ohne weiteres möglich sind. Die französische Philosophie ist ja nur in ihren Hauptvertretern einigermaßen im gegenwärtigen "Diskurs" gegenwärtig: von Descartes über Malebranche, schon eingeschränkter die Denker des 18., beschämend vernachlässigt die des 19. Jahrhunderts, dann wieder zur Kenntnis genommen mit Bergson, einigen Phänomenologen und Existenzphilosophen, heute stärker mit Levinas und Ricoeur. Selbst Denker wie Maurice Blondel, den Heidegger für die größte Potenz im französischen 20. Jahrhundert gehalten haben soll, sind fast unbekannt (nur drei Exemplare seiner Oeuvres complètes laufen im SWB!). Daher ist es nicht verwunderlich, daß die CD-ROM des Corpus bislang eine außerordentlich schwache Nutzung hat. Dabei liegt das weder an der Qualität dieses Chadwyck-Healey-Produkts - die gleiche Quelle wie die PLD - noch an den darauf enthaltenen Werken. Es zeigt nur, wie selbstverständlich prägend ein eingeschränkter Kanon des Klassischen für den Erfolg solcher Produkte ist. Dazu kommt, daß bei möglichen Nutzern dieses Instrument vermutlich noch viel zu unbekannt ist, weshalb es hier auch vorgestellt wurde. (Signatur: LS Phil 800/1)

  4. Volltexte im Internet, Verknüpfungen und Angebote über und aus der Universitätsbibliothek Freiburg
  5. Das Thema soll hier nur knapp angerissen werden. Die Fachseiten der Universitätsbibliothek suchen Verknüpfungen zu Volltextsammlung anzugeben, die uns bekannt sind und als besonders gelungen gelten. Das Sammeln derartiger Informationen kann nur arbeitsteilig erfolgen, da das Suchen in dem chaotischen Medium selbst Passion und vor allem Zeit voraussetzt.

    Daneben gibt es auch Angebote, die aus den Freiburger Verhältnissen herrühren. Auch wenn es in diesem Vortrag um Volltexte geht, soll wenigstens en passant noch mitgeteilt werden, daß es auch ein größeres bibliographisches Anebot gibt, in der Philosophie und Theologie etwa a) zu den Professoren der systematischen Theologie der letzten hundert Jahre, die bereits ziemlich vollständig mit ihren Publikationen und Kurzviten nachgewiesen sind (http://www.ub.uni-freiburg.de/referate/04/theologen.html), b) zu dem Freiburger Theologen Karl Rahner (sowohl Primär- wie Sekundärliteratur als auch eine systematische Bibliographie: http://www.ub.uni-freiburg.de/referate/04/rahnerma.htm), c) zu den großen Freiburger Philosophen Husserl und Heidegger (hier allerdings nur die neuere Sekundärlilteratur, da das uferlose Material nur in strikter Beschränkung auf ein sinnvolles Angebot durchgeführt werden kann) und einigen anderen Freiburger Philosophen (http://www.ub.uni-freiburg.de/referate/02/philosophen.html).

    Volltexte in diesem Zusammenhang sind etwas zufällig. Sie sind aus eigenen Arbeiten entstanden und da sie wohl allgemeines Interesse haben, auf den Server gelegt, zuletzt die m.W. neuste urheberrechtsfreie Übersetzung der Confessiones Augustins, wofür man immerhin bis 1888 zurückgehen muß (die Lachmannsche Übersetzung bei Reclam: http://www.ub.uni-freiburg.de/referate/04/bekennt1.htm).

    Weiteres läßt sich nach Interesse und Bedarf auf den Fachreferatseiten Theologie und Philosophie finden.

    Diese Texte sind nur insoweit aufbereitet, als sie ein Sprungregister enthalten, das es ermöglicht, schnell einzelne Kapitel aufzufinden. Interessanter ist es, wenn auch noch die Suchfunktionen verbessert werden. Dies ist bei folgendem Projekt der Fall, zu dem ich daher gleich übergehe.

  6. Freiburger Datenbanken im Liberation-Projekt
    1. Hans-Jürgen Verweyen
    2. Die Universitätsbibliothek Freiburg ist beteiligt am Liberation-Projekt, das die Absicht hat, die interaktive Verwendung von Texten im universitären Unterricht zu ermöglichen. Bei theologischen (und nicht nur theologischen) Lehrbüchern ist freilich immer die Frage des Urheberrechts problematisch. Bei vergriffenen Werken ist sie es häufig nicht.

      In dieser Datenbank versuchen wir, vergriffene Werke des Freiburger Fundamentaltheologen aufzulegen, so daß sie für die universitäre Lehre verwendbar werden. Der Anfang ist gemacht mit der Dissertation Ontologische Voraussetzungen des Glaubensaktes. Eine Monographie über Anselm von Canterburys "Ontologisches Argument" ist in Arbeit. Das Projekt könnte insofern interessant werden, als gerade bei der hier verhandelten Thematik eine ziemlich intensive Diskussion stattfindet zwischen dem Freiburger und den parallelen Lehrstühlen z.B. in Münster und Graz. Es ist denkbar, daß wir - wenn die Datenbank voll aufgebaut ist - hier auch die Möglilchkeiten dieser Software hinsichtlich interaktiver Zusammenarbeit an einer solchen Datenbank nutzbar machen können (http://ibm2.ub.uni-freiburg.de/verweyen bzw. über die Leitseite des Projekts: http://liberation - dort weiter über den entsprechenden Punkt library - philosophy and theology)..

      Die Software indiziert die aufgenommenen Werke. Sie können vollständig und komfortabel nach Worten und Wortverbindungen recherchiert werden. Es ist möglich, zu den Texten Kommentare einzugeben und zwar auch interaktiv durch Nutzer, so daß etwa die Möglichkeit besteht, ein eigenes Werk fortlaufend zu kommentieren oder eine Seminardiskussion aufzubauen usw.

    3. Maurice Blondel - deutsche Arbeiten über ihn

    Nicht ohne Zusammenhang mit der Forschungsrichtung, die durch die eben genannte Datenbank bezeichnet ist, kann man das Werk Maurice Blondels sehen, das für die katholische Theologie des 20. Jahrhunderts bahnbrechend war (Rezeptionsprobleme philosophischer Art sind oben schon genannt). Freiburg war schon traditionell ein Zentrum der Blondel-Forschung in Deutschland: der Fundamentaltheologe und spätere Erzbischof Eugen Seiterich in den 30er Jahren, Bernhard Welte in den 50er, Robert Scherer (Verlag Herder) seit den 30er Jahren bis in die letzten Jahre, später Karl Lehmann mit Schülern, heute H. Verweyen. So haben wir auf dem Server der Universität seit dies möglich ist, bibliographische und institutionelle Informationen zu Maurice Blondel gesammelt, darunter die Bibliographie der deutschen Forschung (http://www.uni-freiburg.de/theologie/blondel/blondel0.htm). Ein Großteil davon ist urheberrechtsfrei durch die Kontakte der betreffenden Personen untereinander und kann auf dem Server zugänglich gemacht werdne. Wegen der besseren Recherchemöglichkeiten werden wir das nun mit Software des Liberation-Projekts durchführen (http://ibm2.ub.uni-freiburg.de/blondel).

  7. Zum Schluß

Es soll hier kein Resümee zum "state of the art" gezogen werden. Zumindest aber kann festgestellt werden, daß das Angebot an Texten in dem hier vorzustellenden Bereich erheblich ist und relativ schnell wächst. Hinzu kommt, daß inzwischen Angebote existieren, eigene Volltext-Datenbanken mit einem verhältnigmäßig geringen Aufwand zu erarbeiten und daß die Möglichkeiten des Einsatzes dieses Mediums in Forschung und Lehre vielfältig sind und in vieler Hinsicht noch der Erprobung harren.