EUCOR-Bibliotheksinformationen - Informations des bibliothèques: 4 (1994)

Editorial


Am Fasnachtsdienstag wurde in Straßburg die Eucor-Ausstellung "La Nef des Folz - das Narren Schyff" anläßlich der 500-jährigen Wiederkehr des erstmaligen Erscheinens von Sebastian Brants "Narrenschiff" eröffnet. Die Ausstellung, die auch in Basel, Karlsruhe und Freiburg zu sehen sein wird, stellt ein gelungenes Beispiel grenzüberschreitender kultureller Zusammenarbeit dar und knüpft an frühere Projekte dieser Art, wie beispielsweise die Thomas-Murner-Ausstellung, an. Sebastian Brant und sein "Narrenschiff" haben seinerzeit einen fast triumphal zu nennenden Erfolgsweg aus der Region am Oberrhein in die europäischen Länder und Sprachen angetreten - das Werk avancierte zum ersten großen europäischen Bucherfolg. Selbstverständlich hat es nicht nur in der Literaturgeschichte seinen festen Platz gefunden, sondern veranschaulicht mit seinen zahlreichen Auflagen und Ausgaben auch den traditionell hohen Rang der Druckkunst in der Regio. Der Ausstellung, in deren Vorbereitung die beteiligten Personen aus dem Kreis der Eucor-Bibliotheken sehr viel Arbeit und Mühe investiert haben, ist ein reger Publikumszuspruch zu wünschen!

Als Regiokonferenz der Universitätspräsidenten nahm Eucor 1984 ihren Anfang, auch wenn die Konföderation zwischen den 7 Universitäten am Oberrhein erst 1989 förmlich gegründet wurde - Eucor besteht jetzt also seit 10 Jahren. Anläßlich dieses kleinen Jubiläums zog der amtierende Präsident von Eucor, Professor Manfred Löwisch (Rektor der Universität Freiburg) eine Zwischenbilanz: Beispielsweise bildet Eucor in einem Studiengang "Biotechnologie" Diplom-Biotechnologen aus, und zwar in Basel, ergänzt durch Blockkurse in Freiburg, Karlsruhe und Straßburg. Weiterhin gibt es mittlerweile einen Aufbaustudiengang "Klinische Forschung", der mit dem europaweit anerkannten Titel "Eucor-Master" abgeschlossen wird. Ein Schwergewicht bei Eucor bilden auch die Fortbildungsveranstaltungen u.a. in der Pharmazie, der Transplationsmedizin und der Andrologie. Die Eucor-Bibliotheken haben mit dazu beigetragen, daß Eucor nach 10 Jahren mit Erfolgen aufwarten kann, mehr noch, daß die grenzüberschreitende Kooperation zwischen den oberrheinischen Universitäten Vorbildcharakter auch für andere europäische Grenzregionen bekommen hat. Wir dürfen uns also ermutigt fühlen, in unseren Bemühungen um weitere Verbesserungen bei der bibliothekarischen Zusammenarbeit fortzufahren und damit der Forschung wie der Lehre im Rahmen von Eucor zu dienen.

Das vorliegende Heft 4 unserer Zeitschrift bietet außer dem Protokoll der Karlsruher Sitzung vom November 93 zunächst eine Würdigung des am 31. Juli vergangenen Jahres in den Ruhestand getretenen Direktors der BLB Karlsruhe, Herrn Dr. Gerhard Römer, dem wir auch von dieser Stelle aus herzlich für sein Engagement im Kreis der Eucor-Bibliotheken danken und für seine "nachberuflichen" Aktivitäten alles Gute wünschen möchten!

Herr Chourreu von der gastgebenden Bibliothek des 5. Zusammentreffens der Eucor-Bibliotheken, die B.U. Mulhouse, berichtet über eine ausführliche Untersuchung der Université de Haute Alsace und ihrer Bibliotheken durch das "Comité National d'Evaluation" (CNE), sodann folgt ein Beitrag von Herrn v. Arx aus der UB Basel, der sich mit dem erfolgreichen Einbau von CD-ROM Datenbanken in das Netz befaßt. Auch der Bericht von Herrn Leithold über neue Erschließungsinstrumente für Videos an der UB Freiburg dürfte auf Interesse stoßen.

Um den wechselseitigen Informations- und Kenntnisstand der Bibliothekslandschaften am Oberrhein zu verbessern, beginnen wir in diesem Heft mit einem Aufsatz über das wissenschaftliche Bibliothekswesen in Baden, dem entsprechende Beiträge über das Elsaß und die Nordwestschweiz folgen sollten. Es sei in diesem Zusammenhang daran erinnert, daß schon in der Vergangenheit hin und wieder grenzüberschreitend über unsere Bibliotheksregionen berichtet worden ist, so etwa von Ludwig Klaiber im Jahr 1937 über die elsässischen Bibliotheken [1].

Schließlich weisen wir auf die Kurznachrichten aus einzelnen Bibliotheken am Schluß des Heftes hin.

Noch ein Wort in eigener Sache: Auf der Karlsruher Sitzung wurde angeregt, den Beiträgen in dieser Zeitschrift jeweils eine kurze Zusammenfassung (Abstract) in der jeweils anderen Sprache voranzustellen. Das wollen wir gern tun, bitten jedoch die Autor(inn)en, für ihre Texte entsprechende Zusammenfassungen mitzuliefern. Um die Übersetzung kümmert sich ggf. die Redaktion.




 
[1] Vgl. den Beitrag von Ludwig Klaiber über die elsässischen Bibliotheken unter der Rubrik "Umschau aus Bibliotheken" in: Zentralblatt für Bibliothekswesen 54 (1937), S. 360-367
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