Die Sammlung „Nationalismus und Militarismus in Deutschland“ umfasst 1.053 historische Lied- und Bildpostkarten vornehmlich aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Sie stammen aus dem Nachlass von Heiner Wißler (1947–2021), der Lehrer an der IGS (integrierte Gesamtschule) in Göttingen-Geismar war. Er hat zur Geschichte des sogenannten „Deutschlandliedes“ eine umfangreiche Sammlung angelegt, die sich heute im Zentrum für Populäre Kultur und Musik befindet (Archivsignatur S 0423).
Ausgehend von der Sortierung des Sammlers wurden für die Online-Präsentation der Bildpostkarten vier Kategorien gebildet: 1. Karten zum Deutschlandlied, 2. Karten zu anderen nationalen Liedern wie „Die Wacht am Rhein“, 3. nationale Gruß- und Spruchkarten und 4. Motivpostkarten, die beispielsweise Denkmäler oder einzelne Städte zeigen. In der letztgenannten Kategorie sind auch Bildpostkarten zum Langemarck-Mythos enthalten.
Im Ersten Weltkrieg hatten Bildpostkarten zweierlei Funktionen: Sie dienten der Kommunikation wie der Propaganda. Die Karten wurden millionenfach hergestellt und verschickt, nur selten wurde zeitgenössisch der damit verbundene Geschäftspatriotismus, der billige Humor oder auch der Hohn über die Gegner kritisiert. Wichtig ist, dass die nationale und militaristische Propaganda im Kaiserreich zwar erwünscht war, aber der Staat keineswegs als Akteur auftrat: Die Hersteller der Bild- und Liedpostkarten waren zumeist Unternehmen; sie waren also auf Nachfrage durch die Kundschaft angewiesen. Inwieweit sich die Schreiber*innen solcher Karten im Einzelnen mit den nationalistischen und militaristischen Inhalten identifizieren, muss offenbleiben.
Das Zentrum für Populäre Kultur und Musik präsentiert diese Karten als historische Quellen. Sie sind als Zeugnis für die Kriegspropaganda im Ersten Weltkrieg zu lesen und entsprechend kritisch einzuordnen.