EUCOR-Bibliotheksinformationen - Informations des bibliothèques: 8 (1996)

Ausstellungen

13. Europäische Kulturtage Karlsruhe 1996

Musiklandschaft St. Petersburg

Das mächtige Häuflein, Arthur Lourié und der russische Futurismus

Eine Ausstellung der Badischen Landesbibliothek

17.4. - 11.5.1996

Mo-Fr 8-18, Do 8-20, Sa 9.30-12.30 Uhr

Eintritt frei

Die von Dr. Joachim Draheim (Karlsruhe) und Dr. Detlef Gojowy (Köln) konzipierte Ausstellung dokumentiert Leben und Werk des russischen Komponisten Arthur Lourié sowie des sogenannten mächtigen Häufleins.

Das "mächtige Häuflein" (Moguaja Kuka) war die Bezeichnung für eine Gruppe russischer Musiker in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts, welche die neue russische nationale Schule begründeten: Milij Balakirev (1837- 1910), Aleksandr Borodin (1833-1887), César Kjui (1835-1918), Modest Mussorgskij (1839-1918) und Nikolaj Rimskij-Korsakov (1844-1908).

Der Einfluß dieser Gruppe auf die Musik läßt sich nur mit dem von Richard Wagner vergleichen. Zunächst wurden die fünf Musiker nur verächtlich als "kleiner Haufen von Musikern" bezeichnet. Vladimir Stasov, ein ber ühmter Kritiker und Musikschriftsteller jener Zeit und begeisterter Förderer der Gruppe, jedoch bemerkte: "Ein kleiner Haufe vorläufig, aber was für ein mächtiges Häuflein!"

Mit ihren Kompositionen entwickelten die "Fünf" die Musik ihrer beiden Vorgänger, Michail Glinka und Aleksandr Dargomyúsjij, fort. Ihre Werke stellen den Ursprung der nationalen russischen Musik dar, wobei es mit Anton Rubin und Petr ajkovskij durchaus andere Strömungen in der russischen Musik gab. Das "mächtige Häuflein" lebte in St. Petersburg, während die andere Gruppe um ajkovskiy in Moskau lebte. Diese Ortsgebundenheit hatte jedoch keine politi schen Ursachen, sondern lag in den zufälligen Lebensumständen der einzelnen Gruppenmitglieder begründet.

In der Ausstellung sind Bilder, Photographien, Autographen, Erstdrucke von Noten, vor allem der Petersburger Verlage Bessel' und Beljaev, zu sehen, die sich durch künstlerisch gestaltete Titelblätter auszeichnen, sowie Dokumente der Rezeptionsge schichte. Neben den Mitgliedern des "mächtigen Häufleins" werden auch deren Freunde, Gegner, Vorgänger und Schüler berücksichtigt.

Der russische Komponist und Futurist Arthur Lourié (Artur Sergeevi Lur'e), geboren am 14.5.1892 in St. Petersburg, gestorben am 12.10.1966 in Princeton/New Jersey, gehört zu den großen und bislang verkannten Komponisten unseres Jahrhunde rts. Lourié ist einer der frühesten Entwickler von Satztechniken der Dodekaphonie und der Mikrointervalle, von (nicht-tonalen) Tonkomplexen und symmetrischen Reihungen musikalischen Materials sowie eines graphisch-synästhetischen Konzepts musikalischer Komposition. 1922 mußte Lourié emigrieren, ging zunächst nach Frankreich und 1941 in die Vereinigten Staaten.


Eine weitere Ausstellung über "Protestantismus und Politik" veranstalten in Karlsruhe die Badische Landeskirche in Zusammenarbeit mit der evangelischen Landeskirche Baden/Landeskirchliche Bibliothek, dem Generallandesarchiv Karlsruhe und de m Stadtarchiv Karlsruhe aus Anlaß des Kirchenjubiläums 175 Jahre Evangelische Landeskirche in Baden.

Protestantismus und Politik

Zum politischen Handeln evangelischer Männer und Frauen für Baden

zwischen 1918 und 1933

Badische Landesbibliothek

22.5.-6.7.1996

Mo-Fr 8-18, Do 8-20, Sa 9.30-12.20 Uhr

Eintritt frei

Anhand von 12 repräsentativen, idealtypischen Persönlichkeiten soll die Ausstellung politische und kirchliche Strömungen im Großherzogtum Baden sowie in der Weimarer Zeit aufzeigen. Die Ausstellung gliedert sich in fünf Abteilung en, in denen jeweils folgende Personen behandelt werden:

  1. Der Kampf kirchlich-liberaler Parlamentarier für Liberalisierung oder Aufhebung der konstitutionellen Monarchie
    Dekan Gottlieb Fecht, Pfarrer Karl Zittel, Pfarrer Georg Friedrich Schlatter

  2. Der Einsatz von Laien für sozial Schwache aus christlicher Verantwortung
    Frau Galeriedirektor Henriette Frommel, Carl Mez

  3. Der Widerstand kirchlich gebundener Konservativer gegen eine bindungslose Kultur- politik der Liberalen
    Oberkirchenrat und Pfarrer Karl August Mühlhäußer, Pfarrer Wilhelm Karl

  4. Frauenbewegung und Nationalismus
    Freifrau Marie Luise Marschall von Bieberstein, Die Anfänge des Deutschen Frauenbundes, Geheimer Oberkirchenrat Theodor Friedrich Mayer, Pfarrer Hermann Teutsch

  5. Religiöse Sozialisten aus christlichem Gewissen
    Pfarrer Erwin Eckert, Pfarrer Heinz Kappes

Der Ausstellungskatalog enthält neben den Exponatbeschreibungen sechs Aufsätze, die sich längsschnittartig mit dem Thema Protestantismus und Politik in Baden in der Zeit 1819-1933 auseinandersetzen. Der Ausstellungskatalog ist zum Preis von DM 29,- in der Badischen Landesbibliothek erhältlich.


Die Aesop-Fabeln von der Antike bis zur Aufklärung

Eine Ausstellung der Badischen Landesbibliothek

4.9.-12.10.1996

Mo-Fr 8-18, Do 8-20, Sa 9.30-12.30 Uhr

Eintritt frei

Aus Anlaß der Faksimilierung des sog. "Ulmer Aesops" (Heinrich Steinhöwel, Aesopus: Vita et Fabulae, Ulm 1476, lateinisch mit deutscher Übersetzung, altkoloriert) durch den Verlag Edition Libri zeigt die Badische Landesbibliothek neben den Faksimileblättern der Ulmer Ausgabe aus dem Bestand der Bibliothek Beispiele anderer illustrierter Aesop-Ausgaben aus fünf Jahrhunderten, u.a. Ausgaben der Fabeln von Jean de Lafontaine, Fabelausgaben aus der Zeit der Aufklärung, Ausgaben des Reineke Fuchs, Schulbuchausgaben usw. Als quasi zeitloses Thema sind Fabeln auch bis zum heutigen Tage Gegenstand der modernen Buchillustration.

Der "Ulmer Aesop" wird als eines der schönsten deutschen Bücher aller Zeiten gerühmt. Von der mit 191 Holzschnitten illustrierten Inkunabel sind nur zwei Originale erhalten. Der Übersetzer und Arzt Heinrich Steinhöwel (1412-1482/83) stammt aus dem schwäbischen Weil und trat 1450 seine Stelle als Stadtarzt in Ulm an. Er unternahm als erster das Wagnis, die lateinischen Fabeln in Prosa in die deutsche Volkssprache zu übersetzen. Der Drucker dieser Ausgabe war Johannes Zainer, der einem Reutlinger Geschlecht entstammt und seinen Beruf in Straßburg erlernte. 1472 richtete er in Ulm eine eigene Druckwerkstatt ein, als er in Heinrich Steinhöwel einen finanzkräftigen Gönner und Auftraggeber gefunden hatte.



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