EUCOR-Bibliotheksinformationen - Informations des bibliothèques: 15 (2000)

Die Landesbibliographie Baden-Württemberg im WWW

Dr. Ludger Syré (BLB Karlsruhe)

Vor sieben Jahren hatte ich an dieser Stelle berichtet, dass die Landesbibliographie von Baden-Württemberg nicht nur in gedruckten, jährlich erscheinenden Bänden angeboten wird, sondern auch in einer Btx-Version verbreitet werden sollte. Das war damals insofern ein Fortschritt, als nun auch andere Einrichtungen, sofern sie über einen entsprechenden Anschluss verfügten, auf die aktuellen Bibliographiedaten zugreifen konnten. Doch die damalige Prognose, dass die Benutzungsfrequenz angesichts der geringen Verbreitung des Mediums Btx bzw. Datex-J nicht sehr groß sein würde, jedenfalls in keiner Weise vergleichbar mit der Akzeptanz des französischen Minitel-Systems, traf zu (s. EUCOR-Bibliotheksinformationen Nr. 1, Oktober 1992, S. 29). Neben der Btx-Version existierte eine sehr viel komfortablere Arbeitsrecherche, die aber nur in den beiden Landesbibliotheken Karlsruhe und Stuttgart, die Produzenten der Bibliographie sind, durchgeführt werden konnte. Einigen Benutzern ließ sich auf diese Weise helfen, doch der Wunsch, überall in Baden-Württemberg auf die Bibliographiedaten zugreifen zu können, wurde immer lauter.

Die Landesbibliographie von Baden-Württemberg wurde 1986 automatisiert und seitdem als Datenbank beim Statistischen Landesamt in Stuttgart betrieben. Schon 1997 wurde dem Statistischen Landesamt der Wunsch übermittelt, die Daten der Bibliographie – mittlerweile immerhin weit über 100.000 Nachweise – ins Internet zu stellen. Seit Mitte Oktober 1999 ist der WWW-OPAC zugänglich. Damit kann sich Baden-Württemberg endlich in den Kreis derjenigen Landesbibliographien einreihen, die im WWW neben allgemeinen Informationen zur Geschichte und zum Inhalt der Bibliographie auch die Daten selbst anbieten. Es sind dies, mit Stand Juni 1999, folgende:


Bundesland

Datenbank-
Einträge

Datenbank-
umfang

Im Internet seit

Baden-Württemberg

103.000

1986 ff

1999

Bayern

60.800

1996 ff

1996

Berlin

30.000

1985 ff

-

Brandenburg

-

-

-

Hamburg

30.000

1992 ff

1997

Hessen

114.000

1977 ff

-

Mecklenburg-Vorpommern

30.000

1995 ff

1995

Niedersachsen

13.000

1993 ff

-

Nordrhein-Westfalen

166.000

1983 ff

1996

Rheinland-Pfalz

55.000

1991 ff

1995

Saarland

42.000

1991 ff

1996

Sachsen

34.000

1992 ff

1998

Sachsen-Anhalt

48.600

1991 ff

1998

Schleswig-Holstein

33.000

1990 ff

-

Thüringen

32.000

1991 ff

1998

Der Benutzer findet die Landesbibliographie von Baden-Württemberg im Internet auf verschiedenen Wegen. Auf der Homepage der Badischen Landesbibliothek (mit der URL: http://www.blb-karlsruhe.de) wählt er die Rubrik "Besondere Bestände und Bibliographien" aus und gelangt so zum Eintrag "Landesbibliographie Baden-Württemberg".

Wer sich über alle im WWW versammelten Landes- und Regionalbibliographien Deutschlands, Österreichs und der Schweiz informieren möchte, kann die Seite "wlb-stuttgart.de/~www/bawue/regbib.html" aufrufen und kommt von dort ebenfalls zur Landesbibliographie Baden-Württemberg.

Auf der Homepage der Bibliographie lassen sich vier Rubriken anwählen: Datenbank, Information, Bedienungshinweise, Ihre Meinung. Unter "Information" wird die Geschichte und Entwicklung der Bibliographie dargestellt. Außerdem erfährt man etwas über den Inhalt und die Bearbeiter der Bibliographie, d. h. Links führen sowohl zum Statistischen Landesamt als auch zu den beiden Landesbibliotheken und zur Kommission für geschichtliche Landeskunde, in deren Auftrag die Bibliographie erscheint.

Für die Recherche in der Datenbank stehen neun Suchkriterien zur Verfügung, die mit den Pfeiltasten (siehe Abbildung) ausgewählt werden können:

Exakter Titelanfang Schlagwort
Autor/beteiligte Personen       Systemstelle
Urheber Baden-Württembergische Orte/Regionen
Erscheinungsort Baden-Württembergische Persönlichkeiten
Verlag  

Zur Einschränkung der Suche kann als zehntes Kriterium das Erscheinungsjahr herangezogen werden.

Mit den Boole’schen Operatoren "und" (voreingestellt) bzw. "oder" lassen sich bis zu vier Suchbegriffe (gleicher oder unterschiedlicher Suchkriterien) miteinander verknüpfen. Bei der Eingabe ungenauer oder unvollständiger Suchbegriffe (das gilt auch für Kleinschreibung) wird automatisch der jeweilige Index aufgeschlagen, um den exakten Suchbegriff zu erhalten, der automatisch in das entsprechende Eingabefeld übernommen wird. Als Ergebnis der Recherche wird zunächst neben der Trefferzahl eine Kurztitelliste (chronologisch aufsteigend nach Erfassungsjahren) angezeigt, aus der dann für die Einzelanzeige ausgewählt werden kann. Diese gibt neben der RAK-gerechten Titelaufnahme auch eine Signatur der BLB Karlsruhe oder WLB Stuttgart an, nicht jedoch die zugeordneten Schlagwörter und Systemstellen (Notationen).

Die Recherchemöglichkeiten in der WWW-Version der Landesbibliographie Baden-Württemberg sind recht komfortabel und einfach. Die setzen kein technisches Wissen voraus. Die Recherchemaske ist verständlich und den Benutzern vom OPAC her vertraut. Dies gilt insbesondere im Vergleich zu jenen WWW-Bibliographien, deren Daten keine eigene Datei bilden, sondern Bestandteil riesiger Verbunddatenbanken sind (Bayern, Hamburg) oder die nur als Telnet-OPACs mit entsprechender Kommandostruktur angeboten werden (Saarland, Bodensee-Datenbank) oder die zunächst das Downloaden zusätzlicher Software erfordern (Nordrhein-Westfalen z. T., Sachsen).

Schon immer wurde bemängelt, daß eine Stichwortsuche in der Landesbibliographiedatenbank nicht realisiert ist. Dazu ist anzumerken, daß die Landesbibliographie in erster Linie für die sachliche (und nicht für die formale) Suche angelegt ist, was für die Druck- und die Onlineversion gleichermaßen gilt. Im Vordergrund steht die klassifikatorische und verbale Inhaltserschließung, d. h. eine dreistufige Dezimalklassifikation mit zusätzlicher Vergabe zahlreicher, weitgehend SWD-gerechter Sachschlagwörter, die in der gedruckten Version die Registereintragungen, in der Onlineversion die Suchbegriffe bilden. Die Recherche nach baden-württembergischen Orten und Regionen, nach baden-württembergischen Persönlichkeiten sowie nach Sachbegriffen ist aus unserer Sicht die wesentliche Funktion der Landesbibliographie und wird in beiden Versionen überzeugend gewährleistet.

Gleichwohl wird es auch eine Volltext- bzw. Stichwortsuche geben, sobald das Statistische Landesamt eine neue Version des zugrundeliegenden ADABAS-Programms implementiert hat.

Genauso bedeutsam ist die systematische, flächendeckende Recherche, also die Suche nach Systemstellen (Notation mit verbaler Klassenbezeichnung). Sie ist realisiert, setzt aber eigentlich die Kenntnis der Systematik voraus. Es wäre deshalb wünschenswert, der Benutzer fände die der Bibliographie zugrundeliegende Systematik in einer Hilfsdatei und könnte sie so aufblättern, daß er sowohl einen Gesamtüberblick erhält als auch die der Systematik zugrunde liegende Hierarchie durchschaut. Ein Downsearching von der obersten bis zur untersten Hierarchieebene ist ebenfalls ein Desiderat.

Doch probieren Sie es selbst. Sie finden die Datenbank direkt unter der URL:

http://129.143.97.131/LABI/home.asp

Bislang erscheinen im jährlichen Rhythmus gedruckte Bände der Landesbibliographie. Zuletzt wurde der Jahrgang 1995 (= Band 16) ausgeliefert. Er weist auf 878 Seiten 9755 Literaturstellen nach. Demnächst folgt der Jahrgang 1996. Der Berichtsverzug beträgt ca. dreieinhalb Jahre. Bedauerlicherweise gibt es in der Kommission für geschichtliche Landeskunde eine Mehrheit für den Verzicht auf die gedruckten Bibliographiebände. Bleibt es bei dem Ende 1999 gefaßten Beschluß, wird die Literatur mit Erscheinungsjahr 2001 ff nur noch über das Internet recherchierbar sein. Das sinnvolle Nebeneinander von Druck- und Onlineausgabe, an dem fast alle deutschen Landesbibliographien aus gutem Grunde bis heute festhalten, wird dann in Baden-Württemberg beendet. Ob damit allen bisherigen Benutzern der Bibliographie gedient ist, erscheint zweifelhaft.



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