Common Ground

British-muslimische Identitäten - Fotografische Aspekte

Common Ground entstand zwischen 2001 und 2003 im Auftrag des British Council und dokumentiert in einer Fülle von Arbeiten die Vielfalt muslimischen Lebens in Großbritannien. 

Acht KünstlerInnen bzw. Künstlergruppen näherten sich der Thematik mit unterschiedlichsten Techniken, Formaten und Perspektiven, so dass Common Ground die Bandbreite fotografischer Praxis (von der sozialdokumentarischen Abbildung über Landschaftsimpressionen und Portraitbilder bis hin zu konzeptuellen und experimentellen Techniken) reflektiert.

Veranstaltungsreihe im Rahmen der Ausstellung:
Muslimische Identitäten in Freiburg

Die Künstler

Für Clement Cooper, der eine Portraitserie von Kopftuch tragenden Schulmädchen produziert hat, steht das Einfangen der Individualität seiner Figuren im Mittelpunkt. Auch Suki Dhanda widmet sich muslimischer Identität in einer Serie, allerdings mit immer derselben Figur eines Mädchens, das in typischen Lebenssituationen abgelichtet wird. Dhanda nutzt große Formate und Farbbilder, aus denen die Selbstverständlichkeit der jungen Figur im Umgang mit zwei verschiedenen Lebenswelten spricht. 

Sam Piyasena zeigt einzelne Farbporträts zum Islam konvertierter Briten, die im Zusammenspiel mit Objekten posieren, sowie ein Dyptichon verschiedener Besucher eines modernen Londoner Clubs für Muslime und Nichtmuslime. 

Die Arbeiten von Sam Piyasena und Tim Smith sowie die Aufnahmen des Belle Vue Studio sind im Haus für Film und Literatur ausgestellt.

Eine weitere Porträtserie präsentieren Amyandtanveer (auf frei hängenden Transparenten), die prominente britisch-muslimische Musiker an Orten abgelichtet haben, mit denen sich die Figuren besonders verbunden fühlen. Rehan Jamil beleuchtet die Typologie religiöser Stätten und Moscheen und ihr Zusammenspiel mit den Kontexten, die sie umgeben.

Die Sichtbarkeit muslimischer Gemeinschaften in Großbritannien, aber auch ihre Geschichtlichkeit, wird von Tim Smith dokumentarisch beleuchtet. Seine Schwarzweißfotografien widmen sich Figuren, die nach dem 2. Weltkrieg aus Südasien als Arbeitskräfte nach Großbritannien kamen, und ihren im Vereinigten Königreich geborenen Nachkommen. Dieser Aspekt wird ergänzt durch eine Reihe von Archivaufnahmen des Belle Vue Studio in Bradford. Auf den Bildern aus den 1950er und 1960er Jahren erscheinen junge muslimische Einzelfiguren und Familien in repräsentativen Posen.

Eine gesellschaftskritische Perspektive bieten Anthony Lams Arbeiten, in denen er Bilder englischer Schauplätze (die nichts mit dem immer noch verbreiteten "grüne Heide und Herrenhaus"-Idyll gemeinsam haben) mit einschlägigen Wendungen aus integrationspolitischen Texten versetzt. Er hinterfragt die schillernde Rhetorik einer halbherzigen Integrationspolitik und versucht, den Blick heutiger Einwanderer (oft politische Flüchtlinge und sogenannte "illegals") einzunehmen. Jagtar Semplays Farbbilder von Muslimen jeden Alters in den unterschiedlichsten Kontexten werfen Fragen auf, vor allem die eine: Gibt es überhaupt einen gemeinsamen Boden, einen common ground?

Ein Diskurs...

Vielleicht ist dieser gemeinsame Boden tatsächlich nicht so sehr innerhalb einer religiösen Gemeinschaft oder nationaler Grenzen zu sehen, als vielmehr in der universellen Identitätssuche des Individuums. Die Untersuchung muslimischer Erfahrung in Common Ground steht exemplarisch für die größere Frage, wie sich gestalten Identität und Subjektivität in einer sich neu ordnenden, postmordernen Welt, von der Großbritannien nur ein kleiner Teil ist. Diesem Anspruch entsprechend ist die Ausstellung als work in progress konzipiert.

Common Ground tourte bereits durch Indonesien, Malaysia und die Golfstaaten und war zuletzt in St. Petersburg zu sehen. Seit ihrer Entstehung in Britannien wurde die Ausstellung auf jeder Tour um Werke lokaler Künstler erweitert. Sie ist daher eine Aufforderung zum internationalen, interkulturellen Dialog. Obwohl sich gerade im westeuropäischen Raum Diskurse über den "Dialog der Kulturen", den "Dialog mit dem Islam" und muslimisches Leben ausbreiten, ist ein vergleichbares Projekt hier bislang nicht in Sicht. Freiburg ist der erste westeuropäische Ausstellungsort.

Universität Freiburg

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