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Dichter und Denker in Freiburg

Mittelalterliche Klosterkultur

Das Mäzenatentum der Zähringer, die 1218 mit dem Tod Bertholds V. ausstarben, wird viel diskutiert, doch lassen sich die beiden sicher bezeugten Werke nicht unmittelbar mit Freiburg in Verbindung bringen: Berthold von Herbolzheim soll für den letzten Zähringer einen ›Alexanderroman‹ gedichtet haben, allerdings ist das Werk eine Leerstelle der Literaturgeschichtsschreibung, denn es existiert nicht mehr. Der Alexanderstoff ist vortrefflich als Fürstenspiegel und Lehrstück über Aufstieg und Fall eines Herrschers geeignet und wenig später von Rudolf von Ems im Umfeld des jungen staufischen Königs Konrad IV. erneut bearbeitet worden. Die Frau Bertholds V., Clementia, ließ sich eine Margareten-Legende, die ›Wallersteiner Margarete‹ schreiben. Margarete von Antiochien war nicht nur eine der vier Hauptjungfrauen, sondern als Helferin in Kindsbettnöten besonders beliebt. Hartmann von Aue, einer der vielseitigsten und prominentesten Autoren um 1200, kann kaum mit Gewißheit für die Zähringer in Anspruch genommen werden und genauso wenig für Freiburg selbst.

Entscheidend für die Bildungsgeschichte Freiburgs ist nicht das adlige Mäzenatentum im Umfeld der Stadt, sondern die Niederlassung der Bettelorden in der Stadt. Die Dominikaner kamen schon 1233 und wurden in Unterlinden angesiedelt, die Franziskaner folgten 1246 in St. Martin und der dritte große Bettelorden, die Augustinereremiten, dürften seit 1266 in der Stadt gewesen sein. Zeitgleich bildeten sich Gemeinschaften frommer Frauen (›samenunge‹), zuerst 1234 im Dorf Adelhausen die Keimzelle des ersten Freiburger Dominikanerinnenklosters, die auf Betreiben der Gräfin von Sulz 1245 in den Domi­nikanerorden inkorporiert wurde. Um 1300 gab es vier Dominkanerinnenklöster (Adelhausen, St. Katharina, St. Agnes, St. Maria Magdalena) und ein Klarissenhaus in Freiburg.

Die Bettelorden waren eine Antwort der institutionellen Kirche auf die religiöse
Unruhe des 12. und 13. Jahrhunderts. Sie sollten durch eine überzeugende Nachfolge Christi in Armut und die Predigt eine attraktive Alternative zu den etablierten kirchlichen Formationen bieten. Die Dominikaner verknüpften Bildung und Predigtauftrag aufs engste, wie es Hugo von St. Cher formuliert: »Arcus tenditur in studio, postea sagittatur in praedicatione« (›Der Bogen wird im Studium gespannt, anschließend verläßt der Pfeil in der Predigt den Bogen‹). Jedes Haus der Dominikaner besaß einen eigenen Studienbetrieb, so auch das Freiburger, dessen Profil besonders durch die Beschäftigung mit der Beicht- und Bußlehre geprägt war. Der Bildungsanspruch der Männer verband nicht nur jeden Konvent der Dominikaner mittelbar mit den früh gegründeten Universitäten wie Paris, sondern wirkte sich unmittelbar in der Frauenseelsorge aus. In den südwestdeutschen Dominikanerinnenklöstern entwickelte sich eine bemerkenswerte Literaturproduktion im 14. Jahrhundert, für den in Freiburg die Adelhauser Priorin Anna von Munzingen einsteht.

 

 

 


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Letzte Änderung: 17.10.2006