EUCOR-Bibliotheksinformationen - Informations des bibliothèques: 11 (1997)

UB Basel im neuen Bibliotheksverbund der Deutschschweizer Hochschulen

Hannes Hug

(UB Basel)


Zusammenfassung:

Angesichts der tiefgreifenden Veränderungen der Informationstechnologie in den letzten Jahren stehen die Bibliotheken der Deutschschweizer Universitäten vor der Notwendigkeit, ihre jetzigen Verbundsysteme noch vor der Jahrhundertwende abzulösen. Sie wollen diese Chance nutzen, um von der heutigen Zusammenarbeit zu einem eigentlichen Zusammenschluss in einem neuen Bibliotheksverbund zu gelangen.
Die Universitätsbibliothek Basel ist massgeblich am Aufbau den neuen Verbundes und an der gemeinsamen Ablösung der bisherigen Systeme beteiligt.
Erste Ziele der Ablösung sind Modernisierung und Erweiterung der in den jetzigen Systemen verfügbaren Funktionalitäten. Verbesserte Suchmöglichkeiten und erweiterte Selbstbedienungsfunktionen mit einer modernen graphischen Benutzeroberfläche werden den Bedienungskomfort für Bibliotheksbenutzer erhöhen. Zugleich wird die Bibliotheksverwaltung durch vermehrte Nutzung von Fremddaten und durch bessere Integration der Arbeitsgänge effizienter und transparenter werden. Beide Ziele sind dank neuer Technologie kostengünstig erreichbar.




Ausgangslage für den neuen Verbund

Schon die bisherige Technologie hat eine Vernetzung der EDV-Systeme ermöglicht: Von allen Arbeitsplätzen in den Hochschulnetzen können auswärtige Bibliothekskataloge konsultiert werden. Jede der vier existierenden Katalogdatenbanken im Deutschschweizer Hochschulbereich muss jedoch gesondert angewählt werden; jedes der drei eingesetzten Systeme bietet etwas andere Suchmöglichkeiten und verwendet seine eigene Abfragesprache. Zudem beschränkt sich der Zugang auf die Abfrage; einzig der ETHICSplus-Verbund lässt Einschreibung und Bestellung auf Distanz zu.




Zielsetzungen des Verbundprojekts

Die Bibliotheken möchten den gleichzeitigen Systemwechsel nutzen, um ihre Zusammenarbeit noch zu vertiefen: Ein neu aufzubauender Verbund der Deutschschweizer Hochschulbibliotheken soll sich den Benutzern zunehmend wie ein einziger Anbieter von Informationen und Dienstleistungen präsentieren.

Der gemeinsame elektronische Katalog wird den Bestand der teilnehmenden Bibliotheken mit einer modernen und homogenen Oberfläche anbieten. Eine Suche im Katalog der eigenen Universitätsbibliothek soll ohne umständliche Manipulationen und ohne wiederholte Eingabe von Suchbegriffen im gemeinsamen Katalog fortgesetzt werden.

Ist ein Werk in einer andern Bibliothek des Verbunds gefunden worden, so soll es ohne Neueinschreibung, allein mit der Angabe des Benutzerkontos der eigenen Stammbibliothek, bestellt werden können. Auch Kopien von Zeitschriftenartikeln sind auf diesem Weg lieferbar.

Neben den herkömmlichen gedruckten Medien werden die Bibliotheken in Zukunft vermehrt auch digitale Information auf verschiedenen Trägern beschaffen oder zugänglich machen. Schon heute bieten sie ihren Benutzern eine Vielfalt solcher elektronischen Informationen an:

Elektronische Zeitschriften, deren Inhalte nicht mehr in gedruckter Form erscheinen:

  1. andere Volltexte, sowohl von aktuellen Publikationen (Nachschlagewerke etc.), als auch von historisch wichtigen Werken (E-libraries)
  2. Bild- und Toninformation
  3. Bibliographische Datenbanken, teils auf CD-ROM, teils über Online-Dienste
  4. Inhaltliche Ergänzungen zu bibliographischen Informationen, etwa Inhaltsverzeichnisse, Abstracts etc.

Die Kosten solcher Informationsressourcen drohen allerdings ins Unabsehbare zu wachsen; schon heute können z.B. nur stark genutzte Bibliographien und Datenbanken auf CD-ROM in den Universitätsnetzen angeboten werden, nicht aber kostspielige Textsammlungen, die für einen eingeschränkten Kreis von Spezialisten wichtig wären. Nur intensive Kooperation wird ermöglichen, durch gemeinsame Beschaffung und Bereitstellung teurer Informationen im Verbund, durch gemeinsame Lizenzverträge und ähnliche Lösungen das Informationsangebot ohne Kostenexplosion auszuweiten..




Nationale Einbindung

Sowohl der Verbund der Welschschweizer Hochschulen als auch die Schweizerische Landesbibliothek arbeiten bereits mit einem neueren kommerziellen Bibliothekssystem, das international standardisierte Schnittstellen für die Kommunikation mit andern Systemen anbietet. Eine enge Verbindung mit diesen Systemen wird also leicht zu realisieren sein.

Selbstverständlich wird der neue Verbund sich auch in das angelaufene Projekt "Informationsnetz Schweiz" integrieren, an dem bereits einige seiner wichtigsten Mitglieder mitwirken.




Organisation und Stand des Projekts (Juni 1997)

Das Verbundprojekt wird geleitet von der Konferenz Deutschschweizer Hochschulbibliotheken, welche die Direktoren der beteiligten Institutionen vereinigt. Ein Lenkungsausschuss und verschiedene Facharbeitsgruppen haben den Auftrag, die Evaluation und Auswahl des neuen Systems durchzuführen, dessen Einführung in den einzelnen Bibliotheken zu koordinieren und den Aufbau der gemeinsamen Verbundinfrastruktur zu planen.

Der Lenkungsausschuss wird von Bert Wessendorf, UB Basel präsidiert, an den Facharbeitsgruppen sind mehrere Angehörige der UB Basel beteiligt.

Die Ausschreibung für das neue System ist gemäss den WTO-Richtlinien erfolgt. Mittlerweile liegen die Offerten interessierter Firmen für die neue Lösung vor.

Es sind Angebote spezialisierter Softwarefirmen vor allem aus Europa und den USA. Derzeit werden diese Offerten intensiv evaluiert. Bis im Herbst soll ein gemeinsamer Systementscheid gefällt werden. Unter Vorbehalt der Zustimmung der Unterhaltsträger werden zunächst die existierenden Datenbanken je für sich auf das neue System überführt.

Als zweiter Schritt soll dann die Installation der gemeinsamen Infrastruktur und der Aufbau der gemeinsamen Datenbank erfolgen.




Konferenz Deutschschweizer Hochschulbibliotheken:

Universitätsbibliothek Basel
Stadt- und Universitätsbibliothek Bern
Zentralbibliothek Luzern
Bibliothek der Universität St. Gallen
Bibliotheksverbund der Universität Zürich
ETH-Bibliothek Zürich
Zentralbibliothek Zürich



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