89. Deutscher Bibliothekartag 1999 in Freiburg im Breisgau

Kurzreferate

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Donnerstag, 27.5.
14.00 - 18.00 Uhr

KG II, Audimax


Themenkreis X: Multimedia in Bibliotheken
(unter Mitwirkung der VdDB-Kommission Neue Technologien)

Das Multimedia-Angebot Der Deutschen Bibliothek in der Praxis
Hannelore Effelsberg, Frankfurt a. M.

Die elektronische Bibliothek Groningen
Peter von Larhoven, Groningen

Das Projekt "Multi-Media-thek" der Gesamthochschule Kassel
Dr. Helge Steenweg, Kassel

Die Médiathèque in Mulhouse und ihre neue Multimedia-Orientation
Danielle Taesch, Mulhouse

Das digitale Multimedia-Archiv des Deutschen Rundfunkarchivs
Dr. Ludwig Stoffels, Frankfurt a. M.

Moderation: Monika Cremer, Göttingen

Das Multimedia-Angebot Der Deutschen Bibliothek

Hannelore Effelsberg, Frankfurt/Main

MMB - das ist das MultiMediaBereitstellungssystem Der Deutschen Bibliothek, das gemeinsam mit CSC PLOENZKE entwickelt wurde und mit Eröffnung des Neubaus in Frankfurt am Main im Mai 1997 den Benutzern zur Verfügung steht. Dieses System ermöglicht die Sammlung, Archivierung und Bereitstellung elektronischer Medien, die an den 40 Arbeitsplätzen im Multimedialesesaal genutzt werden können.

Das Multimedia-Bereitstellungssystem erlaubt u.a.:

  • im Online-Katalog (OPAC) der Deutschen Bibliothek Frankfurt am Main zu recherchieren, Titeltreffer auszudrucken oder auf Diskette zu kopieren
  • ca. 300 vorinstallierte CD-ROM's - hauptsächlich allgemeine Nachschlagewerke, Bibliographien und Wörterbücher sowie Grundlagenwerke zu den einzelnen Fachgebieten - zu nutzen
  • sich CD-ROM's, Disketten und andere elektronische Datenträger aus den Beständen Der Deutschen Bibliothek Frankfurt am Main, die im OPAC nachgewiesen, aber nicht im MMB installiert sind, selbständig für die Nutzung zu installieren
  • im Internet Informationen außerhalb Der Deutschen Bibliothek zu ermitteln, Daten oder Dateien aus dem Internet auszudrucken oder auf Diskette zu kopieren
  • Daten in einem persönlichen Workspace in einem Gesamtumfang von bis zu 5 MB für die spätere Weiternutzung abzuspeichern.
Dazu wurde ein spezieller MMB-Browser entwickelt, der diese Funktionen unter einer Oberfläche vereint. Um diese Gesamtfunktionalität zu gewährleisten, müssen - teils aus technischen Gründen, teils aus Sicherheitserwägungen - allerdings auch einige Einschränkungen hingenommen werden.

Diese Oberfläche - die nicht im WWW zur Verfügung steht - wird im Vortrag erläutert; außerdem wird auf die Erfahrungen mit der Nutzung eingegangen, sowohl des MMB als auch des Internet.


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Die elektronische Bibliothek Groningen

Peter van Larhoven, Groningen

Seit Ende 1997 beherbergt die Universitätsbibliothek Groningen eine "elektronische Bibliothek". Es handelt sich hier in erster Linie nicht um eine virtuelle Bibliothek, sondern um eine sehr reale Einrichting mit etwa 130 integrierten Arbeitsplätzen. Sie sind eingerichtet nach dem Modell eines scholar's workstation und bieten neben Zugang zu den Bibliotheksbeständen auch eine Fülle von Programmen zur Bearbeitung eigener Dokumente und Anwendungen, und dazu Zugang zum Internet. Auf Auskunft und Unterstützung der Besucher wird großen Wert gelegt.

Neben dieser Einrichtung ist die Universität Groningen involviert in Ansätzen zu einer eher virtuellen Bibliothek, ein integriertes Informationsangebot für alle Arbeitsplätze innerhalb der Universität, sowie auf etwas längere Sicht für Heimarbeitsplätze.

Der Vortrag beschreibt die Groninger elektronische Bibliothek und skizziert neben den Erfolgen einige Probleme dieser Einrichtung: Unterbesetzung des Beratungsteams und des Netzwerkdienstes, geringe Kapazität für Weiterentwicklung zu einer virtuellen Bibliothek, mangelnde Synergie zwischen inhaltlichen und technischen Fachkräften, Unterbenutzung des Potentials elektronischer Informationszugänge, Überschätzung bei den Besuchern vom Informationsangebot im Internet sowie Unterschätzung der von der Bibliothek erworbenen und erschlossenen Bestände. In näherer Zukunft könnte sich herausstellen, daß die Bereitstellung von PC's in den Räumen der Bibliothek nur ein Übergangsphänomen gewesen ist. Dann wird die Bibliothek nach wie vor gemessen werden an ihrem Beitrag zur Auswahl und Erschließung von Information.


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Das Projekt "Multi-Media-Thek" der Gesamthochschulbibliothek Kassel

Dr. Helge Steenweg, Kassel

Im Informationszeitalter erhalten die Neuen Medien eine immer größer werdende Bedeutung. Lange Zeit galten gedruckte Informationen – häufig in Form von Büchern und Zeitschriften – als eigentliche Informationsquelle in den Bibliotheken. Mehr und mehr nehmen jedoch mittlerweile auch multimediale Anwendungen breiteren Raum ein, gilt es doch, sich den veränderten Lese- und insbesondere Informationsgewohnheiten anzupassen. Insbesondere sollen elektronische Informationsquellen und digitale Literatur erschlossen und bereitgestellt werden.

Im Zuge dieser Entwicklung wurde durch die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst am 11.11.1998 in der Gesamthochschulbibliothek Kassel eine neugeschaffene Multi-Media-Thek (MMT) eröffnet. In dieser Multimediathek sollen die Bibliotheksbenutzer die Möglichkeit erhalten, die Neuen Medien zu erkunden und gewinnbringend für ihre Fragestellungen einzusetzen. Neben den mittlerweile weiter verbreiteten Internetarbeitsplätzen haben die Benutzer Gelegenheit, an speziell ausgestatteten Arbeitsplätzen Audio- und Videoanwendungen zu testen. Die zur Verfügung stehenden Arbeitsplätze sind plattformübergreifend gestaltet, neben Windows NT-Rechnern können Macintosh-, Java- und Linux-Rechner benutzt werden.

Alle PC-Systeme verfügen über hochauflösende Grafik- und Soundkarten, allerdings müssen zum Abhören von Audio-Medien, DVD’s oder Multimedia-CD’s entsprechende Kopfhörer aufgesetzt werden. Über WinCenter können auch auf Linux- und Macintosh-Rechnern CD-Applikationen aus dem GHB-internen CD-Server angewählt werden. Zur Auswahl stehen derzeit 140 Datenbanken, die zudem ergänzt werden durch entsprechende Datenbankzugriffe auf den Silverplatter-Server der GHB. In separaten Klein-Arbeitsräumen können Audio-Cassetten und Video-Bänder benutzt werden.

Natürlich lassen sich auch herkömmliche Dias und Microfiches in den Räumen der MMT betrachten und Ausdrucke über den Reader-Printer bzw. über das Bibliotheksnetz auf einen zentralen Benutzer-Drucker (OCE-Drucksystem mit Entgeldregelung) machen. Als Auslegestelle für DIN-Normen kann im DIN-Katalog über Internet recherchiert und das Ergebnis der Recherche direkt im DIN-Bestand angesehen werden. In einem speziell eingerichteten Macintosh-Pool sind mittels Scanner, Grafikbearbeitungssoftware und OCR-Möglichkeit weitere Bedingungen für multimediales Arbeiten geschaffen. Sie sollen bei entsprechendem Bedarf um digitale Bildbearbeitung (Photo, Video) gegebenenfalls ergänzt werden.

Die Bibliothek bietet in den Räumen der Multimediathek entsprechende Schulungen zur effektiven Nutzung der Rechnerausstattung an. Die Öffnungszeiten sind derzeit Montag – Mittwoch 9.00-16.00 Uhr, Donnerstag 9.00-18.00 Uhr und Freitag 9.00-14.00 Uhr.


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Die Bibliothek - Mediathek von Mühlhausen (Elsaß) und die neuen Technologien

Danielle Taesch, Mulhouse

Das Netz der Bibliothek - Mediathek von Mühlhausen mit seinen verschiedenen Funktionen, die z.T. über die Kommune hinausreichen, ist überall in der Stadt präsent. Die neuen Technologien sind bereits an zwei Orten im Einsatz. Ab dem Jahr 2000 werden Multimedia-Angebote in allen Bibliotheken zugänglich sein.

Ein Raum für Bilder in "La Filature"
Der Cyberkiosk ist geboren!

Die "Scène nationale" und die Mediathek verstärken ihre Partnerschaft. Mit der Unterstützung des Video-Wettbewerbs "Les Beaux Jours", einer regionalen Organisation zur Verbreitung audiovisueller Darstellungen, wurde der Kiosk zu einem Ort umgestaltet, der den Bildern in allen ihren Formen gewidmet ist: Photographie, Film, Dokumentar-Video, kulturelle CD-ROMs, und Internet-Plätze.

Das Resultat war ein unmittelbarer Erfolg. Drei Plätze sind frei zugänglich. Es hat sich eine regelmäßige und aufmerksame Kundschaft dafür gebildet.

Zwei weitere Plätze sind dem Internet vorbehalten. Der Zugang zu diesen Plätzen ist frei und kostenlos.

Der Dokumentarfilm ist ein Schwerpunkt

Dank der Zusammenarbeit der Scène nationale mit der Mediathek und der Vereinigung Vidéo Les Beaux Jours nimmt der Dokumentarfilm einen Platz ein, der den Zielvorstellungen der Partner entspricht: den Blick für die Welt zu schärfen, kreativ zu werden und die Bürger zum Nachdenken über eine solidarische Gesellschaft anzuregen.

Jeden Monat wird ein Thema behandelt, jeden Tag werden Filme frei zugänglich angeboten.

Die Sprachen-Mediathek, Grand’Rue

Die Sprachen-Mediathek ist eingebunden in die Dienstleistungen für Erwachsene in der Zentralbibliothek. Es stehen 5 Multimedia-Kabinen für Selbstlern-Sprachkurse und zur Konsultation von Büchern und Zeitschriften zur Verfügung. Die Benutzung ist kostenlos. Die Kundschaft besteht zu einem großen Teil aus Asylbewerbern und Studenten. In diesem Jahr liegt der Akzent auf dem Thema "Sprache und Kultur".

Dieser Raum unterscheidet sich immer mehr vom klassischen Sprachlabor.

Die Neu-Programmierung des Netzes

Das EDV-Netz wird gerade neu installiert, womit auch der Zugang zum OPAC, zur Web-Bibliotheksseite und zu Multimedia für das ganze Netz (CD-ROM und Internet) möglich wird. Das neue EDV-System der Bibliothek und der Multimedia-Zugang in allen Zweigstellen wird die Bibliothek noch attraktiver und moderner machen.


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Das digitale Multimedia-Archiv des Deutschen Rundfunkarchivs

Dr. Ludwig Stoffels, Frankfurt a.M.

Zwei Jahre alltäglicher Einsatz eines "Digitalen Archivs für historische Tonträger" im Deutschen Rundfunkarchiv haben ihren Niederschlag in Erfahrungen gefunden, die valider, folgenreicher und z.T. unvorhersehbarer als in der vorbereitenden Projektphase sind.

So stellt die Komplexität des Client-Server-Systems, bei dem Großrechner, UNIX-Rechner und Einzelplatz-PCs mit unterschiedlichen Betriebssystemen, Protokollen und Schnittstellen in Netzwerken miteinander kommunizieren müssen, eine nach wie vor heikle und als Gesamtheit schwierig zu administrierende Konstellation dar. Zentrale Anforderungen an die Qualitätskontrolle, die Datensicherung und an einen unterbrechungsfreien Betrieb konnten bisher nur teilweise erfüllt werden. Zudem führen die spezifische Konstellation und der sehr begrenzte Markt zu einer zögerlichen Unterstützung der Entwickler.

Die Mischung von analoger und digitaler Welt erzwingt modifizierte Organisationsformen und aufwendigere Bearbeitungswege, die den Wunsch nach einer schnellen und durchgängigen Digitalisierung verstärken und damit die technologische Abhängigkeit noch vergrößern. Andererseits werden die positiven Effekte der digitalen Archivierung zunehmend spürbar.

Für die Zukunft lassen sich einige Entwicklungsziele formulieren, die sich aus den bisherigen Erfahrungen und aus Annahmen über die zukünftige Nutzung ergeben:

  • Standortübergreifende Clientsoftware, die digitale Dokumente nicht nur vom lokalen Server, sondern auch von externern Servern abrufbar machen (z.B. für den Austausch zwischen DRA und ARD-Sendern).
  • Datenbankgestützte Verwaltung und Bereitstellung multimedialer Dokumente (Bild, Ton, Text...) im professionellen Umfeld als JAVA-Anwendung; stärker graphisch orientierte (Browser-)Darstellung im nichtprofessionellen Bereich mit vereinfachter, assoziativer Navigation.
  • Medien- und datenbankübergreifende Organisation, die bei der Datenverwaltung höchste Konsistenz ermöglicht (relationale Datenbanken mit normalisierten Datenbeständen, an die Art der Medien angepaßte Anwendungen mit spezifischen Objekt-Relations-Modellen), auf der Nutzerseite eine vereinfachte, von vertrauten Denk- und Assoziationsstrukturen ausgehende Oberfläche bietet.
  • Nutzerorientierte Zugänge zu den Medien, die zwischen klassischen Datenbankabfragen und redaktionell vorbereiteten Pfaden als Navigationsmustern changieren. Beispiel: Online-Hinweisdienst des DRA.
  • Noch offen im Aufwand-Nutzen-Verhälnis: Integrierte Inhaltsanalyse und automatisierter Umgang mit definierten Segmenten (in Audiodokumenten Zugriff auf Teile per Timecode, Sprachanalyse und -erkennung, Zugriff auf Sprachsegmente; für Musikaufnahmen evtl. Erkennung von Instrumentation, Besetzung, Motivik, Satzfolgen).


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http://www.ub.uni-freiburg.de/bibtag99/abstract/10.html
Letzte Änderung: 29.04.1999

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Gestaltung: Christina Willaredt

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