Der Begriff „Predatory Publishing“ bezeichnet betrügerische Publikationspraktiken vorgeblich wissenschaftlicher Verlage. „Predatory Journals“, „Fake Journals“, „Pseudo Journals“ oder „räuberische Zeitschriften“ sind Online-Fachzeitschriften, die eine Relevanz innerhalb einer Wissenschaftsdisziplin nur vortäuschen. Sie versuchen durch zum Teil aggressive Methoden, Autorinnen und Autoren für Beiträge zu gewinnen, und verlangen von diesen teilweise sogar hohe Publikationsgebühren (sogenannte Article Processing Charges/APCs). Eine angemessene Qualitätskontrolle (z. B. durch Peer Review) der eingereichten Artikel wird nicht durchgeführt. Die in „Predatory Journals“ publizierten Beiträge sind in der Regel weder dauerhaft verfügbar, noch in maßgeblichen wissenschaftlichen Datenbanken nachgewiesen. Damit sind sie für andere Forschende oder die interessierte Öffentlichkeit nicht zuverlässig auffindbar.
Die Zahl der „Predatory Journals“ ist in den letzten Jahren zwar deutlich gestiegen, gemessen an der Gesamtzahl aller wissenschaftlichen Zeitschriften weltweit ist ihr Anteil jedoch mit geschätzten ein bis zwei Prozent noch immer gering.
In diesem Kontext ist auch auf sogenannte „Predatory Conferences“ bzw. Scheinkonferenzen hinzuweisen. Auch hier werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gegen teilweise hohe Teilnahmegebühren zu vorgeblichen Fachkonferenzen eingeladen, die jedoch keinem wissenschaftlichen Anspruch gerecht werden.
Predatory Journals machen sich den besonders auf Nachwuchswissenschaftlern lastenden Veröffentlichungsdruck zunutze. Sie laufen den internationalen Standards guter wissenschaftlicher Praxis zuwider, indem sie nicht oder nur unzureichend geprüfte und zuweilen fragwürdige Inhalte veröffentlichen. Damit untergraben sie letztendlich die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft und des wissenschaftlichen Publizierens. Das Publizieren in Predatory Journals kann sich für einen Forschenden unter Umständen rufschädigend auswirken, auch wenn der dort publizierte Artikel selbst von hoher wissenschaftlicher Qualität ist. Ebenso ist bei der Rezeption und beim Zitieren von Artikeln aus Predatory Journals Vorsicht geboten.
Predatory Journals geben sich den Anschein seriöser Fachzeitschriften. Sie sind nicht immer auf den ersten Blick als betrügerisch zu erkennen. Oft ähneln Titel und Webauftritt einer solchen Zeitschrift sehr stark renommierten Organen. Häufig wird zudem mit einem vermeintlich hohen Impact-Faktor geworben, um Qualität vorzutäuschen. Auch finden sich immer wieder Hinweise auf ein internationales Herausgebergremium, das aber unter Umständen gar nicht existiert. Es sind sogar Fälle bekannt, in denen Personen ohne ihr Wissen als Herausgeber benannt wurden. Predatory Journals nehmen zu potentiellen Autorinnen und Autoren meistens über Werbe-Mails (teilweise ohne namentliche Anrede und häufig ohne direkten Bezug zum Fachgebiet der Adressaten) Kontakt auf. Typisch ist auch das Versprechen, einen Artikel innerhalb kürzester Zeit zu publizieren.
Um ein versehentliches Veröffentlichen in einem Predatory Journal zu vermeiden, sollte man im Vorfeld auf einige charakteristische Merkmale achten. Eine erste Einschätzung ermöglicht das Directory of Open Access Journals (DOAJ), in dem nur qualitätsgesicherte Open-Access-Zeitschriften verzeichnet sind. Folgende nützliche Kriterien zur Einschätzung der Qualität einer wissenschaftlichen Zeitschrift sind der Initiative „Think Check Submit“ entnommen:
Predatory Journals sind oft erst in der Summe mehrerer Merkmale als solche zu identifizieren. Eine Bewertung sollte daher immer differenziert und einzelfallbezogen erfolgen. Sprechen Sie im Zweifelsfall mit Ihren Fachkolleginnen und -kollegen oder kontaktieren Sie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universitätsbibliothek. Bitte beachten Sie jedoch, dass diese Auskünfte keine verbindliche Rechtsberatung im eigentlichen Sinn darstellen.
Seriöse Wissenschaftsverlage finanzieren Open Access-Zeitschriften mit einem etablierten Qualitätssicherungsverfahren häufig über Publikationsgebühren (sog. Article Processing Charges/APCs). Dieses Geschäftsmodell machen sich leider zunehmend auch Raubverlage zu eigen, allerdings in betrügerischer Absicht.
Vor diesem Hintergrund ist aktuell eine Debatte um die Frage entstanden, ob bzw. inwieweit die Transformation zum Open Access die Etablierung von „Predatory Journals“ begünstigt. Die Universitätsbibliothek Freiburg, wie die wissenschaftlichen Bibliotheken allgemein, legt bei der Auswahl und Bereitstellung von Zeitschriften großen Wert auf ein etabliertes Qualitätssicherungsverfahren (z. B. Peer Review). Derartige Qualitätskriterien gelten selbstverständlich auch für den über die DFG geförderten Open-Access-Publikationsfonds der Universität. Freiburger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können daraus nur für solche Publikationen Mittel zur Finanzierung von APCs beantragen, die nachweislich in geprüften Open-Access-Zeitschriften erscheinen. Auch in den Verhandlungen mit den Verlagen Elsevier, SpringerNature und Wiley im Rahmen der Allianzinitiative „DEAL – Bundesweite Lizenzierung von Angeboten großer Wissenschaftsverlage“ wird nicht nur eine Freischaltung der Veröffentlichungen von Wissenschaftlern aus Deutschland im Open Access, sondern auch eine konsequente Fortführung der etablierten Qualitätssicherung gefordert.