89. Deutscher Bibliothekartag 1999 in Freiburg im Breisgau

Kurzreferate

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Donnerstag, 27.5.
14.00 - 18.00 Uhr

KG II, HS 2004


Themenkreis XI: Neue Entwicklungen in den Verbund- und Lokalsystemen
(unter Mitwirkung der Arbeitsgemeinschaft der Verbundsysteme)

Systemwechsel vor der Jahrtausendwende - Zum Stand der Entwicklung einer neuen Bibliotheksverbundsoftware
Heinz-Werner Hoffmann, Köln

Migration auf ein neues Verbundsystem beim Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg (BSZ)
Volker Conradt, Konstanz

Der kooperative Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg (KOBV) - ein innovatives Verbundkonzept für die Region
Monika Kuberek, Berlin

Verfahren zur Lizenzverwaltung und -abrechnung in Verbundsystemen am Beispiel des GBV
Reiner Diedrichs, Göttingen

Der Informationsverbund Deutsch-Schweiz (IDS)
Bert Wessendorf und Hannes Hug, Basel

Moderation: Dr. Marion Mallmann-Biehler, Konstanz

Systemwechsel vor der Jahrtausendwende - Zum Stand der Entwicklung einer neuen Bibliotheksverbundsoftware

Heinz-Werner Hoffmann, Köln

Auf mehreren vorangegangenen Bibliothekartagen ist über den aktuellen Stand der Entwicklung einer neuen Bibliotheksverbundsoftware berichtet worden. Nach einer europaweiten Ausschreibung haben die Länder Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen sowie das Deutsche Bibliotheksinstitut der Firma Dynix den Auftrag zur Entwicklung einer neuen Bibliotheksverbundsoftware gegeben. Bei allen Kooperationspartnern können die vorhandenen Systeme wegen softwaretechnischer Probleme beim Übergang auf das Jahr 2000 nur noch bis zum Ende des Jahres 1999 genutzt werden. Eine Ablösung dieser Systeme kann daher zeitlich nicht beliebig weit verschoben werden.

Inhalt des Vortrags wird ein aktueller Sachstandsbericht zum Systemwechsel bei den vier Kooperationspartnern sein. Nähere Einzelheiten können zum Zeitpunkt der Niederschrift dieser Kurzfassung (Januar 1999) noch nicht mitgeteilt werden.


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Migration auf ein neues Verbundsystem beim Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg (BSZ)

Volker Conradt, Konstanz

Der Südwestdeutsche Bibliotheksverbund des BSZ kooperiert bekanntlich mit dem Nordrhein-Westfälischen und Bayerischen Bibliotheksverbund sowie dem DBI in der Migration auf das neue Verbundsystem HORIZON der Firma DYNIX.

In diesem Praxisbericht wird dargestellt, wie die Migration bei laufendem und kontinuierlich zunehmendem Routinebetrieb im BSZ zusammen mit den Kooperationspartnern und den Verbundteilnehmern konzipiert wurde. Das BSZ hat einen Schulungsplan vorgestellt, der nach dem Schneeballprinzip die Schulung auf HORIZON aller rund 600 online-katalogisierenden Verbundbibliotheken innerhalb weniger Monate vorsieht.

Im Vergleich zu den anderen Kooperationspartnern bereitet das BSZ eine doppelte Migration vor: im BSZ wird nach der Verbundmigration auch das neue landeseinheitliche Lokalsystem mit HORIZON für die wissenschaftlichen Bibliotheken Baden-Württembergs eingeführt. Auch Sachsen hat sich bereits für die Umstellung seiner Lokalsysteme auf HORIZON entschieden. Die Synergieeffekte der gleichartigen Systeme sind bei der Einarbeitung und Schulung erheblich.


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Der Kooperative Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg (KOBV) - ein innovatives Verbundkonzept für die Region

Monika Kuberek, Berlin

Der Kooperative Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg (KOBV) wird seit dem 1. April 1997 im Rahmen eines dreijährigen Projektes am Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik Berlin (ZIB) aufgebaut. Er wird den Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg ablösen. Mit dem KOBV wird in der Region Berlin-Brandenburg ein neuartiger Bibliotheksverbund realisiert, der auf Dezentralität beruht. Ziel ist eine größere Flexibilität in technischer und organisatorischer Hinsicht.

Das technische Konzept in Kürze: Kern des KOBV ist die KOBV-Suchmaschine, die einen virtuellen Zentralkatalog darstellt. Heterogene Lokalsysteme sind über das Internet vernetzt und kommunizieren über Standardschnittstellen (Z39.50, WWW) miteinander. Auf einem zentralen Server werden Fremd- und Normdaten zur gemeinsamen Nutzung vorgehalten. Die KOBV-Suchmaschine wird auf der Basis des Bibliothekssystems ALEPH500 von der KOBV-Projektgruppe im ZIB gemeinsam mit ExLibris entwickelt. Oberstes Prinzip bei der Entwicklung ist die Offenheit des Systems, die durch Standardschnittstellen ermöglicht wird. Die Offenheit gewährleistet, daß Systeme der verschiedensten Hersteller über die KOBV-Suchmaschine miteinander kommunizieren können. Auf diese Weise können die vielfältigen, in der Region vorkommenden Bibliothekssysteme in den KOBV integriert werden. Dies sind derzeit ALEPH500, AllegroC, Horizon, SISIS; weitere werden in absehbarer Zeit hinzukommen.

Das dezentrale Organisationsmodell des "verteilten" Bibliotheksverbundes basiert auf den eigenständigen lokalen Systemen. Es sieht eine eher "lose" Verbundstruktur vor. Die Bibliotheken arbeiten in Eigeninitiative und Eigenverantwortung zusammen und übernehmen einen Teil der Aufgaben, die in anderen Regionen von der Zentrale wahrgenommen werden. Das dezentrale Konzept gibt den Bibliotheken einen größeren Handlungsspielraum, auch in bezug auf die Erschließung. Damit haben sie die Möglichkeit, ihre Aktivitäten intensiv auf die Bedürfnisse und Wünsche der lokalen Nutzer auszurichten. Um den Nutzern möglichst einheitliche Sucheinstiege innerhalb des KOBV zu bieten, wird in einer regionalen Arbeitsgruppe der Bibliotheken der Gemeinsame KOBV-Standard auf der Basis von RAK definiert.

Mit dem KOBV hat man in der Region Berlin-Brandenburg Neuland betreten, sowohl was die technische Konzeption des Verbundes, als auch was das organisatorische Modell angeht. In dem Vortrag wird das Verbundkonzept vorgestellt und über erste Erfahrungen berichtet.

Weitere Informationen zum KOBV unter: http://www.kobv.de


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Verfahren zur Lizenzverwaltung und -abrechnung in Verbundsystemen am Beispiel des GBV

Reiner Diedrichs, Göttingen

Der GBV verfolgt das Konzept einer integrierten Datenbank für alle auf Verbundebene für Bibliothekare und Bibliotheksbenutzer (Endbenutzer) relevanten Medien. Für die Bereitstellung elektronischer Dokumente müssen entsprechende Mechanismen für die Verwaltung, Überwachung und Abrechnung unterschiedlicher Lizenzierungsmodelle - wie organisationsgebundener Pauschallizenzen, "pay per view"-Verfahren etc. - bereitgestellt werden. Diese Mechanismen wurden im Rahmen des WebDOC-Projektes gemeinsam von Pica und dem GBV entwickelt und prototypisch eingesetzt.

Ergänzend wurden Verfahren zur Integration und Zusammenführung von Zeitschrifteninhaltsdaten, Abstracts und Volltexten aus unterschiedlichen Quellen in einem Nachweissystem entwickelt. Dieser Service wird seit kurzem unter dem Produktlabel PiCarta angeboten.

Dargestellt werden am Beispiel von PiCarta die Modelle zur Lizenz- und Rechteverwaltung in integrierten Nachweisdatenbanken und die für die Abrechnung gegenüber dem Benutzer notwendigen Verfahren.


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Der Informationsverbund Deutschschweiz (IDS)

Hannes Hug und Bert Wessendorf, Basel

Die Deutschschweizer Hochschulbibliotheken repräsentierende Konferenz Deutschschweizer Hochschulbibliotheken (KDH) beschloß im Juli 1996 die gemeinsame Ablösung der bisherigen Verbünde durch einen Informationsverbund Deutschschweiz (vgl. http://www.ub.unibas.ch/ids) auf Grundlage eines gemeinsamen Client Server orientierten Systems.

Die recht eingehende Evaluation unterschiedlichster Systeme brachte das israelische Produkt Aleph500 (Fa. Ex Libris) an die Spitze, das seit Herbst 1998 in Basel, Luzern, St. Gallen und Zürich im Testbetrieb ist. Es laufen derzeit die Personalschulungen sowie die "Fingerübungen" für die lokalen Datenmigrationen, und wir rechnen mit einem definitiven Übergang auf Aleph spätestens im September 1999.

Die Ziele des Verbundes bestehen in der umfassenden regionalen Informationsvermittlung - im Sinne der Erschließung wie der Auslieferung konventioneller und elektronischer Informationen. Das schließt die enge Verbindung von Katalog und elektronischen Informationen sowie ein leistungsfähiges Document Delivery System auf Verbundbasis ein, das im ETHICS-Verbund im Hinblick auf den konventionellen Versand von Dokumenten seit längerem realisiert ist.

Hinzu kommt das Ziel der Aufwandminimierung: sowohl in der Formalerschließung wie in der einheitlichen Sacherschließung sollen insgesamt markante Senkungen im Aufwand - ohne große Einbußen in der Katalogqualität - erzielt werden. Schließlich geht es nicht zuletzt um eine einschneidende Kostensenkung im Betrieb der Bibliothekssysteme.

Die Verbundarchitektur folgt dem gemischten Modell einer dezentralen Datenerfassung und Datenhaltung mit einer zentralen Verwaltung der bibliographischen Anteile sowie der Fremddaten.

Dieser Verbundarchitektur entsprechend ist auch die Aufgabenverteilung im Verbund gänzlich dezentralisiert. Der zunächst wohl noch notwendige Verbundserver wird wie andere verbundspezifische Funktionen an einer der Teilnehmerbibliotheken angesiedelt sein. Auf eine eigentliche "Verbundzentrale" wird verzichtet - es gibt lediglich eine Verbundkoordination (100%-Stelle), welche auf die Konformität der lokalen Entwicklungen achtet.

Auch die Konferenz Deutschschweizer Hochschulbibliotheken ist partnerschaftlich organisiert. Sie wird sich demnächst zum "Verein Informationsverbund Deutschschweiz" konstituieren, einem freiwilligen Zusammenschluß der 7 Deutschschweizer Hochschulbibliotheken, dessen Rechtsform auch Rechtsgeschäfte - wie z.B. die Abgabe von Leistungen an andere assoziierte Bibliotheken - ohne den direkten Eingriff anderer staatlicher Stellen erlaubt.

Die KDH, die einige sehr effizient arbeitende Facharbeitsgruppen eingesetzt hat, hat auf Basis von Empfehlungen dieser Gruppen eine Reihe weiterer Grundentscheidungen getroffen.

Zu nennen ist hier vor allem die Einführung der AACR2, also des im angelsächsischen Raum gebräuchlichen Regelwerkes. Durch diese Öffnung hin zu internationalen Standards erwarten wir eine wesentliche Ausweitung der Möglichkeiten, Fremddaten zu nutzen. Im Verbund wird durch die größeren Bibliotheken auf einem Niveau katalogisiert werden, das etwa der "core level"- Ausgabe von AACR2 entspricht. Die kleineren Partner können ein Minimalniveau wählen, das wesentlich unter diesen Anforderungen liegt.

Eine weitere Grundentscheidung betrifft die Sacherschließung. Sie soll möglichst einheitlich, benutzerfreundlich und einfach sein. Die Schwierigkeiten in der Umsetzung dieser Wünsche werden klar, wenn man sich vor Augen hält, daß es gilt, die bisher in der ETH-Bibliothek gebräuchliche Dezimalklassifikation mit der etwa in der ZB praktizierten RSWK-nahen Sacherschließung zu verbinden! Wir können uns die Lösung dieser Aufgabe nur darin vorstellen, ein stark automatisiertes Verfahren mit gewissen, aber möglichst geringen intellektuellen Anteilen einzusetzen. Eine Versuchsinstallation soll kurz nach der Betriebsaufnahme mit Aleph an einer der Teilnehmerbibliotheken aufgebaut werden.

Eine der aktivsten Facharbeitsgruppen der KDH ist der Arbeitskreis "Neue Medien", der sich mit der konsortialen Beschaffung elektronischer Informationen befaßt. Ihr ist zum großen Teil eine koordinierte und kostenbewußte Versorgung mit lizenzpflichtigen Informationen gelungen.


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http://www.ub.uni-freiburg.de/bibtag99/abstract/11.html
Letzte Änderung: 29.04.1999

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Gestaltung: Christina Willaredt

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