EUCOR-Bibliotheksinformationen - Informations des bibliothèques: 13 (1999)

Ein Nachmittag in Basel: Basel - die Kulturstadt im Dreiländereck

Christoph Ballmer (UB Basel)


Basel, eine Stadt mit knapp 200'000 Einwohnern und einer Geschichte von 2000 Jahren, liegt am Rheinknie an den Grenzen zu Frankreich und Deutschland. Hier ist der Sitz der pharmazeutischen Industrie und hier finden grosse Messen statt - die älteste, die Herbstmesse, alljährlich seit 1471.


Das Rheintor (abgebrochen im Jahr 1839)
Abb. 1: Das Rheintor (abgebrochen im Jahr 1839)


Basel, berühmt als Hochburg humanistischer Gesinnung, war langjähriges Domizil von Erasmus von Rotterdam. Er liegt im Münster begraben. Viele Gelehrte nach ihm haben hier gelebt und gelehrt, u.a. der "Lutherus medicorum" Paracelsus, die Mathematiker Jakob und Johann Bernoulli, Christian Friedrich Schönbein, der Entdecker des Ozons und Erfinder der Schiessbaumwolle, der Kunsthistoriker Jacob Burckhardt, die Philosophen Friedrich Nietzsche und Karl Jaspers, der Theologe Karl Barth, der Zoologe Adolf Portmann sowie der Entdecker des Vitamins C, der Chemiker Tadeus Reichstein.

Die Stadt besitzt die älteste Universität der Eidgenossenschaft, an die 30 Museen, ein Dreisparten-Theater von internationaler Bedeutung und unzählige Kleintheater. Jährlich finden rund 1000 Konzerte statt. Basel ist bekannt für seine Musik und Jazzfestivals mit hochkarätiger Besetzung und die kleinen aber feinen Musikclubs. Rechts des Rheins, im multikulturellen Kleinbasel, ist die alternative Kulturszene angesiedelt. Links des Flusses, in Grossbasel, befindet sich das Zentrum der Stadt rund um den Marktplatz. Die gut erhaltene Altstadt mit originellen Läden und eleganten Boutiquen lädt zum Flanieren ein, die nahen Grenzregionen (Schwarzwald und Elsass) und das ländliche Baselbiet verlocken zu Ausflügen

Museumslandschaft

Das Kunstmuseum Basel beherbergt die älteste öffentliche Kunstsammlung (1661) der Welt und gleichzeitig die grösste Sammlung von Werken der Familie Holbein. Weitere Schwerpunkte sind Werke von Cranach, Grünewald und Witz und aus dem 19. Jahrhundert die Gemälde des Baslers Arnold Böcklin. Bei der Kunst des 20. Jahrhunderts liegen die Hauptgewichte auf dem Kubismus, dem Expressionismus und der Pop Art. Die Kunst der 80er- bis 90er-Jahre ist im Museum für Gegenwartskunst zu Hause. Zur Basler Museumslandschaft gehören auch das Museum der Kulturen, das Historische Museum, das Architekturmuseum, das Antikenmuseum und Sammlung Ludwig, das Museum Jean Tinguely von Mario Botta, die Fondation Beyeler in Riehen, das Karikatur & Cartoon Museum, das Filmmuseum und viele mehr. Kinder kommen im Naturhistorischen Museum, im Papier-, Spielzeug- oder Schifffahrtsmuseum und im Puppenhausmuseum auf ihre Kosten.


Ansicht von Basel (Geschenks-Medaille, 1685)
Abb. 2: Ansicht von Basel (Geschenks-Medaille, 1685)


Bibliotheksnetz

Ebenso vielfältig wie die Museumslandschaft präsentiert sich das Basler Bibliotheksnetz, das ein breit gefächertes Angebot für Jung und Alt, für Leseratten und hochspezialisierte Forscher bereithält. Nebst der Universitätsbibliothek mit ihren gegen 3 Millionen Titeln sind es vor allem die 9 Haupt- und Zweigstellen der 1807 gegründeten "Allgemeinen Bibliotheken der GGG", welche die Basler Bevölkerung mit Medien zur Unterhaltung, Information und Weiterbildung versorgen. Mit der am Münsterplatz domizilierten "Allgemeinen Lesegesellschaft Basel" existiert ein weiteres alteingesessenes Leseinstitut von Rang. Der Spezialbibliotheken sind in Basel unzählige, angefangen bei den zahlreichen Institutsbibliotheken der Universität über die "Interkulturelle Bibliothek für Kinder und Jugendliche" (JuKiBu) bis zu den Bibliotheken des Kunstmuseums, des Karikatur&Cartoon-Museums, des Sportmuseums, des Tropeninstituts oder des Missionshauses. Besonders reichhaltig ist das Angebot im Bereich der Musikbibliotheken: Die musikalischen Bestände der Universitätsbibliothek, der Bibliotheken der Musikakademie, des Musikwissenschaftlichen Instituts der Universität sowie der auf die Musik des 20. Jahrhunderts spezialisierten "Paul Sacher Stiftung" bergen zusammen ein Informationspotential, das weit herum seinesgleichen sucht.

Die älteste Universität der Schweiz

Die Universität Basel ist die älteste Universität der Schweiz. Sie wurde von Basler Bürgern als eine Stiftung errichtet und – versehen mit einer Stiftungsbulle von 1459 durch Papst Pius II. – im Basler Münster am 4. April 1460 eröffnet. Am 1.1.1996 hat die Universität wieder das Recht auf Selbstverwaltung erhalten: Ein von den Regierungen von Basel und Basellandschaft gewählter Universitätsrat ist oberstes Entscheidungs- und Aufsichtsorgan.

Von Anfang an war die Basler Universität als eine Volluniversität eingerichtet. Sie ist heute in sechs Fakultäten (Theologische, Juristische, Medizinische, Philosophisch-Historische, Wirtschaftswissenschaftliche, Philosophisch-Naturwissenschaftliche) gegliedert. die in Departemente, Institute und Seminare unterteilt sind. Die Universitätsbibliothek ist als selbständiges Departement angegliedert. Mit dem Europainstitut und der Stiftung Mensch-Gesellschaft-Umwelt verfügt die Universität zudem über zwei zukunftsweisende interdisziplinäre Einrichtungen. Die Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Astronomie, Biodiversität, Demenzforschung, DNA-Forschung am Biozentrum, Nanowissenschaften sowie generell in den Kultur- und Geisteswissenschaften.

Die Anzahl der Studierenden hat sich in den letzten Jahren um 8000 eingependelt, davon sind 44% Frauen und 13% Nichtschweizer. Pro Jahr schliessen rund 700 mit einem Lizentiat oder Diplom ab, ca. 400 mit dem Doktorat. Sie werden von 1050 Dozierenden betreut, 165 davon sind Frauen.

Der Betriebsaufwand pro Jahr liegt bei 445 Millionen Schweizerfranken (Inklusiv klinische Medizin). Davon werden 11,6% vom Bund, 33,5% vom Kanton Basel-Stadt, 19,6% vom Kanton Basel-Landschaft, 5,7% von den übrigen Kantonen, 11,2% vom Schweizerischen Nationalfonds, 11,8% durch übrige Geldgeber und 6,6% durch eigene Einnahmen finanziert.

Im Oktober 1989 hat die Universität Basel die "Konföderation der Oberrheinischen Universitäten" (EUCOR) mitbegründet und eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Lehre und Forschung vereinbart.

Adresse:
Universität Basel
Petersplatz 1, CH-4003 Basel
Tel. +41 61 / 267 31 11
Email: info@ubaclu.unibas.ch - WWW: http://www.unibas.ch/


Flugaufnahme Kollegienhaus der Universität
Abb. 3: Flugaufnahme Kollegienhaus der Universität


Die Universitätsbibliothek - für alle offen

Die Öffentliche Bibliothek der Universität Basel ist die älteste Universitätsbibliothek der Schweiz. Sie sorgt primär für die Literatur- und Informationsversorgung der Hochschule, steht als Kantonsbibliothek aber auch einer breiteren Öffentlichkeit als modernes Informationszentrum zur Verfügung. Ihre Bestände umfassen rund 3 Mio. Einheiten, darunter mehr als 60’000 Handschriften, zahlreiche kostbare Frühdrucke und Inkunabeln, Gelehrtenbibliotheken und bedeutende Nachlässe, u.a. des Diplomaten Carl Jacob Burckhardt, des Theologen und Nietzsche-Weggefährten Franz Overbeck sowie von über 70 Schweizer Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts. Der seit 1980 geführte EDV-Katalog (Deutschschweizer Verbund Basel / Bern) umfasst sämtliche Titel ab Erscheinungsjahr 1940. Rund 300’000 Publikationen der letzten 30 Jahre sind freihand zugänglich. Nebst der Hauptbibliothek bestehen spezielle Filialbibliotheken für Medizin sowie für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.

Benutzungsberechtigt sind Personen ab 14 Jahren mit Haupt- oder Zweitwohnsitz in der Schweiz, im badischen oder elsässischen Raum. Eine Ausleihe ist nur mit Benutzerkarte möglich, die gegen Vorweisung eines Ausweises an Ort und Stelle ausgestellt wird. Die Ausleihe ist kostenlos!


Öffentliche Bibliothek der Universität Basel, Haupteingang
Abb. 4: Öffentliche Bibliothek der Universität Basel, Haupteingang


Die Leihfrist für Bücher beträgt einen Monat, für Zeitschriften zwei Wochen. Werke, die vor 1850 erschienen sind, können nur vor Ort konsultiert werden. Ist bestimmte Literatur weder in der UB noch in einer anderen Basler Bibliothek vorhanden, so wird sie per Fernleihe vermittelt. Auch dieser Service ist - sofern es sich um Bücher aus andern Schweizer Bibliotheken handelt - gratis. Für die Beschaffung von Kopien, z.B. von Zeitschriftenaufsätzen, wird eine Gebühr verlangt.

Der Weg zu den rund drei Millionen Werken führt zuerst zum EDV-Katalog. Dieser umfasst Publikationen ab Erscheinungsjahr 1940. Da er gleichzeitig Verbundkatalog ist, sind so über 1,5 Millionen Titel von über 80 Bibliotheken in Basel und Bern abfragbar. Per Tastendruck gelangt man zudem in andere Schweizer Bibliothekskataloge. Übrigens kann der EDV-Katalog auch bequem von zuhause aus via Internet aufgerufen werden.

Nach Werken, die vor 1940 erschienen sind, forscht man im "Alten Katalog" . Dieser ist in einem Karteilift, auch Pater Noster genannt, untergebracht und als Autoren- und Titelkatalog aufgebaut. Ein Dissertationen- und ein Schlagwortkatalog ergänzen das Angebot.


Altes und neues Bibliotheksgebäude vom Botanischen Garten her
Abb. 5: Altes und neues Bibliotheksgebäude vom Botanischen Garten her


Die UB in Zahlen und Fakten

1471: Erste schriftliche Bezeugung der UB
1559: Erster Katalog in Bandform vollendet
1866: Erster vollamtlicher Bibliothekar ernannt
1889: Katalog von Band- auf Zettelform umgestellt
1896: Erstes eigenes Bibliotheksgebäude bezogen
1939: Schlagwortkatalog begonnen
1962-68: Neues Gebäude am alten Standort errichtet
1978: Medizinbibliothek als Filiale der UB im Kantonsspital eröffnet
1981-83: EDV für Katalogisierung und Erwerbung eingeführt
1985: Datenbankauskunft eingeführt
1988: Online-Katalog eingeführt
1988: Bibliothek des Wirtschaftswissenschaftlichen Zentrums (WWZ) mit Schweizerischem Wirtschaftsarchiv (SWA) als Filialen der UB eröffnet
1995: Automatisation der Ausleihe und Eröffnung des Freihandmagazins
1997: Integration der UB in die Universität als selbständiges Departement
1997: Virtuelle Bibliothek im Internet wird eingerichtet
Herbst 1999: Das Bibliothekssystem SIBIL wird vom System ALEPH abgelöst. Der Informationsverbund Deutschschweiz (IDS) rückt näher.


Gesamtbestand : ca. 3'000'000 Einheiten
Jahreszuwachs: ca. 45'000 Einheiten
Entleihungen: ca. 250'000 jährlich


Adresse:
Öffentliche Bibliothek der Universität Basel
Schönbeinstrasse 18-20, CH-4056 Basel
Tel. +41 61 / 267 31 11, Fax +41 61 / 267 31 03
Email ub@ubaclu.unibas.ch (Verwaltung), infoub@ubaclu.unibas.ch (Information)
URL: http://www.ub.unibas.ch


Der Lesesaal
Abb. 6: Der Lesesaal



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