Charlotte Wiedemann plädiert in ihrem Buch für ein grundlegendes Umdenken in der deutsch-europäischen Erinnerungskultur. Welche Opfer sind uns nahe, welche bleiben fern und stumm? Welches Leid hat Stimme, welcher Schmerz spricht zur Welt? Erinnerungskulturen sind geprägt vom globalen Machtgefüge; manche Genozide, etwa in Kambodscha, blieben im Hinterhof der Weltgeschichte.
Die Autorin bringt zwei persönliche Anliegen in einen Dialog: Sensibilität und Verantwortung für die Shoah bewahren und eurozentrisches Geschichtsdenken überwinden. So haben Millionen Kolonialsoldaten gegen Nazi-Deutschland gekämpft, aber bis heute denken wir die Befreiung vom Nationalsozialismus nicht mit der Freiheit und Würde des kolonisierten Menschen zusammen. Parallel zu den Nürnberger Prozessen wurden in den Kolonien nie geahndete Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen – eine moralische Asymmetrie, die bis heute andauert.
Evangelische Hochschule Freiburg, Prof. Dr. Isabelle Ihring
Africa Centre for Transregional Research (ACT), Universität Freiburg; Arnold-Bergstraesser-Institut (ABI), Freiburg; De/Coloniality Now, Universität Freiburg; Evangelische Studierendengemeinde (ESG) Freiburg; Forum Friedensethik in der Evangelischen Landeskirche in Baden; jos fritz buchhandlung; pax christi Freiburg; Pädagogische Hochschule Freiburg; Universitätsbibliothek Freiburg; zusammen leben e.V., Freiburg
Charlotte Wiedemann, geboren 1954, Autorin von Büchern, Essays und Reportagen zu internationalen Themen – viele Jahre mit dem Schwerpunkt „Islamische Lebenswelten“. Publikationen in Geo, Die Zeit, Le Monde Diplomatique, Qantara (Portal für den Dialog mit der Islamischen Welt), Südlink, Blätter für deutsche und internationale Politik, NZZ u.a. – Kolumnistin der taz. Vorträge zu interkulturellen Themen, postkolonialem Denken und Erinnerungskultur. Seit 2020 Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Leibniz-Zentrums Moderner Orient.
Die Lesung findet ab 19 Uhr im Veranstaltungssaal, 1. OG (Parlatorium) statt.
Sie sind herzlich eingeladen!
Universitätsbibliothek Freiburg, Veranstaltungssaal 1. OG (Parlatorium)
18. September 2023, 19-21 Uhr
Veranstaltet von der Evangelischen Hochschule Freiburg in Kooperation mit zahlreichen Mitveranstalter*innen