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Dichter und Denker in Freiburg

Vom Josephinismus zum
Badischen Liberalismus

Kaiser Joseph II. reformierte die Universität Freiburg nach dem Vorbild moderner protestantischer Hochschulen. Die Aufhebung des Jesuitenordens im Jahre 1773, der zuvor die Universität dominiert hatte, erleichterte die tiefgreifende Reform: Die Landessprache Deutsch ersetzte die traditionelle Gelehrtensprache Latein, der erklärende Vortrag anhand moderner Lehrbücher das traditionelle Diktieren. Fortan galt das Leistungsprinzip mit strengeren Prüfungen, und der praktische Nutzen der Bildung erhielt mehr Gewicht. Akademischer Provinzialisierung suchte Joseph II. durch Berufung international angesehener Fachvertreter entgegenzuwirken. Zu den wichtigsten Repräsentanten des josephinischen Freiburg, das zu einem Zentrum der katholischen Aufklärung wurde, zählten der Theologe Josef Anton Riegger, der Jurist Johann Caspar Rueff, der Chirurg Johann Matthias Alexander von Ecker und der Dichterprofessor Johann Georg Jacobi. Jacobi wurde sogar als erster Protestant zum Rektor gewählt.

Mit dem Frieden von Preßburg (1806), nach dem Österreich den Breisgau an das Großherzogtum Baden abtreten mußte, ging die ruhmreiche habsburgische Ära von Stadt und Universität zu Ende. Nach langen Verhandlungen und enger Kooperation mit den Vertretern Badens blieb die Universität Freiburg als zweite Landesuniversität neben Heidelberg im Großherzogtum Baden erhalten. Für großzügige Zustiftungen dankte die Universität dem Großherzog Ludwig damit, daß sie ihn 1820 neben dem habsburgischen Gründer in ihrem bis heute gültigen Namen »Alberto-Ludoviciana« verewigte. In ungebrochener Tradition zum Josephinismus wurde die Albert-Ludwigs-Universität in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem Zentrum des Liberalismus. Der Historiker Karl von Rotteck, ebenso Schüler und Freund Jacobis wie die freisinnigen Theologen Heinrich Schreiber und Ignaz Heinrich Karl Freiherr von Wessenberg, gehörte zu den treibenden Kräften des badischen Liberalismus. Zusammen mit den Professoren Karl Theodor Welcker und Johann Georg Duttlinger hatte Rotteck die Pressefreiheit erkämpft und die Tageszeitung Der Freisinnige gegründet. Im Ruhestand, in den die Karlsruher Regierung Rotteck und Welcker wegen ihres demokratischen Engagements versetzte, verfaßten beide das bedeutende Staatslexikon. Auf Rotteck, dem Demokraten 1847 in Freiburg ein Denkmal errichteten, beriefen sich die Anhänger der Revolution von 1848, an der allerdings nur eine Minderheit von Profesoren und Studenten beteiligt war. Nach der blutigen Niederschlagung der Revolution verloren die liberalen und demokratischen Tendenzen zugunsten nationaler Überzeugungen an Boden. 1857, zum 400jährigen Jubiläum, inszenierte sich die Universität als traditionelle Hochschule.

Freiburg Karte
Freiburg Karte
Freiburg um 1800

aus: Bilderschau der Freiburger Zeitung
N
r .46 - 11. November 1933

 

 

 

 

 

 


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Letzte Änderung: 17.10.2006