zusammengestellt von Christoph Ballmer
Fachinformation aus dem Internet: Die virtuelle Bibliothek der UB Basel
Die Vorstellung von der Bibliothek als reinem Bücherhort hat seit der Entwicklung neuer, digitaler Daten- und Informationsträger endgültig ausgedient. So zählt die CD-ROM bereits heute in den allermeisten Wissenschaftsgebieten zum ganz alltäglichen Mittel der Informationsbeschaffung. Die UB Basel hat sich diesen neuen Technologien von Anfang an konsequent geöffnet und bietet diese mit grossem Erfolg ihrer Benutzerschaft an.
Die weltweite Vernetzung mittels Internet und World Wide Web hat die Informationssuche nun erneut revolutioniert. Die UB Basel nutzt die neu entstandenen Möglichkeiten mit der Schaffung einer virtuellen Bibliothek. Die Vorarbeiten dafür waren intensiv: Innerhalb des riesigen Informationspotentials, das weltweit online angeboten wird, haben Fachleute jedes Wissenschaftszweiges das Angebot ihrer Disziplinen durchforstet, es auf Qualität und Brauchbarkeit hin geprüft, selektioniert und strukturiert. Das Substrat bildet eine kleine, aber feine Auswahl aktueller und nach Fachgebieten geordneter Links, die in den hauseigenen Web-Server eingespiesen wurden. Zu diesen wurden Informationen über Institute, Bibliotheken und Datenquellen der Universität sowie über eigene Bestände, Datenbanken, CD-ROMs, Nachschlagewerke und Neuanschaffungen gefügt. Und als Tüpfelchen aufs i konnten für den Benutzerkreis der Universität Basel gar die exklusiven Zugangsrechte für verschiedene wichtige Datenbanken und zahlreiche elektronische Zeitschriften erworben werden.
Die virtuelle Bibliothek der UB Basel ist eine "Bibliothek ohne Wände", rund um die Uhr und für jedermann geöffnet, bequem von zuhause, vom Arbeitsplatz oder von einer der neu eingerichteten Computerstationen der Bibliothek aus. Sie ist in stetigem Wandel begriffen: Täglich wird sie verändert, ergänzt, verbessert, aktualisiert, so dass es sich lohnen wird, regelmässig einen Blick hinein zu werfen. Anzuklicken ist sie auf der Homepage der UB Basel bzw. direkt über die Adresse http://www.ub.unibas.ch/vlib/.
Christoph Ballmer
Elektronische Volltext-Zeitschriften im Rechnernetz der Universität Basel
Mit jedem an das Internet angeschlossenen Rechner im Universitätsnetzt können ab sofort die Volltexte von rund 350 wissenschaftlichen Fachzeitschriften eingesehen und ausgedruckt werden. Die Universitätsbibliothek sorgt für die Zugangsrechte und bietet einen bequemen Zugriff auf diese vor allem medizinischen (auch im Kantonsspital abrufbar) und mathematisch-naturwissenschaftlichen Titel. Der Weg zur Bibliothek verkürzt sich auf ein paar Mausklicks.
Die Basler Verlage Birkhäuser und Karger sind mit rund 20 resp. 80 ihrer Zeitschriften vertreten. Das seit Mitte 1996 im Aufbau begriffene Angebot stellt das umfangreichste seiner Art in der Schweiz dar. Erreicht werden kann es über die Adresse http://www.ub.unibas.ch/ejour/. Die Nutzung dieses Angebots soll in Zusammenarbeit mit dem Karger-Verlag untersucht und optimiert werden.
Simon Geiger
Nachlass Hans Rudolf Guggisberg auf der UB
Die Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek konnte dieser Tage den wissenschaftlichen Nachlass des Basler Historikers Hans Rudolf Guggisberg (1930-1996) als Geschenk entgegennehmen. Guggisberg war von 1968 bis 1995 Ordinarius für neuere allgemeine Geschichte und Schweizergeschichte an der Universität Basel. Schwerpunkte seiner Arbeit waren Humanismus und Reformation, speziell das Thema Toleranz im 16. Jh., die Geschichte der USA sowie die spanische Geschichte des 17. und 18. Jahrhunderts. Sein erstes und sein letztes Buch galten beide dem Humanisten und Dissidenten Sebastian Castellio. Der Nachlass besteht zur Hauptsache aus der wissenschaftlichen Korrespondenz, Vorlesungsmanuskripten sowie den Rezensionen und Zeitschriftenartikeln. Er stellt eine wertvolle Bereicherung der Handschriftenbestände der UB dar.
Franz Gschwind
Carl Albrecht Bernoulli
Wertvolle Ergänzungen zum Nachlass
Die Universitätsbibliothek Basel ist seit längerem im Besitz des Nachlasses des Basler Schriftstellers und Theologen Carl Albrecht Bernoulli (1868-1937). Er umfasst neben Unterlagen zu Bernoullis Person und Werk u.a. auch wertvolle Dokumente zu Friedrich Nietzsche und Franz Overbeck. Aus dem Nachlass von Bernoullis Tochter Eva sind nun weitere rund 200 Dokumente auf die UB gelangt, welche den bisherigen Bestand bereichern und ergänzen. Darunter finden sich Briefe von Bernoulli an Freunde und Verwandte, eigenhändige Liedkompositionen und literarische Texte, Briefe von bedeutenden Zeitgenossen (u.a. von Carl Spitteler) und - als kleine Kuriosität - eine Bernoullis Eltern gewidmete Fotographie von Johannes Brahms. Der gesamte Nachlass ist erschlossen und ab sofort in der Handschriftenabteilung der UB benutzbar.
Martin Steinmann
Zwei Bucheditionen aus Beständen der Universitätsbibliothek Basel
Der Briefwechsel zwischen den beiden engsten Freunden Friedrich Nietzsches, Franz Overbeck und Heinrich Köselitz (1854-1918), ist von unschätzbarer Bedeutung für die Nietzsche-Forschung. Franz Overbeck (1837-1905) war Professor der Theologie in Basel und Wohngenosse Nietzsches in dessen Basler Zeit. Heinrich Köselitz (1854-1918) wurde als Student Nietzsches bald zu dessen Vertrauten und nahm über lange Jahre fast eine "Eckermann-Rolle" gegenüber seinem Lehrer ein. Köselitz ist besser bekannt unter seinem Künstlernamen Peter Gast, mit dem er seine Kompositionen unterzeichnete.
Neben Nietzsches eigener Korrespondenz ist der fast 30 Jahre dauernde Briefwechsel zwischen Overbeck und Köselitz die vielleicht wichtigste Quelle zu Nietzsches Biographie, Philosophie und Werkgeschichte. Für die Zeit nach 1889-1905 stellen die Briefe ein einzigartiges Zeugnis dar über Nietzsches Zusammenbruch und Siechtum, über die Rolle der Elisabeth Förster-Nietzsche, die Begründung des Nietzsche-Archivs, über die frühe Nietzsche-Edition und Rezeption und über das Entstehen einer Nietzsche-Mythologie.
Mit der vollständigen Publikation dieses Briefwechsels mit ausführlichem Kommentar wird ein dringendes Desiderat der Forschung eingelöst.
Der Theologe Franz Overbeck hat in einer Art Privatenzyklopädie eine etwa 20'000 Zettel umfassende Kartei angelegt, die sowohl sein persönliches "Kirchenlexicon" und Arbeitsinstrument, als auch sein Reflexionsmedium für innere Monologe war. Von Vermutungen über frühchristliche Askese über Auseinandersetzungen mit theologischen Zeitgenossen bis hin zu persönlichen Erwägungen über den Sinn seines eigenen Daseins reicht die Spannweite der Zettel. Innerhalb der Overbeck-Ausgabe ist erstmals eine sinnvolle Auswahl mit Kommentar und Materialien erschienen. Durch diese Overbeck-Edition tritt der Theologe, der über seinen historischen Studien den religiösen Glauben verloren hatte, zunehmend aus dem Schatten Nietzsches hervor und wird in seinem eigenen, markanten persönlichen und wissenschaftlichen Profil erkennbar.
Beide Editionen basieren in ihren Quellen auf Beständen der Basler Universitätsbibliothek.
David Hoffmann / Christoph Ballmer
Franz Overbeck - Heinrich Köselitz (Peter Gast)
Franz Overbeck : Werke und Nachlass Bde. 4, 5, 6/I und 6/II: Kirchenlexicon. Texte, Materialien und Gesamtinventar, herausgegeben von Barbara von Reibnitz und Marianne Stauffacher-Schaub,
Stuttgart & Weimar: Metzler 1995-1997
Subskriptionspreis: Fr. 114.-, 114.-, 89. -, 89. -