Zugänglichkeit und Nutzung der EUCOR-Bibliotheken für behinderte Studierende
Zusammenfassung:
Zur Bibliotheksbenutzung benötigen behinderte Studierende zusätzlich räumliche und technische Unterstützung. Eine Umfrage unter den EUCOR-Bibliotheken soll aufzeigen, inwieweit die einzelnen Bibliotheken behindertengerecht ausgestattet sind. Gerade bei der Studienortwahl sollte die lokale Ausstattung der Bibliothek berücksichtigt werden, da ihr für den Studienverlauf eine zentrale Bedeutung zukommt.
Die Untersuchung ergab, daß jeweils im Einzelfall entschieden werden muß, ob eine Bibliothek für die individuelle Behinderung geeignet erscheint.
Pour utiliser les bibliothèques, les étudiants handicapés ont besoin d'une assistance complémentaire, tant pour leur déplacements que pour leurs recherches. Une enquête réalisée auprès des bibliothèques EUCOR doit établir jusqu'où chaque établissement est allé dans ses équipements adaptés aux handicapés. L'amémagement local de la bibliothèque devrait être pris en considération au moment du choix du lieu des études, étant donné la place centrale qui lui revient dans le déroulement de celles-ci. L'enquête a montré que pour chacque cas individuel on doit examiner si la bibliothèque apporte une réponse appropriée.
1. Einleitung
Dienstleistungseinrichtungen wie Bibliotheken sind für Studierende - behinderte wie nichtbehinderte - eine zentrale Voraussetzung für ein zügiges und erfolgreiches Studium. Bereits bei der Wahl des Hochschulorts ist es gerade für behinderte Studierende wichtig, daß die Zugänglichkeit, die technische Ausstattung, aber auch die mediale und persönliche Kommunikation sichergestellt sind.
Unter dem Gesichtspunkt des Zusammenwachsens der europäischen Staaten zu einem politischen, wirtschaftlichen und bildungspolitischen Verbund gewinnt die Mobilität von Studierenden zunehmend an Bedeutung. Auslandserfahrungen und Auslandsstudium zählen zu den herausragenden positiven Punkten bei der Berufskarriere. Auch hier dürfen Behinderte nicht nachstehen.
Die Ergebnisse der folgenden Untersuchung sollen die Ausstattung der EUCOR-Bibliotheken für behinderte Studierende aufzeigen. Hierzu wurde eine Umfrage unter den EUCOR-Bibliotheken durchgeführt. Der von der Universitätsbibliothek Karlsruhe in Zusammenarbeit mit dem Studienzentrum für Sehgeschädigte der Universität Karlsruhe entwickelte Fragebogen umfaßt die Themenbereiche Bibliotheksstruktur, Lage und Zugänglichkeit des Gebäudes, Dienstleistungen in der Bibliothek sowie weitere Unterstützungsangebote zum Beispiel in Form eines Blindenarbeitsplatzes.
Folgende sechs EUCOR-Bibliotheken - bei denen ich mich für ihre Zusammenarbeit bedanken möchte - beantworteten den Fragebogen:
2. Die Ergebnisse im Überblick
An der Umfrage beteiligten sich eine Landesbibliothek und mehrere Universitätsbibliotheken, die sehr unterschiedliche Bibliotheksstrukturen aufweisen. So gibt es einerseits einschichtige Bibliothekssysteme mit Zentralgebäude oder gesplittet in mehrere Gebäude innerhalb eines Campus', andererseits mehrschichtige Bibliothekssysteme mit Zweigstellen, externen Lehrbuchsammlungen, Fakultätsund Institutsbibliotheken sowie Außenstellen. Diese heterogenen Bibliothekssysteme können bei der Auswertung nicht berücksichtigt werden, da die auf dem Fragebogen gemachten Angaben sich nur auf das oder die Hauptgebäude einer Bibliothek beziehen.
Die Auswertung zeigt, daß in fast allen untersuchten Bibliotheken
eine mehr oder weniger behindertengerechte Ausstattung angetroffen werden
kann.
Auch die Erreichbarkeit der einzelnen Bibliotheken mit
öffentlichen Verkehrsmitteln ist gewährleistet, da alle
Gebäude über Haltestellen öffentlicher Verkehrsmittel in
unmittelbarer Nähe verfügen. Zusätzlich bieten der
überwiegende Teil der Verkehrsbetriebe Niederflurwagen an.
Darüber hinaus verfügen vier Bibliotheken über
Behindertenparkplätze direkt am Gebäude.
Die Zugänglichkeit der Bibliotheksgebäude für Rollstuhlfahrer ist mit einer Ausnahme gegeben. Allerdings müssen manche Bibliotheken aus technischen Gründen einen Neben- oder Seiteneingang anbieten.
Bei der sanitären Ausstattung fällt auf, daß fast alle Bibliotheken in mindestens einem Gebäude behindertengerecht eingerichtet sind.
Bei der Benutzung von Bibliotheksdienstleistungen treten je nach Behinderung und dem bereits vorhandenen Unterstützungsangebot Einschränkungen auf. So können in zwei Bibliotheken bestimmte Etagen von Rollstuhlfahrern nur über interne Aufzüge erreicht werden. Auch höher gelegene Regalböden sind für rollstuhlfahrende und sehbehinderte Studierende Problemfelder.
Dies gilt ebenfalls bei Zettelkatalogen, deren Katalogschübe zum Einsehen nicht herausnehmbar sind.
Erfreulicher, insbesondere für sehgeschädigte und in ihrer Mobilität eingeschränkte Bibliotheksbenutzer ist, daß alle Bibliotheken bereits einen EDV-Katalog anbieten oder planen. Soweit die EDV-Kataloge bereits in Einsatz sind, werden sie auch campusweit von dezentralen Plätzen aus angeboten.
Ein weiterer Fortschritt für behinderte Studierende wird der WWW-OPAC aller EUCOR-Bibliotheken sein, der an der Universitätsbibliothek Karlsruhe zur Zeit entwickelt wird. Ein Internet-Katalog bedeutet für die behinderten Studierenden, daß ein Teil der Bibliotheksnutzung von zu Hause aus, in individueller Arbeitsumgebung mit dem auf sie zugeschnittenen Unterstützungsangebot, absolviert werden kann.
Zur Bestellung der beispielsweise im EUCOR-OPAC via Internet recherchierten Literatur, muß dann - bis auf eine Ausnahme - die jeweilige Bibliothek aufgesucht werden. Meistens erfolgt dann die Bestellung über Computerarbeitsplätze in der Bibliothek. Laut Umfrage gibt es in allen Bibliotheken behindertengerecht aufgestellte PCs.
Zusätzlich können zwei Bibliotheken spezielle Computerarbeitsplätze mit sehgeschädigtengerechter Ausstattung, wie Braillezeile, Sprachausgabe, Scanner, Handscanner, Braille- und Laserdrucker sowie Großbilddarstellung zur Verfügung stellen.
Besonders hervorzuheben ist, daß alle Bibliotheken auf die Unterstützungsbereitschaft ihres Personals hinweisen und teilweise auch Ansprechpartner benannt haben.
3. Beschreibung der EUCOR-Bibliotheken im Einzelnen
Die Universitätsbibliothek besteht aus einem Hauptgebäude und
Zweigbibliotheken in drei weiteren Gebäuden. Ferner existieren noch
30 Institutsbibliotheken.
Im Folgenden soll nur auf das
Zentralgebäude eingegangen werden:
Eine Haltestelle für öffentliche Verkehrsmittel befindet sich in unmittelbarer Nähe (150 m). Das Gebäude besitzt einen Seiteneingang für Rollstuhlfahrer.
Eine behindertengerechte Toilette ist vorhanden.
Der Lesesaal, der Freihandbereich und die z. T. offenen Magazine sind für Rollstuhlfahrer erreichbar. Der EDV-Katalog und die Ausleih-Bestellung sind für Rollstuhlfahrer zugänglich und werden auch dezentral angeboten.
Die Zentralbibliothek befindet sich im geisteswissenschaftlichen Zentrum der Universität. Im naturwissenschaftlichen Institutsviertel sind die Außenstelle der Lehrbuchsammlung sowie ein Teil der Fakultätsund Institutsbibliotheken angesiedelt. Insgesamt gibt es 10 Fakultäts- und 55 Institutsbibliotheken.
Die UB ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Niederflurwagen) gut zu erreichen (100 m). Behindertenparkplätze befinden sich in der Tiefgarage des Gebäudes. Der Eingang ist rollstuhlgerecht. In den Lesesaalstockwerken des 4. und 5. OG sind behindertengerechte Toiletten.
Die UB ist für Behinderte nicht uneingeschränkt zugänglich, da für die Nutzung der offenen Magazine ein interner Aufzug benutzt werden muß. Im Lesesaal des 4. OG. ist ein Behindertenarbeitsplatz vorhanden. Er ist sehgeschädigtengerecht mit Braillezeile, Sprachausgabe, Handscanner, Automatic-Scanner, Braille-Drucker und Laserdrucker ausgestattet. Von diesem Arbeitsplatz, aber auch von dezentralen Computerarbeitsplätzen, ist der EDV-Katalog und das Ausleihmodul erreichbar.
Die Einweisung in die selbständige Nutzung des elektronischen Behindertenarbeitsplatzes erfolgt unter Mithilfe von studentischen Hilfskräften.
Ansprechpartner der Universität Freiburg:
Bruno Zimmermann
Beauftragter der Universität für die Belange behinderter Studierender
Wilhelmstr. 26
79098 Freiburg
Tel: (0761) 203-4246
Ansprechpartner der Universitätsbibliothek Freiburg:
Dr. Ekkehard Arnold
Leiter des Dezernats Benutzung in der UB
Universitätsbibliothek Freiburg
Postfach 1629
79016 Freiburg
Tel: (0761) 203-3964
Die UB ist eine wissenschaftliche Universalbibliothek mit Schwerpunkten in den Naturwissenschaften, der Technik und den Wirtschaftswissenschaften. Die Versorgung der geisteswissenschaftlichen Fakultäten mit entsprechender Literatur wird von der Badischen Landesbibliothek (s.u.) abgedeckt.
Neben der zentralen Universitätsbibliothek und den Fachbibliotheken Chemie und Physik gibt es noch 140 größere und kleinere Bibliotheken der Fakultäten und Institute.
Die UB kann über öffentliche Verkehrsmittel (Niederflurwagen) erreicht werden (500 m) und verfügt über Parkmöglichkeiten am Gebäude.
Der Eingang kann von Rollstuhlfahrern nur mit zwei Helfern überbrückt werden.
Eine entsprechende sanitäre Ausstattung ist nicht vorhanden.
Die Empore des Lesesaals ist nur über einen internen Aufzug zu erreichen.
Im Zeitschriftenlesesaal befindet sich ein Computerarbeitsplatz für Sehgeschädigte, mit Braillezeile, Großbild- und Sprachausgabe sowie einem Scanner. Die Einweisung erfolgt über das Studienzentrum für Sehgeschädigte der Universität.
Der Katalog und das Ausleihsystem sind über WWW erreichbar.
Ansprechpartner der Universität Karlsruhe:
Joachim Klaus
Beauftragter der Universität für die Belange behinderter Studierender
Engesser Straße 4
76131 Karlsruhe
Tel.: 0721/608-2760
Ansprechpartnerin der Universitätsbibliothek Karlsruhe:
. Tangen
Postfach 6920
76049 Karlsruhe
Tel.: 0721/608-3107
Die Landesbibliothek liegt verkehrsgünstig im Stadtzentrum und versorgt die Studenten der geisteswissenschaftlichen Fakultäten der Universität Karlsruhe mit entsprechender Literatur. Eine Haltestelle für öffentliche Verkehrsmittel ist in 500 m Entfernung; teilweise werden auch Niederflurwagen eingesetzt.
Das Gebäude ist für Rollstuhlfahrer gut zugänglich, allerdings liegt der behindertengerechte Eingang aus technischen Gründen hinter dem Haupteingang.
Es sind behindertengerechte Toiletten vorhanden.
Die Bibliothek bietet die Hälfte ihres Bestandes in offenen Magazinen an. Für die Bestellung aus dem geschlossenen Magazin steht für Rollstuhlfahrer ein Terminalarbeitsplatz im Katalogbereich zur Verfügung.
Ansprechpartnerin der Badischen Landesbibliothek, Karlsruhe:
Dr. Ursula Bernhardt
Badische Landesbibliothek
Erbprinzenstraße 15
76133 Karlsruhe
Tel: (0721) 175-2230
Die Universitätsbibliothek ist auf acht Gebäude verteilt, davon befindet sich die eine Hälfte zentral auf dem Campus und die andere außerhalb. Zusätzlich existieren 23 Institutsbibliotheken, die im weiteren nicht näher behandelt werden.
Die gesamte Universitätsbibliothek ist über öffentliche Verkehrsmittel - maximale Entfernung 200 Meter - gut zu erreichen.
Drei Bibliotheksgebäude können einen Behindertenparkplatz anbieten, einer davon direkt am Gebäude.
Nur die Hälfte der Bibliotheksgebäude weisen einen rollstuhlgerechten Eingang auf.
Lediglich zwei verfügen über behindertengerechte Toiletten.
Die einzelnen Gebäude weisen eine unterschiedliche Benutzungsorganisation auf, doch scheinen in der Regel alle Dienste auch für Behinderte erreichbar zu sein.
In einem Bibliotheksgebäude existiert ein Behindertenarbeitsplatz.
Die Einrichtung eines kollektiven Kataloges ist nahezu beendet und wird von den angeschlossenen Bibliotheken aus erreichbar sein.
Ansprechpartner der Université Louis Pasteur, Strasbourg:
Le Président de l'Université Louis Pasteur
4, rue Blaise Pascal
67070 Strasbourg
Tel.: 88.41.60.00
Ansprechpartner der Universitätsbibliothek:
Iris Reibel
ULP SCD
2, rue Blaise Pascal
67070 Strasbourg
Tel: 88.45.99.20
Die Universitätsbibliothek besteht aus fünf einzelnen Gebäuden, von denen jedes Bibliotheksgebäude zentral auf "seinem" Campus liegt.
Alle Bibliotheksgebäude weisen Haltestellen für öffentliche Verkehrsmittel - die auch von Rollstuhlfahrern benutzbar sind - in unmittelbarer Nähe aus.
Behindertenparkplätze sind direkt an den Gebäuden vorhanden.
Rollstuhlgerechte Gebäudeeingänge sowie behindertengerechte Toiletten sind vorhanden.
Die Einzelbibliotheken besitzen ein geschlossenes Magazin. Der EDV-Katalog ist von dezentralen Arbeitsplätzen zugänglich.
Neben der vorliegenden Befragung zur Situation behinderter Studierender an EUCOR-Bibliotheken gibt es eine "Checkliste der Bedürfnisse behinderter Studierender". Diese wurde im Rahmen von FEDORA - Forum Européen de l'Orientation Académique/European Forum for Student Guidance und seiner Arbeitsgruppe "Handi" in Verbindung mit dem HELIOS-Projekt der Europäischen Kommission erstellt. In der Checkliste nehmen Fragen zu den Hochschulbibliotheken einen zentralen Platz ein, um den behinderten Studierenden, die ein Auslandsstudium planen, weitere Hilfestellungen zu kommen zu lassen.