Helmut Gorenflo und Fuad Kandil
Die UB Karlsruhe wird 1993 das System OLIX als OPAC einführen und die Katalogdaten ihrer Bestände dem Benutzer online zur Verfügung stellen. An dieser Stelle soll jedoch nicht der künftige OPAC beschrieben werden, sondern es soll gezeigt werden, welche Rückwirkungen die Einführung eines Online-Kataloges auf die bereits bestehenden Kataloge hat. Hierbei muß in jeder Entwicklungsphase ein hohes Maß an Transparenz gewährleistet bleiben, das dem Bibliotheksbenutzer jederzeit einen gezielten Zugriff auf die von ihm gewünschten Bestände erlaubt. Um dies im einzelnen aufzuzeigen, ist es angebracht, zunächst einmal einen Blick auf die bestehenden Kataloge zu werfen. Hierbei sollen nur die Kataloge betrachtet werden, die für die Benutzer zugänglich sind und die die Bestände der Universitätsbibliothek nachweisen. Einen Überblick gibt die folgende Tabelle:
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1. Zur Situation im Bereich der Formalkatalogisierung
Die oben aufgeführten Kataloge bzw. die in ihnen enthaltenen Katalogmaterialien lassen sich aber auch bei näherer Betrachtung in anderer Hinsicht unterscheiden. So lassen sich die enthaltenen Daten hinsichtlich Katalogisierungszeiträumen und -verfahren wie folgt charakterisieren:
Zeitraum | Verfahren |
von den Anfängen bis 1969 | konventionell |
1970 - 1975 | EDV, Datenformat: KOBAS |
1976 - 1986 | EDV, Datenformat: NKD |
1987ff | EDV, Datenformat: SWB |
Wie die obige Liste zeigt, hat die maschinelle Titelerfassung an der UB Karlsruhe eine Tradition, die bis 1970 zurückreicht. Daher sind maschinenlesbare Katalogdaten seit 1970 vorhanden, jedoch in unterschiedlichen Formaten und auf verschiedenen Datenträgern. In der Zeit von 1970 - 1975 setzte die UB das von der Bibliothek der Universität Konstanz entwickelte "Konstanzer Bibliotheks-Automatisierungs-System" KOBAS ein. Die so erfaßten Daten liegen auf Lochstreifen vor. Die Originallochstreifen aus dieser Zeit sind heute nicht mehr verarbeitbar, so daß nur noch die damals ebenfalls erstellten Papierprotokolle nutzbar sind. 1976 wurde KOBAS durch das "Neue Konstanzer Datenformat" NKD abgelöst. Damit verbunden war auch ein Übergang vom Lochstreifen zum Magnetband als Speichermedium. Diese Magnetbänder können genutzt werden, um die Daten für 1976 - 1986 in den SWB einzubringen.
Als vorläufig letzter Schritt der maschinellen Titelerfassung ist die Teilnahme der UB Karlsruhe an der kooperativen Katalogisierung im Rahmen des SWB-Verbundes zu nennen. Die Neuerwerbungen seit dem Jahr 1987 werden kontinuierlich online in der Katalogisierungsdatenbank des SWB-Verbundes erfaßt. Nur diese Daten sind für die Nutzung im OLIX-OPAC problemlos verfügbar. Sie werden aus dem regionalen SWB-Verbund zurückfließen und den Grundstock für den OLIX-OPAC bilden. Damit ist nebenbei der Neue Alphabetische Katalog durch OLIX ersetzt, da dieser Katalog ausschließlich aus vom SWB gelieferten Katalogzetteln besteht.
Erfreulich ist, daß die Zeitschriften der UB ebenfalls im SWB nachgewiesen sind, da diese Daten aus der Zeitschriftendatenbank ZDB in den SWB eingespielt wurden. Somit stehen auch alle Zeitschriftenaufnahmen für die Übernahme in den lokalen OPAC bereit.
Unsere Bibliotheksbenutzer werden sich jedoch mit dem Nachweis bis 1987 nicht zufrieden geben, denn sie erwarten zu Recht, daß ein EDV-Katalog wenn nicht den Gesamtbestand, so doch zumindest die aus Sicht der Benutzer relevante Literatur nachweist. Die Bibliothek sieht sich daher der Forderung gegenüber, die aktuelle, neuere Literatur im OLIX nachzuweisen. Vor diesem Hintergrund hat sich die UB Karlsruhe das Ziel gesetzt, ihre Bestände bis 1970 rückwärts zu erschließen. Dabei ist der Grundgedanke, daß alle Katalogdaten bis 1970 zunächst in den SWB eingebracht und von dort in den OPAC eingespielt werden. Somit stellt der SWB die einzige Datenquelle für den OPAC dar.
Um das Ziel des Nachweises bis 1970 zu erreichen, muß dennoch in erheblichem Umfang retrospektiv katalogisiert werden, wie die folgende Aufstellung zeigt:
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Aber auch wenn die Daten bis 1970 erfaßt sein werden, sind wichtige Bestände der UB nicht im OPAC nachgewiesen. Bekanntlich stehen wichtige Handbücher, Nachschlagewerke und die am meisten ausgeliehenen Lehrbücher in Mehrfachexemplaren in den Sonderstandorten Lesesaal und Lehrbuchsammlung. Eine Auszählung von Stichproben ergab, daß 23 % des Lesesaalbestandes und 19 % der Lehrbuchsammlung Werke mit Erscheinungsjahren vor 1970 umfaßt. Um diese aus Sicht des Benutzers sicherlich wichtige Literatur im OPAC nachzuweisen, hat man sich entschlossen, hier über die Grenze von 1970 hinauszugehen und die gesamten Kataloge der Sonderstandorte Lesesaal und Lehrbuchsammlung retrospektiv zu konvertieren und in den SWB einzubringen. Diese Konvertierung wurde als erste in Angriff genommen und konnte zwischenzeitlich abgeschlossen werden.
Der erfolgreiche Abschluß der Konvertierung der Kataloge des Lesesaals und der Lehrbuchsammlung darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß der bei weitem größere Teil der Daten noch aussteht. Der wichtigste Teil, gewissermaßen das Filetstück, sind natürlich die Monographien aus den Jahren 1976 - 1986 (vgl. Tabelle 3). Diese Katalogdaten sollen in den SWB eingebracht werden und von dort zusammen mit den Daten der Neuerwerbungen in den OLIX eingespeist werden. Wegen der großen Bedeutung dieser Titel lohnt es sich, diese Aufnahmen genauer zu betrachten.
Wie oben bereits erwähnt, wurden diese Daten im NKD-Format erfaßt. Die Daten müssen zunächst aus dem NKD- in das SWB-Format umgesetzt werden. Als Glücksfall für die UB Karlsruhe erwies es sich, daß die UB Saarbrücken ebenfalls Altdaten im NKD-Format besitzt. In Saarbrücken wurde nämlich ein Programm zur Formatumsetzung NKD/SWB erstellt, mit dem auch die Daten der UB Karlsruhe umgesetzt werden können. Ein Beispiel für die Umsetzung zeigt die folgende Abbildung:
010 *80 A 393 100* Zankl, Heinrich 320 Humanbiologie. 335 Eine Einfuehrung 410 Stuttgart *Fischer *1980 *XII, 323 S. 451 (Uni-Taschenbücher ; 922) 020 Ik 3 031 72a1.835 034 922 zz 80k02.431*2asr6s end |
200*Zankl, Heinrich 320 Humanbiologie 335 Eine Einfuehrung 359 Heinrich Zankl 410 Stuttgart 412 Fischer 425 1980 433 XII, 323 S. 440 442 (72a1.835) ; 922 441 {(Uni-Taschenbücher ; 922)} end
079 80k020431 |
Damit ist die erste Hürde genommen. Eine weitere Schwierigkeit liegt darin, daß die Daten in einer "abgemagerten" Version der NKD erfaßt wurden. So wurde neben einigen anderen Vereinfachungen die ISBN nicht erfaßt. Aus damaliger Sicht war die ISBN entbehrlich, denn weder der Bibliothekar noch gar der Benutzer konnten etwas mit ihr anfangen. Rückblickend war der Verzicht auf die ISBN natürlich ein Fehler, denn die ISBN ist heute das eindeutige Identifikationsmerkmal beim Datenaustausch, bei der Dublettenkontrolle etc. Das Fehlen der ISBN verhindert es, daß die alten Aufnahmen vollautomatisch mit einer einfachen Dublettenkontrolle in den SWB eingespielt werden können.
Zur Anwendung können daher nur die vom SWB angebotenen Verfahren des "Interaktiven Kurztitelabgleichs" bzw. des "Uploads" gelangen. Dabei müssen die Daten aus der Zeit von 1976 - 1986 mehrfach selektiert und in verschiedene Strukturen umgesetzt werden. Einen Eindruck vom Ablauf der Verarbeitung gibt das auf der nächsten Seite folgende Diagramm.
Nicht verschwiegen sei aber auch, daß die Altdaten noch im Originalzustand sind, also so, wie sie damals erfaßt wurden. Korrekturen konnten in den Magnetbändern mit den Altdaten nicht durchgeführt werden, lediglich in den Zettelkatalogen und den Papierprotokollen zu den Altdaten wurden sie vermerkt. Konkret bedeutet dies, daß makulierte Titel, Änderungen in der (Sonderstandort)-Signatur, nachträglich erworbene Bände und ähnliches nicht in den Altdaten aufscheinen. Bedingt durch zwischenzeitliche Aktualisierungen der Systematik sind naturgemäß auch etliche Notationen veraltet. Im Interesse des Benutzers müssen alle diese Änderungen in den Altdaten nachgeführt werden. In diesem Bereich der Datenpflege ist daher noch sehr viel Detailarbeit zu leisten.
2. Zur Situation im Bereich der Sachkatalogisierung
Im zweiten Teil dieses Beitrages soll nun ein knapper Einblick in den Problembereich "Sachkatalogisierung" vermittelt werden, um auch hier die mit der Einführung des OPAC zusammenhängenden Entwicklungen aufzugreifen.
Die sachliche Erschließung des Bibliotheksbestandes ist bisher auf der Grundlage einer historisch gewachsenen Fächersystematik erfolgt, die immer wieder an einzelnen Stellen revidiert, ergänzt und an die moderne Wissenschaftsentwicklung angepaßt werden mußte. Im großen und ganzen blieb sie jedoch in ihrer Grundstruktur erhalten, die sich als recht flexibel und ausbaufähig erwiesen hat.
Das Gros des Bibliotheksbestandes befindet sich im Magazin und ist dort nach "Numerus currens" bzw. nach Signaturen aufgestellt. Lediglich die Bestände des Lesesaals (ca. 15.000 Bände) und der Lehrbuchsammlung (sogenannte "Freihandbücherei", ca 40.000 Bände) sind systematisch aufgestellt. Für den geplanten Erweiterungsbau sieht das Planungskonzept die systematische Aufstellung der ab 1993 erworbenen Monographien und Zeitschriften in frei zugänglichen "Fachlesesälen" vor [1]. Mit der Vergabe der Systemstellen für diesen Bestand - und zwar nach der gleichen Aufstellungssystematik, die bisher für den Lesesaal und die Lehrbuchsammlung im Gebrauch ist - haben die Fachreferenten bereits begonnen und die
Einen Eindruck vom Ablauf der Verarbeitung gibt das folgende Diagramm:
Abb. 3: Umwandlung der Katalogdaten aus den Jahren 1976 - 1986 und Einspielung in den OLIX-OPAC
Bücher bzw. Zeitschriftenbände werden heute schon entsprechend beklebt, so daß sie am "Tag X" lediglich ihren Platz wechseln, um nach dieser Systematik frei zugänglich aufgestellt zu werden.
Somit wäre ein systematischer Zugriff auf die neueren Bibliotheksbestände bei Bezug des Erweiterungsbaues gegeben. Die älteren Bestände im Magazin (vor 1993) bleiben durch den bisherigen systematischen Katalog sachlich nachweisbar bzw. recherchierbar. Sie können im Zettelkatalog nachgewiesen oder auch - sofern sie in maschinenlesbarer Form vorliegen - über die Sachnotation im neuen OPAC recherchiert werden. Es ist daher geplant, mit der Einführung des OPAC den systematischen Zettelkatalog abzubrechen. Er bleibt jedoch für das Auffinden der nicht in maschinenlesbarer Form vorliegenden Titelnachweise weiterhin unentbehrlich.
Seit einiger Zeit bereitet sich die Bibliothek auf den Einstieg in die "kooperative Sacherschließung nach den Regeln für den Schlagwortkatalog (RSWK)" im Rahmen des SWB-Verbundes vor. Der Einstieg in dieses Projekt ist freilich erst mit der Einführung eines elektronischen Katalogs sinnvoll. Inzwischen sind alle notwendigen Vorbereitungen getroffen, so daß mit der Installierung des OPAC - wahrscheinlich zu Anfang des Jahres 1994 - die verbale Sacherschließung der erworbenen Bestände in Angriff genommen und somit auch der alte systematische Katalog abgebrochen werden kann. Dem Bibliotheksbenutzer werden dann mit der Einführung des OPAC folgende Möglichkeiten zum sachlichen Nachweis des Bibliotheksbestandes zur Verfügung stehen:
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Für den gesamten maschinenlesbaren Bestand - der, wie im ersten Teil ausgeführt, bis zum Jahr 1970 zurückreichen soll - gibt es im OPAC freilich auch die Möglichkeit, mit Hilfe von sinntragenden Titelelementen (sog. "Stichwörter") Literatur nicht nur nach formalen Gesichtspunkten (bei bekannten Titeln), sondern auch sachlich zu suchen. Dies ist gewissermaßen eine willkommene Ergänzung der Literaturrecherche mit Hilfe vergebener Schlagwörter.
Die verbale Sacherschließung nach RSWK ist freilich mit deutlich mehr Arbeits- und Zeitaufwand verbunden. Doch muß man andererseits bedenken, daß die Einführung eines elektronischen Katalogs geradezu nach der Umstellung auf die verbale Sacherschließung verlangt, will man die potentiellen Möglichkeiten dieses neuen Mediums auch für die Sachkatalogisierung ausschöpfen und die damit verbundenen Vorteile an den Bibliotheksbenutzer weitergeben. In diesem Sinne hat sich auch die "Direktorenkonferenz" (Konferenz der Bibliotheksdirektoren des Landes Baden-Württemberg) auf ihrer Sitzung am 6. Mai 1993 für die Einführung der kooperativen, regionalen Sacherschließung nach RSWK spätestens mit Installierung eines OPAC an der jeweiligen Bibliothek ausgesprochen. Und zwar nicht zuletzt auch deshalb, weil im Rahmen einer kooperativen Sacherschließung im Verbund der oben angesprochene Mehraufwand durch Nutzung von Fremdleistungen - vor allem der Schlagwortvergabe für das deutschsprachige Schrifttum durch Die Deutsche Bibliothek, Frankfurt/Leipzig zu einem guten Teil aufgewogen wird.
In der Tat konnte man u.a. als Ergebnis der Testphase dieses Projektes (der kooperativen, regionalen Sacherschließung nach RSWK), die unter Beteiligung auch der UB Karlsruhe im Frühjahr 1993 abgeschlossen wurde, konkret feststellen, daß der Anteil der übernommenen Fremdleistungen (DDB und andere Teilnehmerbibliotheken) immerhin 62,3% (oder 6242 von insgesamt 10005 Titeln) ausmacht! Somit braucht nur ein gutes Drittel der neu erworbenen Bücher verschlagwortet zu werden, obgleich dies freilich in den einzelnen Fächern verschieden ausfällt. In den Fächern, die den Sammelschwerpunkt der UB Karlsruhe bilden - Naturwissenschaft und Technik, mit relativ hohem Anteil an fremdsprachigem Schrifttum - könnte der Anteil der Eigenleistung hier und dort vielleicht etwas höher liegen. Trotzdem bleibt der Aufwand für die Umstellung auf verbale Sacherschließung durch die Möglichkeit der Nutzung von Fremdleistungen in vertretbaren Grenzen.
[1] Vgl. Mauthe, S.A.: Von der Magazin- zur Freihandaufstellung. - in diesem Heft
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