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Dichter und Denker in Freiburg Moderne
Der Erste Weltkrieg bedeutete für die Universität und das literarische Leben Freiburgs einen gewaltigen Einschnitt. Die Universität beklagte viele gefallene Studenten, zudem verschlechterte sich die Versorgungslage entscheidend. Mit Mensa, Stipendien und ehrenamtlicher Hilfe suchte man das Studium zu erleichtern. Seit 1932 dominierte der NS-Studentenbund die Freiburger Studentenvertretung, die Rektoratsrede des Philosophen Martin Heidegger galt als nationalsozialistische Machtergreifung an der Universität. Obwohl Heideggers Verhältnis zu den Nationalsozialisten umstritten ist, beginnt mit ihm die nationalsozialistische Ideologisierung und rassistische »Säuberung« der Universität: jüdische und politisch mißliebige Professoren wurden entlassen, jüdische Studenten wurden sukzessive vom Studium ausgeschlossen. »Nichtariern« wurde der Doktortitel aberkannt, die Bibliotheken wurden von »undeutschem Schrifttum« gesäubert. Doch gelang die Gleichschaltung nicht einhellig und widerstandslos: In Freiburg formierten sich drei größere Oppositionsgruppen, darunter das christliche »Freiburger Konzil« und der »Freiburger Kreis«, denen der Historiker Gerhard Ritter und der Ökonom Walter Eucken angehörten. Der schwere Bombenangriff im November 1944 und die bald folgende Kapitulation brachten das akademische Leben zum Erliegen.
Nachdem die französische Besatzung der Wiedereröffnung der Universität zugestimmt hatte, wurde der volle Lehrbetrieb ab dem Sommersemester 1946 wieder aufgenommen. Da die oppositionellen Professoren die ihnen anvertraute Entnazifizierung nicht entschieden durchführten, blieben bei der Wiedereröffnung des akademischen Lebens personelle Kontniuitäten gewahrt. Ähnliches gilt für das literarische Leben: Neben dem katholisch-konservativen Dichter Reinhold Schneider trat auch bereits eine Avantgarde auf den Plan, die sich an der lange verdrängten amerikanischen und europäischen Moderne orientierte. Ihr Zentrum ist der jung verstorbene Lyriker Rainer Maria Gerhardt (1927–1954), der mit der Zeitschrift Fragmente den Weg zur Postmoderne wies. In den sechziger und siebziger Jahren gewann die Universität als literarisches Forum neues Gewicht. Die Lesung von Paul Celan im Juli 1967 im Auditorium Maximum und sein anschließender Besuch bei Martin Heidegger sind ebenso symptomatisch für das lebendige literarische Leben dieser Zeit wie der programmatische Vortrag über postmoderne Literatur, den Leslie Fiedler 1968 in Freiburg hielt. Universität und Stadt Freiburg bildeten für namhafte Autoren der Nachkriegszeit und Gegenwart eine wichtige Station: in Freiburg studierten etwa Hans Magnus Enzensberger, Gert Hoffmann und Winfried G. Sebald.
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© Universitätsbibliothek Freiburg i. Br. Letzte Änderung: 17.10.2006 |