Die "neue" Orgel der Universitätskirche




"Der Gesamteindruck der neuen Orgel fiel recht günstig aus", schrieb die "Badische Zeitung" am 17. Dezember, - allerdings im Jahre 1958.

Nach dem Wiederaufbau der Universitätskirche war man damals froh, ein neues Orgelwerk zur Verfügung zu haben. Mit 35 Registern auf drei Manualen (Klaviaturen) und Pedal war es recht ansehnlich geraten, und man versteht daher die Freude aller damals Beteiligten.

Am Patroziniumsfest 1986 konnte der Präfekt der Universitätskirche, Prof. Stoeckle, abermals für eine Orgel danken: nach rund dreißig Jahren hat die Universitätskirche heute nun endlich ein angemessenes Instrument.

Wie kam es dazu, daß die erst knapp dreißigjährige Orgel einem grundlegenden Umbau unterzogen werden mußte? Vielleicht wurde der erste Fehler schon bei der Planung gemacht, als man das billigste Angebot auswählte. Hinzu kam, daß die Fünfziger Jahre im hiesigen Raum eine Zeit der Umorientierung im Orgelbau mit sich brachten und die beauftragte Firma beim Bau von mechanischen Trakturen und Schleifladen nicht genügend Erfahrung besaß. Das jedenfalls schrieb der damalige Präfekt, Prof. Welte, im Jahre 1966 an das Rektorat, als er den Antrag für einen völligen Neubau stellte.

Doch auch die mehrmalige Wiederholung dieses Antrags bis zum Jahre 1970 hatte keinen Erfolg. So mußte man sich mit verschiedenen Reparaturen behelfen, um die Orgel spielbar zu halten.

Ein erneuter grundsätzlicher Versuch wurde wieder im Jahre 1974 unternommen, als in Absprache mit dem damaligen (und jetzigen) Orgelsachverständigen, Prof. Doerr, ein Umbauangebot von der Firma Fischer + Krämer eingeholt wurde, das die Grundlage für die jetzt abgeschlossene vollständige Erneuerung des Werks bildete. In drei großen Schritten, die sich über ein Dutzend Jahre erstreckten, wurde dieser Plan vollzogen.

Die Grundelemente waren:

Damit hat die Orgel, die seit der letzten Renovierungsphase eher wie eine Baustelle aussah, wieder ein "Gesicht" bekommen. Man darf wohl hinzufügen: ein klanglich und ästhetisch schönes, nämlich einen Prospekt, der sich in seinen bewegten Formen ohne peinliche Historisierung gut in den Jesuitenbarock der Universitätskirche einpaßt.

Was ist erreicht worden? Der gründliche Umbau der Orgel setzt zwar einige Kompromisse voraus. Ein Neubau einer ähnlich großen Orgel jedoch hätte derart hohe Kosten verursacht, daß daran sicher auf lange Sicht hin – wenn überhaupt je – nicht zu denken gewesen wäre. Außerdem ist es wohl ein Gebot der Stunde, auch bei Instrumenten der jüngeren Zeit eher eine Aufarbeitung des Erhaltenswerten zu versuchen, als vorschnell abzureißen. Viele bedeutende Werke der Orgelgeschichte sind ebenfalls durch solche Umbaugeschichten hindurchgegangen, ehe sie zu dem wurden, was sie sind. So wird man sagen dürfen, daß der beschrittene Weg richtig war. Vor allem ist schließlich nun ein Instrument entstanden, das, unterstützt durch die gute Akustik der Universitätskirche, prachtvoll klingt.

Endlich ist nun auch wieder die Möglichkeit gegeben, das Instrument konzertant vorzuführen und die früher einmal vorhandene Tradition geistlicher Musiken in der Universitätskirche wieder aufzunehmen. Ein kleiner Anfang wurde mit dem mittäglichen Meditationsmusiken an den Advents-Donnerstagen [1987] gemacht, und vom Februar an sollen an den verkaufsoffenen Samstagen mit Halbstundenprogrammen Gegenakzente zur Geschäftigkeit gesetzt werden.