EUCOR-Bibliotheksinformationen - Informations des bibliothèques: 14 (1999)

UB Basel: News Sommer / Herbst 1999 zusammengestellt für Eucor 14

Von Christoph Ballmer

Nachlass des Archäologen Karl Schefold in der UB Basel

Die Universitätsbibliothek Basel hat den umfangreichen wissenschaftlichen Nachlass des im Frühjahr verstorbenen Archäologen Karl Schefold (1905-1999) als Geschenk seiner drei Söhne entgegennehmen dürfen. Schefold war von 1953 bis 1975 Ordinarius für Klassische Archäologie an der Universität Basel, Spiritus rector bei der Gründung des Basler Antikenmuseums und lange Jahre Hauptredakteur der von ihm begründeten Zeitschrift "Antike Kunst". Die wissenschaftliche Korrespondenz bildet den Kern seines Nachlasses.

Franz Gschwind


Die UB Basel arbeitet mit einem neuen Bibliothekssystem

IDS und ALEPH heissen die neuen Zauberworte für Basels wissenschaftliche Bibliotheken. Die UB und ihre Verbundbibiotheken werden Teil des Informationsverbunds Deutschschweiz (IDS) und arbeiten neu mit dem Bibliothekssystem ALEPH 500. Damit wird - knapp zwanzig Jahre nach Einführung der Bibliotheks-EDV - die bisherige Software SIBIL abgelöst.

Die Umstellung geschieht in zwei Etappen:

Die Daten der Basler UB und der ihr angegliederten Verbundbibliotheken wurden Anfang September 1999 auf das neue System ALEPH 500 geladen. Parallel dazu vollzogen auch die andern Deutschschweizer Hochschulbibliotheken diesen Schritt: Nebst der Stadt- und Universitätsbibliothek Bern, die zusammen mit der Basler UB auch weiterhin den Katalogverbund Basel/Bern betreiben wird, die Bibliotheken der HSG St. Gallen, der Zentralbibliothek Zürich, der Universität Zürich, der Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern, der ETH Zürich und der EPF Lausanne. Damit profitieren Benutzerinnen und Benutzer erstmals von ein- und derselben Oberfläche bei der Abfrage der Kataloge all dieser Institutionen.

Etwa in einem Jahr werden all diese Bestände zusammengeführt, so dass die rund 4,4 Mio. Titel, die mit EDV erfasst sind, mit einer einzigen Autoren- oder Titelabfrage gefunden werden können. Selbstverständlich wird aber auch weiterhin die Suche auf lokaler Ebene oder innerhalb einer einzelnen Bibliothek möglich sein.

Perspektiven ...

Bereits Anfang 2000 werden die Hauptbibliotheken der beteiligten Hochschulen ihre Benutzerregister zusammenführen. Sie anerkennen damit gegenseitig ihre Benutzerinnen und Benutzer und schaffen damit eine wichtige Voraussetzung für die Möglichkeit der Direktbestellung über die Institutionsgrenzen hinaus. Zudem ist auch für die Basler UB eine Digitalisierung der bisher lediglich auf Katalogkarten verzeichneten älteren Literatur geplant. Informationsangebot und –erhältlichkeit werden somit laufend verbessert.

... und Probleme

Diesen erfreulichen Aussichten stehen einige Schwierigkeiten entgegen, die noch der Lösung bedürfen. Eine besondere Knacknuss stellt die Frage einer gemeinsamen Sacherschliessung im Kontext der geplanten Katalogzusammenführung dar. Zudem sind kurzfristig gewisse Probleme im Bereich der Ausleihe zu erwarten, wo sich die Systemablösung besonders komplex gestaltet. Für allfällige Unannehmlichkeiten während der Einführungsphase hoffen wir auf das Wohlwollen unserer Benutzerinnen und Benutzer. Und last but not least zwingen uns die neue Verbundstruktur und die (zumal im Bereich des Erwerbungskredits) angespannte finanzielle Situation zu einer gewissen Neuorientierung: So muss auch die UB künftig Gebühren für Dienstleistungen erheben, die sie bisher gratis anbieten konnte.

Christoph Ballmer


Vernetzte elektronische Medien: Ein neuer Dienstleistungsbereich der Universitätsbibliothek

Neue Informationstechnologien ermöglichen die Nutzung von immer mehr Dienstleistungen der Universitätsbibliothek direkt an den Arbeitsplatz- und Ausbildungsrechnern. Wie kann diese Infrastruktur nutzbringend eingesetzt werden, wer schult in deren Gebrauch und welche Entwicklungen sind in Zukunft zu erwarten?

Fachdatenbanken

Wie in Bibliothekskatalogen üblich werden im EDV-System der Universitätsbibliothek (SIBIL, ab Herbst 1999 ALEPH) Zeitschriftenartikel wegen des immensen Aufwands nur in den seltensten Ausnahmenfällen nachgewiesen. Doch genau auf diese konzentriert sich das Interesse in vielen Forschungsgebieten.

Die Lücke wurde bisher mit aufwendigen Auftragsrecherchen in Fachdatenbanken aufgefüllt.

Mittlerweile konnten viele dieser Datenbanken, deren Bedienung wesentlich einfacher geworden ist, in Pauschallizenz für die Universität erworben werden. Das heisst, Abfragen sind von allen Rechnern im Universitätsnetz (inkl. PPP-Accounts) jederzeit und kostenlos möglich.

Gegenwärtig umfasst das teilweise auch am Kantonsspital zugängliche Angebot 25 Datenbanken, in denen über 40Mio. Dokumente, überwiegend Zeitschriftenartikel, nachgewiesen sind.


In den letzten Jahren entstand also parallel zum Katalogsystem mit Nachweisen von Monographien und Zeitschriftentiteln ein dazu komplementäres System mit Nachweisen und oft auch Abstracts von Zeitschriftenartikeln.

Elektronische Zeitschriften

Natürlich müssen die Dokumente nicht nur nachgewiesen werden, sondern auch in die Hände der Interessierten gelangen. Zu den konventionellen Methoden des Gangs in die Bibliothek und der Kopienbestellung ist die Form der elektronischen Volltextzeitschrift hinzugekommen. Deren Anzahl Titel reicht mit gegenwärtig über 1700 bereits an die Grössenordnung der im Zeitschriftenlesesaal der Universitätsbibliothek aufgestellten gedruckten Zeitschriften (rund 2200) heran.

Anwendungsmöglichkeiten in Lehre und Forschung

Mit diesen Komponenten wird ein neuer Stil der Suche und der Beschaffung hochwertiger Information in Lehre und Forschung ermöglicht:

Schulungen

Die Universitätsbibliothek führt fachbezogene Schulungen im Gebrauch dieser Informationsmittel z.B. im Rahmen von Lehrveranstaltungen nach den spezifischen Bedürfnissen der Departemente resp. Institute durch (Ansprechpartner nach Fachgebieten unter http://www.ub.unibas.ch/staff/).

Ausblick

Zunehmend werden die Datenbanksysteme in ein umfassendes Dienstleistungsangebot eingebunden, das schrittweise realisiert werden soll: Direkt aus den Rechercheresultaten werden Links zu elektronischen Volltexten, Standortnachweise der entsprechenden Zeitschriften und Kopienbestellungen angeboten.

Bereits jetzt ist die automatische E-Mail Benachrichtigung beim Erscheinen von neuen Dokumenten eines definierbaren Interessensgebiets möglich (Alert/SDI , http://www.ub.unibas.ch/whatsnew/ubn00052.htm).

Aus den zahlreichen Einzelkomponenten wird so ein leistungsfähiges Dienstleistungsangebot von der Informationssuche bis zur Artikellieferung aufgebaut.

Mit diesem umfassenden Angebot, welches zielgruppenorientiert in der 'Virtuellen Bibliothek' (http://www.ub.unibas.ch/vlib/) angeboten wird, sollen auch all jene Universitätsangehörige angesprochen werden, deren Informationsbdürfnissen die Universitätsbibliothek bisher zu wenig entsprechen konnte.

Zusammen mit den bekannten Dienstleistungen der Universitätsbibliothek, die mit dem neuen EDV-System ALEPH eine wesentliche Aufwertung erfahren, wird der Universität mit den vernetzten elektronischen Medien eine zeitgemässe, qualitativ hochstehende und äusserst leistungsfähige Informationsinfrastruktur zur Verfügung gestellt.

Simon Geiger

Knappe Mittel - Neues Angebot: Die Medizinbibliothek beschreitet innovative Wege

Dass Bibliotheken im allgemeinen und die grossen Universitätsbibliotheken im speziellen zunehmend Schwierigkeiten mit ihren Erwerbungsbudgets haben, ist weitgehend bekannt. Seit Jahren bewegen sich die durchschnittlichen Preiserhöhungen wissenschaftlicher Verlage in einem zweistelligen Prozentbereich, also weit über der normalen Teuerung, währenddessen die Bibliotheksbudgets als Folge der knapper gewordenen staatlichen Ressourcen im besten Falle stagnieren. Die Folge ist ein markanter Kaufkraftzerfall, der sich verheerend auf die Informationsversorgung von Lehre und Forschung auswirkt.

Betroffen von dieser explosionsartigen Preisentwicklung sind vor allem jene Bibliotheken, welche die ohnehin schon als "Hochpreisfächer" bekannten Forschungsbereiche versorgen müssen. Im Falle der Universität Basel mit ihrem Schwerpunktfach Medizin wirkt sich dies besonders negativ aus. So verdreifachten sich die Preise für medizinische Zeitschriften zwischen 1984 und 1994 und stiegen seither um weitere 60%. Als Folge davon kletterte der Anteil an UB-Ausgaben für die Medizin im Jahre 1998 auf nicht weniger als 25% der Gesamtausgaben für Literatur und Informationsträger. Das heisst, dass für alle übrigen Fächer, die gleichfalls unter enormen Preiserhöhungen leiden, immer weniger Geld übrig bleibt.

Aus diesem Grund sieht sich die UB Basel dazu gezwungen, die Notbremse zu ziehen und energische, die künftige Versorgung mit medizinischer Information leider stark beeinträchtigende Massnahmen zu ergreifen. So werden die Ausgaben für medizinische Information ab sofort auf maximal 20% der UB-Gesamtausgaben begrenzt. Im Zeitschriftensektor heisst das konkret, dass weitere 150 Zeitschriftenabonnemente abbestellt werden müssen. Waren es 1983 noch 1400 Abos, welche die UB im Bereich Medizin anbieten konnte, so werden es im Jahre 2000 gerade noch deren 600 sein. Und selbst diese 600 Zeitschriften belasten das Budget der Medizinbibliothek in einem solchen Masse, dass mit der weiteren Entwicklung im Bereich von Datenbanken und neuen Informationstechnologien kaum mehr Schritt gehalten werden kann. Dass dabei auch kaum mehr Geld für Bücher bleibt, erklärt sich fast von selbst. Die Bedeutung der Medizinbibliothek als eine der bislang wichtigsten Schweizer Schwerpunktsammlungen ist somit ernsthaft gefährdet.

Dieser höchst unerfreulichen Entwicklung versucht die Medizinbibliothek seit Jahren mit aller Konsequenz und mittels ausgeklügelter Optimierungsmassnahmen entgegenzusteuern. Nun haben diese allerdings eine Grenze erreicht, die zu überschreiten eine Gefährdung selbst der wissenschaftlichen Grundversorgung bedeuten würde. Dem quantitativen Abbau des Infor-mationsangebots versucht die Medizinbibliothek deshalb mit weiteren Qualitätsverbesserungen zu begegnen, die auf eine bessere Ausnutzung der verbleibenden Ressourcen zielen.

Als ein erster Schritt in diese Richtung sind ab sofort alle Artikel aus in der Medizinbibliothek vorhandenen Zeitschriften ab Medline direkt bestellbar, für Angehörige des Kantonsspitals vorderhand gar kostenfrei. Der zeitraubende und kostenpflichtige Umweg über informationsvermittelnde Fremdinstitutionen entfällt somit. Entweder ist ein Zeitschriftenartikel von jedem PC im Uni-Netz aus im Volltext einsehbar, oder die Medizinbibliothek liefert den Artikel frei Haus in Kopie. Mit dieser neuen Dienstleistung steuert die Medizinbibliothek den verführerischen, aber teureren Angeboten im Internet entgegen. Und sie hofft gleichzeitig, dass die sich

dadurch ergebende Entlastung der Benutzer sich möglichst bald in einer besseren finanziellen Alimentierung von seiten des Kantonsspitals auszahlt.

Christoph Ballmer / Peter Wolf



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