EUCOR-Bibliotheksinformationen - Informations des bibliothèques: 5 (1994)

Abbildungssammlungen im Bestand der UB Freiburg

Angela Karasch (UB Freiburg)


Wie in vielen größeren Bibliotheken gibt es auch in der UB Freiburg umfangreichere Abbildungssammlungen auf Microfiche. Einige davon sollen zur Information für den Bereich der EUCOR-Bibliotheken nachstehend kurz beschrieben werden.

Die Sammlungen sind im Lesesaal I der Universitätsbibliothek Freiburg benutzbar. Einführungen in die Bildrecherche werden nach Absprache mit der Fachreferentin für Kunst insbesondere für Studierende der Universität Freiburg angeboten.


1.Kunst in Deutschland: der Marburger Index

Der Marburger Index gehört zu den ältesten auf Microfiches vervielfältigten Bildsammlungen. Er geht im Grundwerk zurück auf das 1913 gegründete Bildarchiv Foto Marburg im Forschungsinstitut für Kunstgeschichte der Universität Marburg und das Rheinische Bildarchiv Köln, gegründet 1924, und dokumentiert das in diesen Beständen vorhandene Bildmaterial zur Kunst in Deutschland (etwa 40% des Gesamtbestandes dieser Sammlungen).

Mit den Supplementen kamen insbesondere Bildsammlungen verschiedener Denkmalämter und Museen hinzu; Supplement 1 bringt z.B. einen sehr umfänglichen Zuwachs an Material zu Architektur und Sammlungen in Berlin; Supplement 2 dokumentiert hervorhebenswert umfangreich die Museumsbestände in Köln und Nürnberg. Beide Suppplemente zeigen im Vergleich zum Grundwerk für den Bereich der Architektur eine deutliche Ausweitung im Nachweis von (öffentlicher und privater) Profanarchitektur.

Das seit 1991 erscheinende 3. Supplement bringt nun Material insbesondere aus den neuen Bundesländern: Die damit laufende Einarbeitung der Bestände der 1924 gegründeten (und in ihren Wurzeln noch wesentlich weiter zurückreichenden) Deutschen Fotothek der Sächsischen Landesbibliothek in Dresden (dem wichtigsten Photoarchiv auch zu DDR-Zeiten) schlägt sich bereits in sehr umfangreichen Lieferungen zu Architektur und Kunstsammlungen in Dresden sebst nieder. Mit zunehmenden Umfang des Marburger Index wird damit der Inventarcharakter zur Kunst in Deutschland immer deutlicher.

Die in Grundwerk und Supplementen des Marburger Index publizierten Abbildungen gehen z.T. bis ins 19. Jahrhundert zurück und sind damit auch Quelle für historische Zustände, z.T. sogar Dokumentation für zerstörte, beschädigte oder verlorene Kunstwerke. Durch Materialüberlagerungen aus Grundwerk und Supplementen aufgrund des Erfassens verschiedener Sammlungen und durch Sammlungsaktualisierungen ergeben sich teilweise ergänzende oder verschiedene zeitliche Zustände eines einzelnen Objekts beschreibende Dokumentationen. Bis 1992 war der Marburger Index auf ca. 920.000 Abbildungen von rund 500.000 Werken der Kunst in Deutschland angewachsen und wird u.a. auch durch das 1991 vom Kuratorium der VW-Stiftung verabschiedete Programm zur "Inventarisierung und Dokumentation des historischen Baubestandes in Ostdeutschland" in diesen Teilen weitere beachtliche Zuwächse erzielen können.

Umfangreiche Register erschließen das Material über die topographische Grundordnung hinaus und machen die Abbildungssammlung für verschiedenste Fragestellungen interessant.

Inzwischen ist der Marburger Index längst Teil des umfassenderen Marburger Informations-, Dokumentations- und Administrationssystems MIDAS. Dieses besteht aus folgenden Komponenten: einem allgemeinen, umfassenden und EDV-tauglichen Regelwerk (genauer: einer Methode) zur Strukturierung und Erfassung kunsthistorischer Daten (das in seinem ikonographischen Teil weiterhin auf ICONCLASS fußt), dem eigentlichen Datenbanksystem HIDA, der sogenannten "Marburger Bibliothek", d.h. den Thesauri, Lexika, Katalogen und Inventaren, die bereits nach MIDAS-Regeln erstellt wurden, dem Marburger Index, dessen Daten als Datenbank zur Verfügung stehen, schließlich den Ausbildungsprogrammen und Service-Einrichtungen für MIDAS-Anwender. Die großen Katalogisierungs- und Dokumentationsprojekte der letzten Jahre sollen mit Hilfe von MIDAS verwirklicht und die so erfaßten Daten in eine allgemeine kunst- und kulturhistorische Datenbank eingehen. Die umfassende Nutzung dieser Datenbank jenseits von Marburg wird aber erst möglich sein, wenn dann auch die Referenzmittel, wie eben die Abbildungssammlung, andernorts zur Verfügung stehen.


Marburger Index : Inventar zur Kunst in Deutschland / Bildarchiv Foto Marburg, Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte der Philipps-Universität Marburg. München [u.a.] : Saur, [1976 - ]. - Lfg. 1 - . - ISBN 3-598-30700-4 : DM 36.000 (Silberfiches, Gesamtwerk Lfg. 1 - 54 einschl. gedruckter Beigaben)

Marburger Index. Gebrauchsanleitung : Inventar der Kunst in Deutschland / hrsg. vom Bildarchiv Marburg. - 2. Aufl. - München [u.a.] : Saur, 1985. - 132 S. ; 21 cm. - ISBN 3-598-30722-5 : DM 20.00, kostenlos für Bezieher der Gesamted.

Marburger Informations-, Dokumentations- und Administrations-System : MIDAS / hrsg. vom Bildarchiv Foto Marburg, Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte, Philipps-Universität Marburg. - München [u.a.] : Saur. - 25 cm

DV-Anleitung / Paul Bantzer und Lutz Heusinger 2. Aufl. - 1992. - XI, 272 S. - ISBN 3-598-11109-6 : DM 78.00 (kostenlos zum Marburger Index)
Handbuch / Lutz Heusinger 2. Aufl. - 1992. - XXVI, 577 S. - (Literatur und Archiv ; 4. - ISBN 3-598-22086-3 : DM 98.00 (kostenlos zum Marburger Index)


2.Kunst in Frankreich: der Index photographique

Der Index photographique mit ca. 100.000 Abbildungen zur Kunst in Frankreich speist sich aus Teilen des gleichen Sammlungsgrundstocks wie der Marburger Index zur Kunst in Deutschland. Herausgebende und bearbeitende Institution, aber auch der Verlag sind identisch, so daß ein Teil der Ausführungen für den Marburger Index, insbesondere für den gesamten Aspekt der Materialgliederung, Anordnung, Bildabfolge und Präsentation usw. auch hier Gültigkeit hat. Auch die Beschreibungen auf den einzelnen Abbildungen selbst sind von vergleichbarer Güte. Die Sammlung enthält interessantes, auch älteres Material zu allen Bereichen der Kunst, vor allem aber zu Architektur und Bauplastik; so stellen etwa die Aufnahmen vom Beginn des Jahrhunderts von der Kathedrale in Reims ein einzigartiges Quellenmaterial dar. Für Paris liegt zudem eine umfangreiche Erfassung der Kunstbestände in Museen, großen Privatsammlungen, Bibliotheken usw. vor. Auf die Jahre 1940/44 geht dabei ein nicht unerheblicher Teil der Abbildungen für die Bestände der Bibliothèque nationale zurück; hier wurde durch inventarartige Erfassung mittelalterlicher illuminierter Codices (Ordnung/Abfolge nach Signaturen) und Wiedergabe wichtiger Miniaturen eine insbesondere für motivische und thematische Fragestellungen interessante Materialsammlung zur Buchmalerei zusammengestellt. Leider wird der Index photographique de l'art en France nicht durch Register weiterführend erschlossen. Wer über topographische Fragen hinaus die Abbildungssammlung nutzen will, ist auf Vorkenntnisse (etwa hinsichtlich des Standorts oder von Sammlungsbeständen) oder aber auf geduldige Durchsicht (z.B. bei motivischer Suche im Bereich der Buchmalerei) angewiesen. Bei der Größe des gesamten Bildinventars wird aber ein "Blättern" mit gezieltem Ansatz gerade noch zumutbar sein.


Index photographique de l'art en France / éd. par Bildarchiv Foto Marburg im Forschungsinstitut für Kunstgeschichte der Philipps-Universität Marburg. - München [u.a.] : Saur, [1979-1981]. - Lfg. 1 - 4 = Mikrofiche 0 - 976. - ISBN 3-598-30160-X : DM 6980.00 (Silberfiches)


3.Sammlungen zur Kunst in Italien

Zur Kunst in Italien bieten sich im wesentlichen drei große Abbildungssammlungen an:der Italien-Index, die Photosammlung des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom und das Alinari Photo Archive.

Der Italien-Index ist ein weiteres Produkt von Bildarchiv Foto Marburg mit dem Verlag Saur und bringt eine Auswahl von rund 60000 Abbildungen zur Kunst in Italien aus den Marburger Beständen. Aufmachung und Ordnungsprinzip entsprechen wiederum dem einmal mit dem Marburger Index vorgegebenen Standard. Für die Erschließung der Sammlung wird allerdings auch für Italien nur die von der Frankreich-Sammlung her bekannte "Grundausstattung" geliefert: topographische Grundordnung in der bekannten und genormten Abfolge der einem Ort zugeordneten Abbildungen (bis zum Künstleralphabet bei Sammlungen) aber Verzicht auf jede weiterführende Erschließung durch Register.

Das Photomaterial selbst erstreckt sich über das gesamte Jahrhundert, so daß im Einzelfall der Index durchaus Vergleichsmaterial für den Objektzustand zur Jahrhundertwende und im ausgehenden 20. Jahrhundert bieten kann. Inhaltlich reicht das Material von der Kunst und Architektur der Antike bis zu der der neueren Neuzeit, z.T. auch bis zur Gegenwart. Eine gewisse Zentrierung auf Rom, Florenz und Venedig ist sachgegeben (z.B. mehr als 10000 Abbildungen allein zu Rom, davon ca. 2500 zum antiken Rom); gleichwohl bietet der Index einen über ganz Italien sich erstreckenden (im Detail der Photoauswahl allerdings gelegentlich etwas zufälligen) Querschnitt. Insgesamt aber wird von Größe und Auswahl her diese Abbildungssammlung zu Italien sicherlich immer dann zureichen, wenn keine speziellen Anforderungen vorliegen.


Italien-Index : Bilddokumentation zur Kunst in Italien / Bildarchiv Foto Marburg. - München [u.a.] : Saur, [1991 - 1992]. - Lfg. 1 - 4 = Mikrofiche 1 - 620. - ISBN 3-598-33130-4 : DM 9800.00 (Silberfiches)


Bei spezialisiertem Nutzerinteresse im Bereich Kunst und Architektur in Italien, wird der Italien-Index zumindest in Teilen in Konkurrenz zu anderen Produkten zu sehen sein. Dies gilt vor allem für das Gebiet der antiken Kunst und Architektur. Hier ist - gerade auch für deutsche Nutzer, insbesondere Archäologen - die rund 250.000 Abbildungungen umfassende Photosammlung des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom von großem Wert.

Obwohl die Sammlung nicht auf Italien eingegrenzt ist sondern für ein Studium der antiken Kunst Material aus allen relevanten Regionen und Ländern anbietet, insbesondere natürlich auch zu Griechenland und den griechischen Inseln, so ist doch der Anteil der Nachweise gerade zu Italien erheblich. Das Deutsche Archäologische Institut in Rom hat seit seiner Gründung 1829 Abbildungsmaterial zusammengetragen: anfänglich Zeichnungen, Pausen etc., dann Photographien. Der systematische Ausbau zu einen Archiv von Photographien erfolgte seit 1928 und beinhaltete auch systematische Anfertigung und Sammlung von Photographien durch das Institut selbst. Die Microfiche-Ausgabe der Sammlung bringt dieses Material in der im Deutschen Archäologischen Institut gegebenen Ordnung. Die sich anschließende Italien-Abteilung verzeichnet nochmals umfangreich Bestände insbesondere figürlicher Kunst der Antike in italienischen Museen, enthält darüber hinaus zur Abrundung auch sonstiges Photomaterial zu Kunst und Architektur in Italien.


Index der antiken Kunst und Architektur : Denkmäler des griechisch-römischen Altertums in der Photosammlung des Deutschen Archäologischen Instituts Rom = index of ancient art and architecture / Hrsg.: Deutsches Archäologisches Institut, Abteilung Rom. - München [u.a.] : Saur, [1988 - 1991]. - Lfg. 1 - 10 = Mikrofiche 1 - 2343 & Begleithefte. - ISBN 3-589-32070-1 : DM 15.000.00 (Silberfiches)

Index der antiken Kunst und Architektur. Begleitband, Register und Kommentar : Denkmäler des griechisch-römischen Altertums in der Photosammlung des Deutschen Archäologischen Instituts Rom = index of ancient art and architecture / hrsg. vom Deutschen Archäologischen Institut, Abteilung Rom unter der Leitung von Bernard Andreae. - München [u.a.] : Saur, 1991. - 420 S. ; 22 cm. - ISBN 3-598-32083-3 : DM 38.00 (kostenlos für Bezieher der Gesamted.)


Auch das Alinari Photo Archive wird mit besonderem Nutzen für Abbbildungen zur Kunst in Italien heranzuziehen sein, wenngleich das Material sich nicht auf Italien allein beschränkt. Die Sammlung wurde von den Brüdern Alinari seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Florenz, wo sie ein photographisches Atelier mit Verlag betrieben, aufgebaut und durch den Erwerb weiterer zeitgenössischer Sammlungen wie der des florentinischen Photographen Giacoma Brogi und des in Rom tätigen englischen Photographen James Anderson erweitert. Damit bietet das Archiv einen großen Fundus an Abbildungen aus den Frühzeiten der Photographie und macht in der Microfiche-Ausgabe knapp 120000 Abbildungen zur Kunst in Italien seit der Antike zugänglich.


Alinari photo archive : being the Alinari, Anderson, and Brogi photo collections of Italian and other art and architecture reproduced on microfiches ; from the Archivi Alinari, Florence / ed. by and under the supervision of L. D. Couprie - Zug : Inter Documentation Co. ; Firenze : Archivi Alinari, 1982. - Vol. 1 - 7 [Mikrofiches-Schuppentafeln in Schubern] + Guide [81 S.]. - Hfl. 16750.00 (Silberfiches). - (Inter Documentation Company BV, POB 11205, NL-2301 EE Leiden)


4.Eine länder- und epochenübergreifend Sammlung: die Conway Library

Die bislang vorgestellten Abbildungssammlungen bezogen sich ausschließlich oder zumindest überwiegend zu Kunst und Architektur eines Landes oder waren durch eine deutliche Epochen- und Kulturkreiseingrenzung beschrieben. Anders sieht dies für die beiden großen auf Microfiche publizierten Abbildungssammlungen des Courtauld Institute of Art in London aus, der Conway Library und der Witt Library, von denen die UB Freiburgzum jetzigen Zeitpunkt erst die Conway-Sammlung anbieten kann.

Die Conway Library bringt rund 800.000 Abbildungen zur Architektur aller Länder (mit erwartungsgemäß starker Eurozentrierung), erweitert um einen umfangreichen Nachweis von Architekturzeichnungen, zu Plastik (einschließlich Kleinplastik) und Handschriften/Buchmalerei. Eine Gruppe "Medieval Arts" versammelt außerdem Abbildungen zu beweglichen Kunstobjekten, Kleinkunst, Glasmalerei usw. Nicht erfaßt ist der eigentliche Bereich der Malerei (sie bildet den Sammlungsschwerpunkt der Witt Library).

Den Grundstock für die Bildsammlung legte Lord Conway of Allington (1856-1936) im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts; er überließ sie 1931 dem neu gegründeten Courtauld Intitute of Art in London, wo seitdem die Sammlung laufend ergänzt wurde. Trotzdem blieb in vielen Teilen eine gezielte inhaltliche Abrundung Desiderat; das Material spiegelt noch immer deutlich die Zufälligkeiten im "Bestandsaufbau". Auch die Qualität ist heterogen: professionnelle Photographien stehen neben Amateuraufnahmen, mischen sich mit Abbildungswiedergaben aus Büchern und Zeitschriften. Nicht gepflegt bzw. überhaupt erstellt wurde ein differenziertes Ordnungsschema für die Sammlung.

Ein Überblick über das jetzige Ordnungsschema wird in den jeweiligen Begleitheften zu den 6 Teilen der Abbildungssammlung gegeben.

Am umfangreichsten in der gesamten Sammlung ist erwartungsgemäß das Material zu den Britischen Inseln, aber auch Frankreich und Italien sind sehr umfänglich und - mit einigem Abstand dazu - sind auch Deutschland und Spanien ordentlich vertreten. Sonstige europäische Länder, die Länder des Nahen Ostens, Asien, Amerika und Afrika sind in sehr unterschiedlicher Dichte repräsentiert.

Die Bestände der Conway Library werden sich bei gezielten Recherchen und für Bereiche, zu denen andere Abbildungssammlungen vorliegen, immer mit Blick auf Qualität und Erschließungsmodi dem Vergleich stellen müssen und nicht immer zu ihrem Vorteil. Die Stärke dieser Abbildungssammlung liegt - umgekehrt betrachtet -in ihrer stärker "weltweiten" Konzeption, in ihrer insgesamt gesehenen Konkurrenzlosigkeit für Abbildungen zur Kunst und Architektur der Britischen Inseln, ganz allgemein in ihrem Umfang. Die Conway Library ist letztlich ein riesiger Steinbruch, in dem aber mit Geduld und Spürsinn Ausgezeichnetes gefunden werden kann.


The Conway Library, the Courtauld Institute of Art : publ. on black and white microfiche. - Haslemere : Emmett Publishing [1993]

[Grundwerk]. - 1987. - [Pt.] 1 - 6. - 6979 Mikrofiches + 6 Printed contents lists. - ISBN 1-869934-00-8 : Engl. Pfund 14998.00




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