EUCOR-Bibliotheksinformationen - Informations des bibliothèques: 12 (1998)

Neue Entwicklungen bei Volltextdatenbanken in Theologie und Philosophie

Albert Raffelt (UB Freiburg)


Zusammenfassung:
Der Beitrag stellt die elektronischen Datenbanken aus den Fachgebieten Philosophie und Theologie vor, die in den letzten beiden Jahren in der Universitätsbibliothek Freiburg neu angeschafft oder in verbesserter Form (Update) erworben wurden. Es handelt sich um Textcorpora auf CD-ROM zur lateinischen Theologie und Philosophie der patristischen Zeit und des Mittelalters (Patrologia latina database, CETEDO library of ancient Christian texts, Corpus des oeuvres de philosophie en langue française), zur Bibel (Bible works, Qumran scrolls), zu einzelnen Denkern (Augustinus, Thomas von Aquin, Kant, Fichte, Nietzsche).
Ferner werden Datenbanken vorgestellt, die in Freiburg im Rahmen des Liberation-Projekts an der Theologischen Faktultät erstellt und im WWW angeboten werden, insbesondere zur Fundamentaltheologie (Hansjürgen Verweyen) und zur Philosophie (deutsche Sekundärliteratur zum Werk von Maurice Blondel).
Dazu werden Hinweise zur Darbietung der elektronischen Medien in Freiburg gegeben.


Résumé:
Nouvelles développements dans les banques de données à textes complets dans les domaines de la théologie et de la philosophie
Le rapport présente les banques de données électroniques dans les ressorts philosophie et théologie acquises ces deux dernières années par la bibliothèque universitaire de Fribourg ou dont a été achetée une version actualisée (update). Il s’agit de corpus sur CD-ROM ayant trait à la théologie et la philosophie latine de l’époque patricienne et du Moyen-Age (Patrologia latina database, CETEDOC library of ancient texts, Corpus des œuvres de philosophie en langue française), à la Bible (Bible works, Qumran scrolls), à des penseurs (Augustin, Thomas d’Aquin, Kant, Fichte, Nietzsche).
En outre sont présentées des banques de données crées dans le cadre du projet de "Liberation" à l’institut théologique et qui sont offertes par Internet ; elles concernent en particulier la théologie fondamentale (Hansjürgen Verweyen) et la philosophie (littérature secondaire allemande sur l’oeuvre de Maurice Blondel).
En supplément des renseignements sont données sur les médias électroniques proposés à Fribourg.

(trad. par Dr. Gabriele Sobottka)




Die Entwicklung der Datenbank im Bereich von Theologie und Philosophie ist in mancher Hinsicht erstaunlich. Sieht man auf das öffentliche Interesse an den klassischen Texten dieser Fächer, so kann man sich - von zufälligen Ausnahmen abgesehen wie Hildegard von Bingens medizinische oder Edelsteinbücher oder wenigen wirklichen Best- und Longsellerautoren wie Nietzsche - aber warum nicht auch Augustinus? oder mit Brecht: Sie werden staunen, die Bibel ... (wie dem auch so: diese jedenfalls in Deutsch, was ja nur bei Nietzsche selbstverständlich ist!) - also: so kann man sich nur wundern, daß die klassischen Texte der Theologie in größter Breite, die der Philosophie doch recht umfangreich in digitaler Form vorliegen und zwar weitgehend in kommerzieller Absicht aufbereitet. Das postmoderne Interesse an allem beschränkt sich bei solch investiven Unternehmen dann doch wieder in erstaunlicher Weise auf Klassisches. Um so interessanter ist die Evaluierung der Benutzung dieser Materialien. Dazu gleich beim jeweiligen Objekt.

Ziel dieser Darstellung ist es, die Entwicklungen in diesem Bereich seit den letzten Informationstagen vom Angebot der UB aus darzustellen und auf Innovatives bei diesen Datenbanken hinzuweisen.

Nicht unterlassen möchte ich es aber hier, wenigstens kurz darauf hinzuweisen, daß es im Bereich der bibliographischen Datenbanken Nennenswertes gibt, vor allem den "Zeitschrifteninhaltsdienst Theologie", der an der UB Tübingen erstellt wird, inzwischen halbjährlich als CD-ROM ausgeliefert wird. In aktuellster Form aber in der Fakultätsbibliothek Theologie auf einem eigenen Rechner benutzbar ist. Der Zeitschrifteninhaltsdienst Theologie erschließt die wichtigste Aufsatzliteratur (auch aus Sammelbänden) dieses Bereichs formal wie sachlich. Seit neustem wird die Sacherschließung voll nach den "Regeln für den Schlagwortkatalog" (RSWK) durchgeführt, ist also begriffsidentisch mit der Erschließung in den neuen elektronischen Katalogen im deutschen Sprachraum. Gegenüber diesen ist hier der Komfort - trotz eines älteren EDV-Systems - noch größer, weil man die Möglichkeiten des Regelwerks besser ausschöpft als derzeit in unserem Katalog und auch die Recherche nach Schlagwortketten durchführen kann, d.h. nach in Verbindung stehenden Schlagwortbenennungen, die nicht nur postkoordiniert auf Verdacht gesucht werden können.

Diese Thema soll hier nicht vertieft werden. Die CD ist im übrigen auch an den Vormittagen für Interessenten vorgeführt worden. Da wir in der Fakultätsbibliothek Theologie eine aktuellere Version haben, ist sie aus meinem Privatbesitz.


Theologische bzw. theologiegeschichtliche Datenbanken

Die Patrologia database (PLD)

Es gibt eine Art von Unsterblichkeit der Patrologia latina des Abbé Migne, die jeden überrascht, der schon im ersten Semester seines Studium mitgeteilt bekam, daß dieser Textsammlung nicht zu trauen sei. So schon vor dreißig Jahren und sicher auch schon früher. Trotzdem hat sie sich über alle gebräuchlichen medialen Zwischenformen - vom Reprint über den Microfiche - ins digitale Zeitalter hinübergerettet. Der Grund ist einfach bzw. genau genommen zweifach: 1. Sie ist von der Textmenge her nicht überholt, 2. sie ist inzwischen selbst ein Dokument der Wissenschafts- und Geistesgeschichte. Man könnte 3. hinzufügen: So schlecht war sie wiederum auch nicht. Hier zu erwähnen ist diese Datenbank, weil sie inzwischen vollständig ist. Nur insofern fällt sie unter die "neueren Entwicklungen". Mit 5 CDs - wir warten auf die dichtere Speicherung oder die Netz-Alternative - ist sie wohl die umfangreichste Volltextdatenbank derzeit überhaupt. Sie ist inhaltlich nicht nur für die Kirchenväter und die Autoren bis ins 12. Jahrhundert interessant, sondern auch für die neuzeitliche Editionspraxis wie Väterüberlieferung, da sie auch ein Gutteil neuzeitlicher Kommentierung enthält.

Da es sich immerhin um Quellenmaterial handelt, das vielen Studierenden sprachlich nicht ohne weiteres zugänglich ist, ist es um so erstaunlicher, daß die Nutzungsdaten Spitzenwerte darstellen.

Von der Aufbereitung des Materials her ist nicht allzu viel zusagen. Die Texte sind recherchierbar, auch die griechischen Anteile; dies ist unter einer Windows-Oberfläche vernünftig gemacht.

CETEDOC-library of Christian Latin texts (CLCLT)

Diese Datenbank ist im theologischen Bereich zwar das Ur-Angebot, aber inzwischen in einem Update vorliegend, das auch einen Hinweis verdient. Das CLCLT besteht ursprünglich aus den kritischen Editionen des Corpus Christianorum, ist aber inzwischen durch weitere Texte ergänzt, so daß es die vollständigen Werke Augustins, Ambrosius, Hieronymus - inzwischen einschließlich der Vulgata -, Bernhards von Clairvaux , die lateinischen, in Freiburg editerten Werke Ramón Llulls, dazu Grundschriften wie die Sentenzen des Lombarden und anderer Autoren, die hier nicht alle aufgezählt werden können.

Der Vorteil der CLCLT gegenüber der PLD liegt in der Darbietung hervorragender kritischer Editionen, der Nachteil in der geringeren Menge, der Vorteil wieder in dem zeitliche weiteren Spektrum und natürlich auch in der Edition Migne nicht bekannter Texte.

Die Datenbank ist anscheinend auf ASCII-Basis erstellt und kann keine griechischen Wörter darstellen. Diese sind auch in der dritten Version noch mit "g-" codiert (g-logos = lÒgoj). Nun ist das bei der Recherche trotzdem nicht besonders gravierend, inzwischen aber doch unterhalb der technischen Möglichkeiten. Die Recherchemöglichkeiten selbst sind ausgefeilt und gut. Zur Datenbank sind die sonstigen philologischen Hilfsmittel des Corpus Christianorum hinzuzuziehen, so daß philologisch gesehen hier ein hervorragendes Arbeitsinstrument vorliegt.

Corpus Augustinianum Gissense (CAG)

Das Bessere ist bekanntlich des Guten Feind, und daher ist es nicht verwunderlich, daß die Texte Augustins jetzt in der dritten vollständigen elektronischen Form vorliegen, - in der derzeit besten. Die von P. Cornelius Meyer OSA angeregte und organisierte Datenbank des Würzburg-Gießener Augustinus-Corpus beruht schlicht auf den besten Editionen, was im Prinzip auch von der CLCLT gesagt werden kann, aber in Einzelfällen doch eine Verbesserung darstellt, die tendenziell auch fortgeführt wird (die aktuelle CD-ROM ist natürlich dem Stand immer etwas hinterher). Der Textumfang ist im Randbereich etwas vollständiger und er ist bis zu den neusten Funden - die es erstaunlicherweise ja bei Augustinus sogar in Deutschland gegeben hat - weitergeführt.

Die Datenbank ist um ein umfangreiches Hilfsmittel ergänzt: die vollständige in Würzburg/Gießen bekannte und erfaßte Augustinus-Literatur, ca. 20.000 Titel, die zudem sachlich nach lateinischen Stichworten erschlossen sind. Dieses Hilfsmittel ist im übrigen auch für die Augustinismus-Forschung interessant, da man mit Stichwortsuche auch hierzu in großem Maße fündig werden kann.

Ebenso wesentlich wie diese beiden gewichtigen Punkte ist die Aufbereitung der Texte. Im CAG kann man nach Lemmata suchen, also maria als Plural von mare und Maria als Eigennamen gerennt suchen; alle Zitate Augustins sind ausgewiesen und können gesucht werden, also z.B. die xxx Stellen über Lukas 15, 11-32, das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Es können Zitate klassischer Autoren und der Kirchenväter - z.B. des Ambrosius - gesucht werden, auch Zitate in Zitaten usw.

Es ist zu hoffen, daß künftig auch das Augustinus-Lexikon, das im Umfeld des gleichen Projekts herausgegeben wird, künftig auch auf den CD-Updates enthalten sein wird. Es wird deshalb wohl kaum weniger Käufer finden, da die Nutzungsform doch eine andere ist (ich betone dies im übrigen selbst als Abonnent des Lexikons, der dieses Abonnement nicht zu stornieren gedenkt).

Damit wird diese CD aber zu einer integrierten und integrierenden Arbeitsumgebung für jeden Augustinus-Forscher oder auch anspruchsvolleren Augustinus-Leser. So ist der nächste Schritt konsequent, daß nämlich die CD auch die Anlage von Arbeitsnotizen ermöglicht. Einzelne Texte können annotiert werden. Bei annotierten Texten ist die "Notiz"-Funktion markiert. Annotationen beziehen sich immer auf die einzelnen Paragraphen des Werkes, wie sie im CAG separiert sind. Bei einer CD in Eigenbesitz ist diese Möglichkeit - solange ein Computer benutzt wird - völlig unproblematisch. Bei einer jeweils neu zu installierenden CD - wie in der UB - ist es jedoch nötig, das Unterverzeichnis CAG/NOTES auf Diskette zu transportieren und dessen Inhalt jeweils nach der Installation der CD einzuspielen. Um Industriespionage zu vermeiden, sollte man den Verzeichnisinhalt selbstversätndlich auch wieder löschen... Die Notizen sind übrigens als einzelne Textfiles abgelegt. Sie sind mit jeder Windows-Textverarbeitung ohne Verluste bei Sonderzeichen etc. zu öffenen und in anderen Projekten ggf. weiterzuverarbeiten. Kurz: Das durchschossene Exemplar der Confessiones muß man nicht wegwerfen, aber eine Datenbank zum Gesamtwerk auf diese Weise aufzubauen ist doch eine gewaltige Möglichkeit.

Thomae Aquinatias opera omnia cum hypertextibus

Erwähnt werden nach diesem Meilenstein sollte wenigstens noch das Pinoierwerk theologischer Volltext-Datenverarbeitung, der Index Thomisticus von P. Robert Busa SJ bzw. dessen CD-ROM-Version mit genanntem Titel. Leider ist die Software dieses CD-Unternehmens nicht nur in die Jahre gekommen sondern von Anfang an technisch überholt gewesen, was halt auf die Pionierzeit zurückzuführen ist, in der das ganze Unternehmen gestartet wurde. Leider ist die neue Version dieser CD nicht mehr rechtzeitig eingegangen, so daß hier nur erwähnt werden kann, daß bessere Nutzungsmöglichkeiten zu erwarten sind.

Bible works

Die Bibel ist im Internet schon bald und reichhaltig vertreten gewesen. Deshalb haben wir in der UB die eher problematischen ersten CD-ROM-Produkte auch nicht gekauft. Auf der Fachreferatsseite Theologie der UB ist unter den elektronischen Publikationen eine Übersichtsseite zu Bibelausgaben zu finden, wo einige wesentliche Texte im lateinischen Alphabet (die Vulgata und Luther, die King-James-Bibel und einige weitere Versionen nebst Hinweisen auf ähnliche Sammelungen im Internet) angeboten werden.

Damit ist dem philologisch an den Urtexten Arbeitenden natürlich noch nicht geholfen. Die UB hat jetzt auch hier zugegriffen, da das Angeobt von Bible works, vertrieben über das Stuttgarter Bibelwerk, inzwischen preislich und sachlich konkurreznzlos und nützlich ist. Die Datenbank besticht 1. durch die enthaltenen Texte. Es sind bei den Urtexten die besten derzeit erhältlichen, 2. durch die - wenn auch nicht auf diesem Textniveau, aber philologisch trotzdem nützlich - Lemmatisierung und vollständige Wortformen-Analyse, die den Urtexten beigegeben ist., 3. durch die sehr große Zahl moderner Übersetzungs-Versionen, die die CD auch für Sprachwissenschaftler oder neusprachliche Literaturwissenschaftler interessant machen könnte. Selbstverständlich sind die Originalsprachen auch "schreibbar". Für Word for Windows 6.0 ist ein Makro beigegeben, das die Hebräische rechtsläufige Schreibweise auch in der eigenen Textverarbeitung ermöglicht. Die Exportmöglichkeiten sind gut. Damit ist hier ein Angebot für Hebraisten, Gräzisten, Theologen, Sprach- und Literaturwissenschaftler, das viele Möglichkeiten bietet.


Philosophische Textdatenbanken

Der Titel ist natürlich nach dem Gesagten nicht ganz korrekt. Alle vorgenannten CD-ROMs sind selbstverständlich von philosophischem Interesse. Welcher Heidegger-Forscher könnte sich um Augustinus herumstehlen? Thomas von Aquin hat auch eine philosophische Schule gezeugt, wie auch immer man zu ihr steht und die großen Textcorpora enthalten selstverständlich eine Unmenge an Texten, die im Laufe der Philosophiegeschichte relevant geworden sind. Hier soll nur noch darauf hingewiesen werden, daß es auch spezifisch philosophische Angebote gibt.

Nietzsche - Kritische Werkausgabe

Schon bei der letzten Vorstellung konnte auf die kritische Nietzsche-Werkausgabe auf CD-ROM hingewiesen werden, die bei de Gruyter erschienen ist und - wenn auch mit einem lieblos gemachten und irreführenden Handbuch - das Werk mit dem Programm Folio Views gut zugänglich macht.

Kant ohne und mit "Kontext"

Dank der Arbeit des Bonner Kant-Instituts ist sein Werk ebenfalls relativ früh digitalisiert worden. Entsprechend umständlich (mit Word Cruncher) ist allerdings auch das CD-ROM-Produkt, das in der Version, die in der UB vorhanden ist, die Akademie-Ausgabe, Bd. 1-9, umfaßt. Die Arbeit mit den Texten ist durch das Programm eingschränkt auf Suchfunktionen. Sie führt zu Ergebnissen, die mit Seiten- und Zeilenangabe in der Akademie-Ausgabe verifiziert werden können.

Wesentlich moderner ist die Software von Kant im Kontext, wo ebenfalls die Akademie-Ausgabe benutzt wird. Das zweite Update entspricht hinsichtlich Kant im Umfang fast der Bonner Akademie-Ausgabe-CD, enthält aber - daher "Kontext" weitere für Kant relevante Werke aus der zeitgenössischen englischen Philosophie.

Das Besondere an dieser CD ist, daß hier eine Windows 95-Lösung gewählt wird, die mit Autostart bei Einschieben der CD für Lösungen wie in der UB ideal ist. Die CD ist außerdem lieberaler hinsichtlich der Möglichkeiten, den Text weiterzuverarbieten, was m.E. eine unverzichtbare Sache ist. Die Software erlaubt es, "Lesezeichen" anzulegen, um vielgesuchte Stellen immer wieder direkt anwählen zu können. Außerdem ist es möglich, zu einzenlen Stellen (Wörtern etc.) Anmerkungen einzugeben.

Fichte im Kontext

... heißt zwar auch so, enthält aber keinen Kontext. Aber was ist für Fichte auch Kontext? Man kann Kant im Kontext ja dazulegen! Enthalten sind die Hauptwerke nach der Immanuel Hermann Fichte-Ausgabe. Die technische Seite entspricht der Kant CD.

und Hegel?

Er ist leider nicht vorhanden, aber immerhin auch angekündigt, was bei dem schwer nach einzelnen Stellen durchzusehenden Werk wohl besonders hilfreich sein dürfte.

Corpus des oeuvres de philosophie en langue française

Michel Serres ist der Herausgeber des Corpus des oeuvres de philosophie en langue française, das in Buchform bereits länger erscheint und Reprints - genauer: Nachdrucke im Neusatz - der gesamten französischen Philosophie - im weitesten Verständnis dieses Wortes - anbietet. Der Umfang reicht von Charrons Sagesse bis zu Lacheliers De l’induction, also bis zu der Schwelle, wo urheberrechtlich solche Dinge ohne weiteres möglich sind. Die französische Philosophie ist ja nur in ihren Hauptvertretern - von Descartes über Malebranche, schon eingeschränkter die Denker des 18., beschämend vernachlässigt die des 19. Jahrhunderts, dann wieder zur Kenntnis genommen mit Bergson, einigen Phänomenologen und Existenzphilosophen, heute stärker mit Levinas und Ricoeur -, ist also nur in ihren Hauptvertretern einigermaßen gegenwärtig. Selbst Denker wie Maurice Blondel, den Heidegger für die größte Potenz im französischen 20. Jahrhundert gehalten haben soll, sind fast unbekannt. Daher ist es nicht verwunderlich, daß die CD-ROM des Corpus bislang eine außerordentlich schwache Nutzung hat. Dabei liegt das weder an der Qualität dieses Chadwick-Healey-Produkts - die gleiche Quelle wie die PLD - noch an den darauf enthaltennen Werken. Es zeigt nur, wie selbstverständlich prägend ein eingeschränkter Kanon des Klassischen für den Erfolg solcher Produkte ist. Dazu kommt, daß bei möglichen Nutzern dieses Instrument vermutlich noch viel zu unbekannt ist, weshalb es hier auch vorgestellt wurde.


Volltexte im Internet, Verknüpfungen und Angebote über und aus der UB Freiburg

Das Thema soll hier nur knapp angerissen werden. Die Fachseiten der Universitätsbibliothek suchen Verknüpfungen zu Volltextsammlung anzugeben, die uns bekannt sind und als besonders gelungen gelten. Das Sammeln derartiger Informationen kann nur arbeitsteilig erfolgen, da das Suchen in dem chaotischen Medium selbst Passion und vor allem Zeit voraussetzt.

Daneben gibt es auch Angebote, die aus den Freiburger Verhältnissen herrühren. Auch wenn es hier um Volltexte geht, soll wenigstens en passant noch mitgeteilt werden, daß es auch ein größeres bibliographisches Anebot gibt, in meinen Fächern a) zu den Professoren der systematischen Theologie der letzten hundert Jahre, die bereits ziemlich vollständig mit ihren Publikationen und Kurzviten nachgewiesen sind, b) zu dem Freiburger Theologen Karl Rahner (sowohl Primär- wie Sekundärliteratur als auch eine systematische Bibliographie), c) zu den großen Freiburger Philosophen Husserl und Heidegger, hier allerdings nur die neuere Sekundärlilteratur, da das uferlose Material nur in strikter Beschränkung auf ein sinnvolles Angebot durchgeführt werden kann.

Volltexte in diesem Zusammenhang sind etwas zufällig. Sie sind aus eigenen Arbeiten entstanden und da sie wohl allgemeines Interesse haben, auf den Server gelegt, zuletzt die m.W. neuste urheberrechtsfreie Übersetzung der Confessiones Augustins, wofür man immerhin bis 1888 zurückgehen muß (die Lachmannsche Übersetzung bei Reclam).

Weiteres läßt sich nach Interesse und Bedarf auf den Fachreferatseiten Theologie und Philosophie finden.

Diese Texte sind nur insoweit aufbereitet, als sie ein Sprungregister enthalten, das es ermöglicht, schnell einzelne Kapitel aufzufinden. Interessanter ist es, wenn auch noch die Suchfunktionen verbessert werden. Dies ist bei folgendem Projekt der Fall, zu dem ich daher gleich übergehe.


Freiburger Datenbanken im Liberation-Projekt

Hans-Jürgen Verweyen

Die UB Freiburg ist beteiligt am Liberation-Projekt, das die Absicht hat, die interaktive Verwendung von Texten im universitären Unterricht zu ermöglichen. Bei theologischen (und nicht nur theologischen) Lehrbüchern ist freilich immer die Frage des Urheberrechts problematisch. Bei vergriffenen Werken ist sie es häufig nicht.

In dieser Datenbank versuchen wir, vergriffene Werke des Freiburger Fundamentaltheologen aufzulegen, so daß sie für die universitäre Lehre verwendbar werden. Der Anfang ist gemacht mit der Dissertation Ontologische Voraussetzungen des Glaubensaktes. Das Projekt könnte insofern interessant werden, als gerade bei der hier verhandelten Thematik eine ziemlich intensive Diskussion stattfindet zwischen dem Freiburger und den parallelen Lehrstühlen in Münster und Graz. Es ist denkbar, daß wir - wenn die Datenbank voll aufgebaut ist - hier auch die Möglilchkeiten dieser Software hinsichtlich interaktiver Zusammenarbeit an einer solchen Datenbank nutzbar machen können.

Die Software indiziert die aufgenommenen Werke. Sie können vollständig und komfortabel nach Worten und Wortverbindungen recherchiert werden. Es ist möglich, zu den Texten Kommentare einzugeben und zwar auch interaktiv durch Nutzer, so daß etwa die Möglichkeit besteht, ein eigenes Werk fortlaufend zu kommentieren oder eine Seminardiskussion aufzubauen usw.

Maurice Blondel - deutsche Arbeiten über ihn

Nicht ohne Zusammenhang mit der Forschungsrichtung Verweyens ist das Werk Maurice Blondels, das für die katholische Theologie des 20. Jahrhunderts bahnbrechend war. Freiburg war schon traditionell - Eugen Seiterich in den 30er Jahren, Bernhard Welte in den 50er, Robert Scherer seit den 30er Jahren bis in die letzten Jahre, später Karl Lehmann mit Schülern, heute Verweyen - ein Zentrum der Blondel-Forschung in Deutschland. So haben wir auf dem Server der Universität seit dies möglich ist, bibliographische und institutionelle Informationen zu Maurice Blondel gesammelt, darunter die Bibliographie der deutschen Forschung. Ein Großteil davon ist urheberrechtsfrei durch die Kontakte der betreffenden Personen untereinander und kann auf dem Server zugänglich gemacht werdne. Wegen der besseren Recherchemöglichkeiten werden wir das nun mit Software des Liberation-Projekts durchführen.



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