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10.01.2024
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Außergewöhnlicher Buchfund

Im Rahmen eines gemeinsamen Digitalisierungsprojektes zwischen der Universitätsbibliothek und dem Augustinermuseum Freiburg konnte das Handexemplar Johann Georg Jacobis zu seiner Freiburger Ästhetik-Vorlesung identifiziert werden.

Johann Georg Jacobi (1740–1814) wurde im Jahre 1784 auf den Lehrstuhl für Schöne Künste und Wissenschaften der Philosophischen Fakultät an der Freiburger Universität berufen. Als Dichterprofessor weithin bekannt, blieb er der Universität bis zu seinem Tod eng verbunden. Er war – als erster Protestant – mehrfach Rektor und setzte sich beim Herrschaftswechsel des Breisgaus an das Großherzogtum Baden nach 1803 vehement für den Erhalt der Freiburger Universität ein. Dass Jacobi als akademischer Lehrer eine ganze Generation von Studenten prägte, so unter anderem den jungen Karl von Rotteck, ist bekannt. 

Ein genaueres Bild seiner praktischen Lehrtätigkeit hatte man aber bislang nicht. Einen neuen und vertieften Einblick verspricht nun der bemerkenswerte Fund eines reich annotierten Handexemplars aus Jacobis Besitz, das sich bei der Erschließung des im Augustinermuseum Freiburg verwahrten Buchbestands fand: Bei dem Band handelt es sich um Johann August Eberhards Theorie der schönen Wissenschaften in der Ausgabe Halle 1783, ein sogenanntes ›durchschossenes Exemplar‹, in das zwischen die Druckseiten jeweils leere Blätter eingebunden sind. Das Buch – und vor allem die Leerseiten – nutzte Jacobi möglicherweise über einen längeren Zeitraum für immer wieder neue, zahlreiche Einträge. Sie reichen von kleinen bibliographischen Ergänzungen über kritische Zusätze bis hin zur Neuformulierung ganzer Abschnitte. Es besteht kein Zweifel daran, dass Jacobi genau dieses Exemplar seinen semesterweise wiederholten Ästhetik-Vorlesungen an der Universität zugrunde gelegt hat. Der Fund ermöglicht neue universitäts- wie wissenschaftsgeschichtliche Rückschlüsse auf die Ästhetik der Spätaufklärung im deutschen Südwesten. Das Exemplar liegt mittlerweile als Volldigitalisat vor: https://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/eberhard1783. Eine genauere Auswertung und Aufbereitung wird derzeit vorbereitet.

Der Fund ist besonders interessant, da die Universitätsbibliothek Freiburg zwar im Besitz des Nachlasses von Johann Georg Jacobi ist, seine private Bibliothek jedoch bisher nicht identifiziert werden konnte.

Achim Aurnhammer (Deutsches Seminar), Dieter Martin (Deutsches Seminar), Antonia Ingelfinger (Augustinermuseum), Marcus Schröter (Universitätsbibliothek), Christine Schulte (Deutsches Seminar)
Kontakt: Antonia.Ingelfinger@stadt.freiburg.de